Rinder und Pferde für die Artenvielfalt Beweidung in der Bergbaufolgelandschaft
Mit dem Projekt „Weidelandschaft Meuro“ wollen wir auf unseren Stiftungsflächen im EU-Vogelschutzgebiet „Lausitzer Bergbaufolgelandschaft“ eine halboffene und extensiv genutzte Ganzjahresweide etablieren. Ziel ist es, den Zustand wertvoller Offenlandlebensräume und damit die Situation für europaweit geschützte und deutschlandweit bedrohte Vogelarten wie Braunkehlchen, Steinschmätzer, Wiedehopf oder Sperbergrasmücke zu verbessern.
Auf einen Blick
Landkreis: Oberspreewald-Lausitz
Fläche: ca. 207 Hektar große Teilfläche der Bergbaufolgelandschaft "Meuro"
Maßnahme: Ganzjährige, extensive Mischbeweidung mit Rindern (und perspektivisch auch mit Pferden) durch einen regionalen Landwirtschaftsbetrieb
Ziele: Förderung wertvoller Offenlandlebensräume, Schutz bedrohter Vogelarten, Erhöhung der Artenvielfalt
Zeitraum: seit Mai 2023
Hintergrund
Die Fläche am Südufer des Großräschener Sees ist Teil des ehemaligen Braunkohletagebaus im Lausitzer Braunkohlerevier. Die einstige Kippenfläche ist inzwischen saniert: Sie wurde gekalkt und im Auftrag der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau Verwaltungsgesellschaft (LMBV) modelliert. So entstand die heutige Offenlandschaft mit Hügeln, Tälern, Kleingewässern und feuchten Senken sowie kleinflächigen Aufforstungs- bzw. Sukzessionsflächen. Heute handelt es sich um eine der wenigen großen, zusammenhängenden und unzerschnittenen Offenlandschaften in der Region.
Um das Gebiet zu pflegen und zu entwickeln, setzen wir auf eine ganzjährige, extensive Beweidung mit robusten Rinder- und Pferderassen. Nachdem der erste von zwei geplanten Weidekomplexen im Mai 2023 eingerichtet wurde, stehen nun 25 Hereford-Rinder eines regionalen Landwirtschaftsbetriebs auf einer Fläche von 80 Hektar. Dabei orientiert sich das Bewirtschaftungskonzept an traditionellen Extensivweiden und Hutungen Mitteleuropas, wie sie heute fast nur noch in den östlichen und südlichen EU-Mitgliedsstaaten zu finden sind, beispielsweise in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Unbeeinflusst von der Industrialisierung der Landwirtschaft haben sich dort bis heute großflächige und naturnahe Weidesysteme gehalten.
Vielfältige Lebensräume entstehen
Durch die Beweidung wird sich diese Landschaft zu einem Hot Spot der biologischen Vielfalt entwickeln. Anders als bei Mähwiesen werden hier nicht alle Pflanzen großflächig und zur gleichen Zeit abgeschnitten, sondern partiell von den Weidetieren gefressen. So steht Tagfaltern und Wildbienen ein reiches und zeitlich gestrecktes Blüten- und Nahrungsangebot zur Verfügung. Gleichzeitig kann durch das großzügige Verhältnis von Tier zur Fläche (jedem der Weidetiere stehen etwa vier Hektar zur Verfügung) ein vielfältiges und dynamisches Landschaftsmosaik entstehen: blütenreiche Staudenfluren, Weiderasen, punktuelle Brachen und eingestreute Gehölzinseln. Außerdem werden Insekten sowie Bodenbrüter und deren Gelege nicht durch Mäharbeiten verletzt.
Durch ihre Weideaktivität fördern die Rinder (und perspektivisch auch Pferde) den floristischen Artenreichtum, insbesondere durch die Regulierung der Konkurrenzverhältnisse: Sie schaffen Licht und Raum für niedrigwachsende und konkurrenzschwache Blütenpflanzen - darunter wertgebende Arten wie Wiesensalbei, Labkräuter, Tausendgüldenkraut oder Glockenblume. Zudem entstehen durch Wälzen und Tritt der Tiere Sonderstandorte und offene Bodenstellen. Hier finden am Boden lebende Wildbienen und Käfer neue Lebensräume.
Auch der Dung der vierbeinigen Landschaftspfleger wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus. Viele Insekten ernähren sich vom Kot der Weidetiere oder legen dort ihre Larven ab: Dungkäfer, Kurzflügler oder Fliegen zum Beispiel. Diese Insekten wiederum bilden eine wesentliche Nahrungsgrundlage für insektenfressende Vögel, Amphibien, Reptilien aber auch Säugetiere wie Fledermäuse. Pro Weidetier und Jahr, so haben Studien ergeben, können sich bis zu 120 Kilo Insekten entwickeln!
Schöne Aussichten
Die Beweidung ergänzen wir durch gezielte Artenschutzmaßnahmen: Temporäre Gewässer dienen Kreuzkröten als Lebensraum, Steinschmätzer finden in den angelegten Steinschüttungen einen geschützten Brutplatz und Wiedehopfe, die gern in der Nähe von Viehweiden nisten, nutzen als Ersatz für natürliche Bruthöhlen die aufgehängten Niströhren.
Nicht zuletzt leistet das Projekt „Weidelandschaft Meuro“ auch einen wichtigen Beitrag, um den Naherholungswert der Region zu erhalten. Durch die Beweidung wird der Blick von der Reppister Höhe auf den Horizont freigehalten – ein Blick, wie man ihn in der Bergbaufolgelandschaft immer seltener erleben kann. Besucherinnen und Besucher können die Weidetiere entlang des ausgewiesenen Radwegs beobachten. Ein Wege-Leitsystem ist in Arbeit und Infotafeln werden die Besonderheiten von Landschaft und Beweidung erklären. Der bereits vorhandene Aussichtspunkt wird instandgesetzt und naturnah aufgewertet. Dabei arbeiten wir eng mit dem Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg zusammen.
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