Naturschutz durch NutzungAus Fischteichen werden Naturschutzteiche

Schonend bewirtschaftete Fischteiche bereichern die Kulturlandschaft und schaffen hochwertige Lebensräume. Hier gelingt das Miteinander von Mensch und Natur. Ursprünglich zur Nahrungsmittelproduktion angelegt, bieten diese künstlichen Gewässer zahlreichen Arten – Insekten, Vögeln, Säugetieren und Amphibien – eine Heimstatt, Kinderstube oder Jagdrevier.

Libellen wie die Große Moosjungfer finden hier ideale Bedingungen, ebenso wie Rotbauchunke oder Kammmolch. Fischotter und Biber hinterlassen ihre Spuren am Ufer. Rohrweihe und Fischadler teilen sich den Luftraum über den Teichen, während durchreisende Zugvögel im Herbst hier Rast machen. Am Grund der künstlichen Gewässer hat sich zudem eine besondere Vegetation entwickelt. Strandlings-Gesellschaften und andere Teichbodenpflanzen haben sich an den regelmäßigen Wechsel von Ablassen und Wiederbefüllen der Teiche angepasst.

Diese wertvollen Ökosysteme sind empfindlich und von der Nutzung durch den Menschen abhängig: Sobald sich Teichwirtschaft nicht mehr lohnt und Bewirtschaftung und Pflege aufgegeben werden, verfallen Staubauwerke, Dämme gehen kaputt und die offenen Wasserflächen verlanden. Mit den wertvollen Feuchtlebensräumen gehen dann auch die sensiblen Arten verloren – nicht nur in Brandenburg ein großes Problem.

Die landesweit sehr bedrohte Rotbauchunke lebt an Teichen der Stiftung. Foto: F. Kuba
Auch der Laubfrosch ist in Teichlandschaften heimisch. Foto: D. Krone
Ein Teichbewohner, der in Brandenburg als gefährdet auf der Roten Liste steht: der Kammmolch. Foto: F. Kuba
Auch Fischotter haben in Teichen ihre Reviere. Foto: F. Koch
Auch Fischotter haben in Teichen ihre Reviere. Foto: F. Koch
Rohrweihen leben und jagen an Teichen. Foto: F. Koch
Für Bewohner wie die Große Moosjungfer müssen Teiche reich gegliedert sein. Foto: I. Willecke

Pilotprojekt Naturschutzteiche

Aktuell befinden sich insgesamt 47 Fischteiche, verteilt auf sieben Teichlandschaften, im Eigentum der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Auch an den Stiftungs-Teichen ist die Suche nach Pächtern kaum noch erfolgreich. Nur noch in einem der Gebiete wirtschaftet ein Fischer – zu unrentabel ist die aufwändige Arbeit geworden. Als Eigentümerin hat die Stiftung daher vor einiger Zeit begonnen, sich selbst um die Zukunft der wertvollen Gewässer zu kümmern – aus Fischteichen werden Naturschutzteiche.

Der Große Dub ist einer der stiftungseigenen Teiche südlich von Ruhland im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Wie das funktionieren kann, möchte die Stiftung in einem Pilotprojekt an vier Teichen im Teichgebiet Dub bei Jannowitz südlich von Ruhland im Landkreis Oberspreewald-Lausitz erproben. Den Weg dafür eröffnet die neue Landes-Förderrichtlinie zur Fischerei, die den Schwerpunkt „Pflege fischereilich nicht genutzter Teiche“ enthält. Damit können notwendige Pflegemaßnahmen zum Erhalt wichtiger Naturschutzgebiete und Amphibienlaichgewässer, die sich nicht mehr für eine fischereiliche Nutzung lohnen, finanziell honoriert werden. Wie diese Maßnahmen ausgestaltet werden, richtet sich in großem Maße nach Naturschutzaspekten und hängt ausschließlich von einer positiven Entwicklung der Teichgebiete und den darin vorkommenden Arten ab. Gleichzeitig müssen die naturschutzfachlichen Ziele auch in der Praxis durch die Pflege umsetzbar sein.

Für Amphibien wie die Erdkröte sind Teiche eine wichtige Kinderstube. Foto: D. Kasper

Eine Schlüsselrolle für den Erfolg im Teichgebiet Dub kommt einem zukünftigen Pächter zu, der mit einem Pachtvertrag ausgestattet das Pilotprojekt „Naturschutzteiche“ vor Ort umsetzen soll. Eine Säule des naturschutzfachlichen Pflegekonzepts für die Gewässer ist, auf einen Besatz mit Fischen zu verzichten. So können sich Amphibien vermehren, da Laich und Kaulquappen durch den Besatz nicht über die Maßen dezimiert werden. Denn ein Teichsystem ohne Fischbesatz bedeutet nicht, dass in den Gewässern keine Fische vorkommen werden. Diese Tatsache ist für die Erwartungen an die Amphibienentwicklung mitzudenken – und natürlich sind die vorkommenden Fische im Ökosystem Teich die Nahrungsgrundlage für fischfressende Arten.

Durch Schilfmahd entstehen besonnte Flachwasserbereiche, die für die Fortpflanzung der Amphibien notwendig sind. Foto: T. Jarik

Um den Bedürfnissen unterschiedlicher Artengruppen gerecht zu werden, wird der Wasserstand der Teiche gesteuert. So dient eine zeitige Bespannung noch vor März frühlaichenden Amphibienarten. Ab September wird der Wasserstand abgesenkt, um Schlammflächen als Nahrungsplätze für durchziehende Limikolen bereitzustellen. Im November folgt dann ein Volleinstau auf den großen Teichen – als Rastplatz für Zugvögel. Begleitet werden diese Maßnahmen von einer angepassten Uferpflege sowie Schilfmahd. Sichergestellt wird die Instandhaltung der Verbindungsgräben und damit der Wasserfluss im Teichgebiet.

