50 Jahre Storchenschutz in der PrignitzNaturschutzpreis für ein Lebenswerk

Cumlosen - Die Fachgruppe Ornithologie des NABU Kreisverbandes Prignitz ist heute mit dem Landes-Naturschutzpreis der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg ausgezeichnet worden. Seit 1953 engagieren sich die Ehrenamtler mit beeindruckendem Erfolg für den Schutz des Weißstorchs in der Brandenburger Elbaue.

„Die Brandenburger Elbaue gilt als storchenreichste Region Deutschlands. Darum trägt die Prignitz für den Weißstorchschutz eine besondere Verantwortung. Auch Dank der ehrenamtlichen Arbeit der Fachgruppe Ornithologie des NABU Kreisverbandes können wir dieser gerecht werden“, würdigt Heike Ellner, Leiterin des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe Brandenburg, die Arbeit. Sie hatte die Gruppe für den Preis vorgeschlagen.

Eingebettet in internationale Forschung und vernetzt

Das aus der Arbeit der Fachgruppe Ornithologie hervorgegangene Monitoringsystem gilt heute als Fundament für international geltende Standards bei der Beobachtung von Großvögeln. Geleitet wird die Gruppe seit vierzig Jahren von Herbert Schulz. Schulz ist mit seinen 84 Jahren der dienstälteste ehrenamtliche Naturschützer im Landkreis Prignitz.

Gemeinsam mit seinem Sohn Falk, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Prignitz, und rund zehn weiteren Freiwilligen werden jedes Jahr im Landkreis Prignitz rund 200 Jungvögel beringt sowie fast 400 Eltern- und Jungtiere kontrolliert. Aus den jährlichen Auszählungen wuchs ein enormer Datenpool, der seit 1970 die Storchenpopulation abbildet und damit als weltweit einzigartig gilt. Langen Aufzeichnungsreihen wie dieser ist es zu verdanken, die Brisanz von Veränderungen im Vogelbestand rechtzeitig einschätzen zu können. So wird der seit 2014 zu beobachtende, rückläufige Trend in der Weißstorchpopulation als alarmierend eingeschätzt. Daher würdigt die Jury besonders die Langfristigkeit und Kontinuität der Arbeit der Prignitzer Storchenschützer – und deren große Beharrlichkeit.

Über das beeindruckende regionale Engagement hinaus ehrt die Jury auch die Internationalität des Projektes. Denn die Aktivitäten sind eingebettet in eine umfangreiche internationale Forschung. So erlaubt der Datenpool wissenschaftliche Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Arterhalt, Klimawandel und Landnutzungsveränderungen. Eine lange Liste von Beiträgen zu regionalen und internationalen Fachtagungen sowie zahlreiche Fachveröffentlichung zeigt die herausragende Vernetzung der Gruppe.

In engem Austausch mit den Menschen

Um einem weiteren Rückgang der inzwischen als gefährdet eingestuften Weißstörche aufzuhalten, setzen sich die Preisträger auch für den Nestbau und für die Nahrungssicherung ein. Dafür stehen Sie in engem Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern, landwirtschaftlichen Betrieben und Energieunternehmen. „Die Ehrenamtler kommunizieren mit Anwohnern, Behörden und Vereinen, stellvertretend sei der Storchenclub in Rühstädt genannt, auf Augenhöhe. So konnten sie in der Region viele Nistmöglichkeiten für Störche aufbauen und erhalten“, erzählt Heike Ellner.

„Auf besonderen Zuspruch stößt ihre Begeisterungsfähigkeit und ansteckende Leidenschaft, wenn sie die Storchenbetreuer über das Geschehen am Horst informieren, über die Ankunftsdaten sowie das Schlüpfen der fluffigen und hungrigen Jungstörche“, sagt Ellner. Damit trage die Fachgruppe maßgeblich zur Akzeptanz des Weißstorches bei und sensibilisiere die Menschen zusätzlich durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit für den Naturschutz.

Darüber hinaus loten die Ornithologen gemeinsam mit anderen Storchenfreunden in persönlichen Gesprächen mit Landwirten die Möglichkeiten aus, bei der Bewirtschaftung die Bedürfnisse der Vögel zu berücksichtigen. Das sei für den Schutz des Weißstorchbestandes in der Prignitz von zentraler Bedeutung, so die Biosphärenreservats-Leiterin. So würden zum Beispiel Flächen gemäht, dass die Störche für ihre Jungen in Zeiten knapper Nahrung leichter an ausreichend Beute kommen.

Die überregionale Sichtbarkeit des Storchenschutzes in der Prignitz ist zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein das Storchendorf Rühstädt zieht jährlich tausende Touristen an, die die anmutigen Vögel zwischen April und August beim Nisten aus nächster Nähe beobachten wollen. Die Arbeit der Fachgruppe liefert somit wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung der Region.

Der Naturschutzpreis des Landes

Seit 1998 zeichnet die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg richtungsweisende Leistungen im Bereich des praktischen Naturschutzes, der nachhaltigen Landnutzung oder auch in der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung mit dem Landesnaturschutzpreis aus. Darüber hinaus können auch wissenschaftliche, planerische oder wirtschaftliche Leistungen mit dem Preis geehrt werden.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet.

Seit 1995 verwaltet die Stiftung treuhänderisch die Ersatzzahlung im Land Brandenburg und setzt sie für die Förderung von Maßnahmen Dritter oder für eigene Naturschutzprojekte ein. Dabei stellt sie sicher, dass die Ersatzzahlungen wieder in die Kreise und Kommunen zurückfließen und dort zweckgebunden für Maßnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz verwendet werden. Die Gelder werden dabei oft mit finanziellen Eigenanteilen der Projektträger sowie EU-, Bundes- oder Landesmitteln kombiniert und dadurch in ihrer Wirkung vervielfacht.

Mehr als 900 Projekte mit einem finanziellen Umfang von rund 149 Millionen Euro hat die Stiftung seit ihrer Errichtung gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Stiftungsmittel in Höhe von rund 66 Millionen Euro bildeten dafür ein wichtiges finanzielles Fundament.

Die Ranger der Naturwacht sind in den fünfzehn brandenburgischen Großschutzgebieten auf mehr als 30 Prozent der Landesfläche aktiv. Als Mittler zwischen Mensch und Natur haben sie alle die gemeinsame Aufgabe, Naturschätze zu bewahren und sich für eine intakte Umwelt einzusetzen.

Für Rückfragen

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Nadine Sandowski
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331/ 971 64 853
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Fachgruppe Ornithologie
NABU Kreisverband Prignitz

Falk Schulz
Ansprechpartner
Telefon : 038794/ 20 920
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Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Dr. Heike Ellner
Leiterin
Telefon : 038791/ 980 12
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