MonitoringDeutlicher Rückgang bei Amphibien
Die Amphibienschutzzäune der Naturwacht retten seit vielen Jahren im beginnenden Frühjahr an Wanderschwerpunkten Kröten, Frösche und Molche vor dem Überfahren. Gleichzeitig werden alle Tiere in den Fangeimern nach Art und Geschlecht registriert, bevor sie über die Straße gesetzt werden und ihren Weg zum Laichgewässer fortsetzen. Die in den meisten Großschutzgebieten rückläufigen Zahlen deuten darauf hin, dass die Bestände unter der extremen Trockenheit im Vorjahr leiden. Es folgen die Ergebnisse aus dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.
„An unserem 600 Meter langen Schutzzaun am Zollhaus in Dierberg haben wir dieses Jahr zwischen dem 19. Februar und 10. April insgesamt 590 Amphibien erfasst. In den eher durchschnittlichen Jahren 2016 bis 2018 waren es stets um die 1.700 Tiere, in Spitzenjahren wie zuletzt 2015 sogar bis zu 4.000“, erklärt Anke Rudnik, Gebietsleiterin der Naturwacht im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.
Diesen deutlichen Rückgang bei den wandernden Amphibien führt die Rangerin auf die extreme Trockenheit 2018 zurück. „Die meisten Arten ziehen nur zum Laichen im Frühjahr ins Gewässer. Den Rest des Jahres verbringen sie in den umliegenden, feuchten Lebensräumen an Land. Fällt hier über Monate kein Regen, überstehen das viele Tiere nicht“, so Rudnik. Da Insekten auf dem Speiseplan der Amphibien stehen, verschlechtert auch deren Rückgang die Lage zusätzlich. „Viele Amphibien sahen dieses Jahr ungewöhnlich abgemagert aus“, berichtet Anke Rudnik.
Hoffnungslos sei die Lage gleichwohl nicht, erläutert die Rangerin. Zunächst einmal gibt es immer auch eine gewisse Ungenauigkeit bei den erfassten Zahlen. Weil die Wanderung durch die Witterung beeinflusst wird, ist es schwierig, den richtigen Zeitpunkt für den Zaunbau abzupassen. Zudem sind Schwankungen bei Amphibienbeständen durchaus normal. In feuchten Jahren können die Zahlen auch schnell wieder steigen, das zeigt auch die seit 2004 geführte Statistik der Naturwacht. Problematisch wird es, wenn die Trockenphasen zu lang werden. Dann drohen ganze Populationen einzubrechen.
Auch das Frühjahr 2019 startete wieder deutlich zu trocken. Viele kleinere Tümpel waren bereits Ende April ausgetrocknet, sodass sich die Kaulquappen nicht entwickeln konnten und allesamt verendeten. Zumindest das Laichgewässer am Zollhaus ist davon nicht betroffen. Es wird über ein Grabensystem mit Wasser versorgt. „Auch wenn die Zahlen aktuell nicht gut aussehen, freuen wir uns doch, dass hier noch viele seltene Arten vorkommen“, sagt Anke Rudnik. Acht Exemplare der streng geschützten Rotbauchunke und 56 Kammmolche hat das Ranger-Team 2019 in den Fangeimern an der B122 registriert. Zudem verzeichnet die Statistik sechs Knoblauchkröten, 170 Teichmolche, 26 Grünfrösche und 321 Moorfrösche.
Erfreulicher als die Amphibienzahlen ist für die Rangerinnen und Ranger das große Interesse von Anwohner*innen und Besucher*innen. Geführte Touren zu diesem Thema sind gut besucht. Auch mit Schulklassen und Kitagruppen unternimmt das Ranger-Team regelmäßig Ausflüge an die Amphibienschutzzäune und Tümpel im Naturpark. Zwei neue Infotafeln im Gebiet informieren über vorkommende Arten und Wanderungsbewegungen.
Ihr Kontakt
Ralf Klusmeyer
Sachgebietsleitung Monitoring
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