Die Umsetzung des naturschutzfachlichen Konzepts, das mit der Naturschutzbehörde des Landkreises abgestimmt ist und die Grundlage für eine fünfjährige Pflege durch einen Pächter bietet, beginnt in diesem Herbst – mit einer ersteinrichtenden Schilfmahd.

Weitere Beispiele aus der Praxis

Teamwork an den Retziner Teiche

Die Stiftungsfläche "Retziner Teiche" im Naturschutz- und FFH-Gebiet Stepenitz umfasst 15 künstlich angelegte Teiche, die auch Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 sind.

Im Norden Brandenburgs im Landkreis Prignitz besitzt die Stiftung eine weitere ehemalige Fischteichanlage. Die Retziner Teiche sind seit mehreren Jahren fischereiwirtschaftlich ungenutzt, nachdem ein Pächter die Bewirtschaftung 2017 aufgegeben hatte. Viele kleine Einzelteiche mit zahlreichen Zwischendämmen und Staubauwerken erforderten einen großen Pflege- und Kontrollaufwand. Auch für diese Teichgruppe hat die Stiftung ihre mehrjährigen Bemühungen um einen Fischer erfolglos aufgeben müssen.

2021 hat die Stiftung für die Pflege der Teiche zwei Naturschutz-Partner gewonnen, die sich seitdem um die strukturreiche Feuchtlandschaft kümmern. Durch Mittel aus dem Vertragsnaturschutz finanziert, kümmert sich ein Flächenpächter um die Damm- und Teichmahd. Das geerntete Schilf verkauft er an private Nutzer und Anbieter von Dachreet. Zudem engagiert sich ein sehr aktiver Ehrenamtler an den Teichen und sorgt unter anderem für den Einstau und das Ablassen, ersetzt bei Bedarf Staubretter und pflegt die Teichmönche. Auch bei fälligen Arbeitseinsätzen etwa zum Rückschnitt von Gehölzen oder wenn kleine Löcher im Damm geflickt werden müssen, packt er mit an.

Darüber hat der Wasser- und Bodenverband „Prignitz“ im Auftrag der Stiftung ein umläufiges Wehr gesichert sowie einen Zulaufgraben gekrautet. Es ist dieses Teamwork, das für die wertvolle Teichgruppe in der Prignitz positive Zukunftsaussichten schafft.

Ökologische Teichwirtschaft erhalten

Etwa 2000 m³ Schlamm wurde ausgebaggert und an den Seiten des Alten Teiches angelagert, um den Damm zu verstärken.

Anders als in vielen anderen Gebieten kann die Stiftung NaturSchutzFonds in der Teichlandschaft Buchwäldchen-Muckwar im Landkreis Oberspreewald-Lausitz noch auf eine ökologische Teichwirtschaft setzen. Insgesamt elf Teiche mit einer Fläche von etwa 42 Hektar sind als Stiftungsflächen dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Vier der Teiche werden von einem Fischer bewirtschaftet, die restlichen nicht, weil die Wassermengen nicht ausreichen. Zuletzt hat die Stiftung einen Damm sanieren und einen der Teiche teilweise entschlammen lassen. Neben ihrer Verpflichtung als Eigentümerin hat die Stiftung gleichzeitig Naturschutzziele im Blick: Unter anderem lebt die landesweit sehr bedrohte Rotbauchunke an den Teichen.

Sanierung der Unkenteiche

Die zunehmende Ausbreitung des Schilfröhrichts und die Verschlammung der Unkenteiche waren problematisch. Foto: L. Heling

Etwa ein Hektar Grünland, Waldfläche und Brachland sowie rund fünf Hektar Teichflächen umfasst das Projektgebiet "Unkenteiche". Die sechs Teiche wurden in den 1970er Jahren angelegt und anfangs fischereiwirtschaftlich genutzt. Mittlerweile bieten die Teiche Amphibien wie Rotbauchunke, Kammmolch oder Laubfrosch einen Lebensraum. Allerdings müssen die Teiche saniert werden, um sie als Habitat aufzuwerten und auch dauerhaft zu sichern. Nach der Schilfmahd im Winter 2023/24 entstehen nun wieder besonnte Flachwasserbereiche, die über die Fortpflanzungsperiode mit Wasser gefüllt sind. Durch die teilweise Entschlammung im Zu- und Ablaufbereich ist die Verlandung erst einmal gestoppt. Langfristig soll das Wasserstandsmanagement der gesamten Teichanlage optimiert werden. 

Wasser für die Sorgenteiche

Die einst fischereilich genutzten Sorgenteiche leiden heute stark unter Wassermangel. Um das Gebiet auch langfristig als Rückzugsgebiet für stark bedrohte Arten zu erhalten, muss der zunehmenden Verschilfung und Verlandung entgegengewirkt werden.

Auch im FFH-Gebiet Sorgenteich im Landkreis Oberspreewald-Lausitz setzen wir uns für stark bedrohte Amphibienarten ein: Gemeinsam mit dem Landkreis und der Flächenagentur Brandenburg GmbH entwickeln wir Lösungen, um das verfügbare Wasser bestmöglich in die Teiche zu leiten, dort effizient zu verteilen und so lange wie möglich zu halten. Zudem soll die Teichanlage nach einer Sanierung wieder verpachtet und extensiv genutzt werden, damit eine dauerhafte Pflege gewährleistet ist. Langfristig sollen so überlebenswichtige Ersatzhabitate für Rotbauchunke, Laubfrosch und Kammmolch erhalten werden.