Deutlicher Rückgang bei Amphibien2019 hat sich die Zahl der erfassten Amphibien mehr als halbiert.

Im beginnenden Frühjahr stellen die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg die Amphibienschutzzäune auf. An den Wanderschwerpunkten werden so Kröten, Frösche und Molche vor dem Überfahren gerettet. Gleichzeitig erfassen die Ranger*innen alle Tiere in den Fangeimern nach Art und Geschlecht, bevor sie über die Straße gesetzt werden und ihren Weg zu den Laichgewässern fortsetzen. Das Ergebnis dieser Zählung: 2019 hat sich die Zahl der erfassten Amphibien im Vergleich zu den Vorjahren mehr als halbiert. Dieser dramatische Rückgang deutet darauf hin, dass die Tiere stark unter der extremen Trockenheit der beiden Vorjahre leiden.

Die Naturwacht stellt landesweit 36 Amphibienzäune mit einer Gesamtlänge von 11,5 Kilometern zu Beginn der Amphibienwanderung im Frühjahr auf. "Sobald die Nachttemperaturen über 6 Grad Celsius erreichen und es zudem regnet, machen sich die meisten Arten auf den Weg zu ihren Laichgewässern", erklärt Britta Schmidt, Leiterin der Naturwacht Brandenburg.

Über mehrere Wochen betreuen die Rangerinnen und Ranger in Zusammenarbeit mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern die 30 Zentimeter hohen Schutzzäune. Täglich kontrollieren sie die Fangeimer und erfassen alle Amphibien. "Häufig müssen die Tiere stark befahrene Straßen auf ihrem Weg zum Laichgewässer überqueren. Ohne die Schutzzäune würde ein Großteil überfahren", erklärt Britta Schmidt. 

Extreme Trockenheit wohl Hauptursache für Amphibienrückgang

Die Ursachen für den Rückgang sind mitunter sehr unterschiedlich. Die Betrachtung der Gesamtstatistik deutet darauf hin, dass vor allem die extreme Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 den Tieren spürbar zu schaffen macht. "Die meisten Arten ziehen nur zum Laichen im Frühjahr ins Gewässer. Den Rest des Jahres verbringen sie in den umliegenden, feuchten Lebensräumen an Land. Fällt hier über Monate kein Regen, wird es für die Tiere schwierig", so Schmidt. Kleinere Tümpel führten zudem entweder gar kein Wasser zur Laichzeit oder trockneten zu schnell aus, sodass sich die Kaulquappen nicht entwickeln konnten und allesamt verendeten. Da Insekten auf dem Speiseplan der Amphibien stehen, verschlechtert auch deren Rückgang die Lage zusätzlich.

Hoffnungslos ist die Lage gleichwohl nicht, erläutert die Naturwachtleiterin. Schwankungen bei Amphibienbeständen sind durchaus normal. In feuchten Jahren können die Zahlen auch schnell wieder steigen. Das zeigt auch die Statistik der Naturwacht. Problematisch wird es, wenn die Trockenphasen zu lang werden, wie von Wissenschaftler*innen mittel- und langfristig für Brandenburg prognostiziert. Dann drohen ganze Populationen einzubrechen und Arten auszusterben.

Wirksamen Schutz für Amphibien bieten die Wiedervernässung ihrer Lebensräume oder die Anlage und Pflege von Laichgewässern wie Feldsöllen. "Wir appellieren auch an die Angler*innen, keine Fische in Laichgewässer einzusetzen, da diese sonst den Laich und die Kaulquappen fressen", so Schmidt. Um Amphibien wirklich langfristig vor dem Verkehr zu schützen, ist die Installation von stationären Amphibientunneln das Mittel der Wahl. Für die Planung solcher Vorhaben, sind die Zaundaten der Ranger*innen von großem Wert. "So wissen die Straßenbauämter, wo Wanderschwerpunkte liegen und wo genau die Durchlässe den besten Effekt erzielen", erklärt die Naturwachtleiterin.

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Ralf Klusmeyer
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