RangerTippsNaturbeobachtungen im Winter
Lesen Sie, was Sie mit etwas Geduld und Glück in der Natur Brandenburgs entdecken können.
Milder Winter, früher Frühling, langer Herbst?Beobachtungen in Brandenburgs Naturlandschaften
Milder Winter, früher Frühling, langer Herbst: Die Jahreszeiten sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. In den letzten einhundert Jahren hat sich die Dezembertemperatur um mehr als ein Grad erhöht. Weiße Weihnachten gab es zuletzt 2010 und schneereiche Winter gehören nicht zum Erinnerungsschatz junger Brandenburger.
Wissenschaftliche Beobachtungen bestätigen diesen Trend, kurze Kältephasen dabei nicht ausgeschlossen. Spuren hat auch der dritte Trockensommer in Folge hinterlassen. Sie machen der Landschaft zu schaffen, die Wasserspeicher sind leer. So ist jeder Winterregen willkommen, verbunden mit der Hoffnung, dass er sich dann und wann in sonnenglitzernden Pulverschnee verwandelt.
Magischer Moment
Ein bezaubernder Wintermorgen getaucht in rosarotes Licht. Der Schimmer verleiht der frühen Stunde ein romantisches Gesicht. Allmählich treten die Silhouetten raureifer Bäume aus dem Schatten der Nacht. Zartweiß umhüllte Zweige, Schilfhalme wie zu Säulen erstarrt, der eigene Atem ein Nebelhauch. Die Zeit steht still, in dieser Kulisse erwachender Landschaft, wie sie nur selten zu beobachten ist. Kraftquell und Tagesmotivation.
Wussten Sie schon, dass für den weißen Zauber neunzig Prozent Luftfeuchte, strenger Nachtfrost und ein wenig Wind Voraussetzung sind? Nur dann entstehen die filigranen Eiskristalle, die aus der Nähe betrachtet kleine Meisterwerke sind. Künstlerin Natur verwöhnt aber nur kurz mit ihren Werken, denn die Sonne wird die zarte Eislandschaft schon bald in ein Tropfenmeer verwandeln und leise Klangkonzerte anstimmen.
Große und kleine Wiesel
Aus rosarot wird Himmelblau, inzwischen sorgt die strahlende Mittagssonne für eine klare Sicht. Gänse über das Land, ihre nasalen Rufe verraten weit gereiste Wintergäste. Am Boden sorgt der Zufall für eine muntere Begegnung: Plötzlich am Wegesrand aufgetaucht, über die Straße geschnellt und zack, den Stamm hinauf, in einer Baumhöhle verschwunden. Hier könnte er Stunden verharren, aber neugierig wie Familie Marder nun einmal ist, taucht er blitzartig wieder auf, schaut, sichert und setzt seine Erkundungstour fort. In Schneewintern gut getarnt, wird das Hermelin an nebelgrauen Tagen zum Blickfang. Schlau, wer seine Jagdzeit in die Nacht verlegt, was Große Wiesel für gewöhnlich tun, zumindest im Winter. Es bleibt ein Geheimnis, was dieses aus seinem Bau trieb. Vielleicht der Hunger?
Hecken und Feldgehölze ziehen Wiesel magisch an. Hier gibt es fantastische Versteckmöglichkeiten, die bei Gefahr Zuflucht bieten. Wie auch dem Mauswiesel, das seiner Beobachterin in einem Reisighaufen nicht entgeht. Ein kurzes Rascheln und es ist entdeckt. Leicht verschreckt verschwindet der kleine Räuber, taucht wieder auf und beäugt den Eindringling. Das winzige Kraftpaket scheint voll unbändiger Energie, richtet sich auf, duckt sich wieder ab, schnellt hinauf, um im selben Moment im Geäst zu verschwinden. Mauswiesel sind ausgezeichnete Jäger und verfolgen ihre Beute bis in den Bau. Der kleine Räuber mit großem Hunger erbeutet so einige Nager am Tag.
WunderWerke
Die Nachmittagssonne schickt goldenes Leuchten durch den Wald. Im Lichtkegel ockergelbe Laubteppiche, die sich schützend über den Boden legen. Darunter schlummert Leben: Schnecken, Würmer, Asseln, Spinnentiere, Tausendfüßler, je dichter desto vitaler. Eine fruchtbare Humusschicht schafft produktiven Boden.
Am Fuße der alten Buchen leuchtet es kupferrot. Moosinseln erheben sich aus dem Laub, hier und da zieren Bucheckern die knallgrünen Polster. Stämme umgestürzter Bäume sind mit Pilzen übersäht, manche wachsen erst mit dem Frost. Im Winter hat der Buchenwald sein behütendes Hallendach verloren, doch geborgen fühlt man sich allemal. Weite, Stille, Unberührtheit. Im Zauber der Ruhe liegt die Kraft und wer es schafft, sie zu genießen, wird seine Wunderwerke sehen. Herzbäume, Sofapilze oder Riesenfüße, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Schwanenballett am Morgensee
Ein früher Morgen am See. Leise plappern die Singschwäne in den erwachenden Tag, ihre Konturen werden mit jedem Lichtstrahl deutlicher. Es mögen dreihundert sein, manche hält das dichte Schilf verborgen. Das genüssliche Morgenbad der Frühaufsteher lässt ihre Beobachter frösteln. Nur warm eingepackt ist der Anblick zu genießen.
Wer ausgiebig gebadet hat, begibt sich zur Körperpflege aufs Eis und wird Teil einer illustren Putzgemeinschaft. Da wird gezupft, gerupft, gezogen, gebogen, akrobatisch auf einem Bein longiert - ein Schwanenballett der besonderen Art. Die Sonne steht hoch am Himmel als die nordischen Wintergäste zu ihren Rastflächen aufbrechen. Doch am Abend wird ihr melancholischer Gesang wieder den Klang des Nachtsees untermalen.
Schlafenszeit am Ruheplatz
Abendstimmung am Moor. Der schrille Ruf dreier Wasserrallen übertönt das Rauschen des Windes. Verborgen im Schilf sind sie selten zu beobachten, aber nicht zu überhören. Im Flachwasser lauern Silberreiher auf Beute, bald brechen sie zum Schlafplatz auf, der unweit in einer Erlengalerie am Graben liegt. Die schneeweißen Vögel bilden eine Schlafgemeinschaft, siebzehn sind es auf einem, elf auf einem anderen Baum.
Aus der Ferne kündigen Kraniche ihr Kommen an und landen gleich nebenan in der Feuchtwiese. Milde Winter lassen sie bleiben - zunehmend auch in Brandenburg. Die großen Grauen werden sich den Schlafplatz mit Schwänen teilen, statt in spanischen Korkeichenwäldern zu verweilen. Solange genügend Futter vorhanden ist, überstehen sie kurze Kälteeinbrüche ohne Probleme. Im Licht des Mondes treffen Gänseketten ein. Noch einmal erfüllt ein Konzert die Luft: Bläss- und Saatgänse, die letzten Schlafgäste dieser Nacht.
Sanduhren
Und während die einen zur Ruhe kommen, erwachen die anderen. Zeit für den Biber, der seine Nachtschicht nutzen wird, um Bäume zu fällen. Der Stamm einer Pappel zur Sanduhr geformt, wann sie wohl fallen wird?
Die vierte Jahreszeit bietet also viel Raum für beseelende Einblicke in die Natur. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und die dunklen Monate lassen sich durchaus genießen.