Liegenschaft "Retzin"Eines der bestausgeprägten Fließgewässersysteme Brandenburgs

Die Übertragungsfläche Retzin hat eine Größe von 17,9693 Hektar und liegt im Naturschutz- und FFH-Gebiet "Stepenitz" im Nordwesten Brandenburgs.

Gebietsbeschreibung

Das Schutzgebiet besteht aus dem Fluss-System der Stepenitz und ihrer Nebengewässer sowie einer strukturreichen Agrarlandschaft mit prägenden Waldgebieten, Gehölzgruppen, Alleen und Baumreihen. Es handelt sich dabei um eines der bestausgeprägten Fließgewässersysteme Brandenburgs.

Das FFH-Gebiet besteht im Einzelnen aus Waldflächen (43 Prozent), Grünland (26 Prozent), Mooren, Sümpfen und Uferbewuchs (13 Prozent), Ackerland (neun Prozent), Binnengewässern (drei Prozent) und weiteren in geringem Umfang vertretenen Lebensräumen (sechs Prozent). Im Gebiet ist ein hoher Anteil weitgehend unbeeinflusster Gewässerabschnitte mit natürlicher Auendynamik vorhanden. Die Bachauen sind z.T. durch Quell- und Durchströmungsmoore geprägt. Das SPA-Gebiet "Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz" stellt einen wichtigen Lebensraum für Brut- und Zugvögel mit EU-weiter Bedeutung dar.

Die Übertragungsfläche Retzin umfasst drei Flurstücke, die aus den bewirtschafteten Fischteichen (7,5 Hektar), Dämmen (1,5 Hektar), angrenzenden Bruch- bzw. Auenwäldern (2,6 Hektar), Kiefernforsten (teilweise mit Mischbaumarten, 0,5 Hektar), sowie Röhrichten (1,2 Hektar), bestehen. Kleinflächig kommen weitere Biotope vor (artenartme Fettweiden, Grünlandbrachen feuchter Standorte, Feldgehölze, Baumreihen, Eichenmisch- und Hainsimsen-Buchenwälder, Äcker, Kleinsiedlung und ähnliche Strukturen, insgesamt 4,7 Hektar).

Der Laak-Teich ist als FFH-Lebensraumtyp 3150 (Natürliche eutrophe Seen) eingestuft. Weiterhin finden sich die Lebensraumtypen 91E0 (Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior), 9190 (Alte bodensaure Eichenwälder) und 9110 (Hainsimsen-Buchenwald).

Extensiv bewirtschaftete Fischteiche werden als hochwertige Lebensraumkomplexe mit nationaler Bedeutung eingeschätzt. Sie tragen zur Diversität des Biotopangebots und zur Vergrößerung der Artenzahl in der Kulturlandschaft bei. Von extensiven Teichwirtschaften profitieren zahlreiche Vogelarten, Amphibien und Säugetiere. Die stärksten Gefährdungen dieses Lebensraumes stellen insbesondere die Nutzungsaufgabe und die Intensivierung der Nutzung dar.

Schutzstatus und Schutzgüter

LSG: -

GSG: -

NSG: Stepenitz (Größe: 1.650 ha)

FFH: Stepenitz DE 2738-302 (Größe: 2.046 ha)

SPA: Agrarlandschaft Prignitz-Stepenitz DE 2738-421 (Größe: 34.155 ha)

Bestehende Planungen

Der Natura-2000-Managementplan wird voraussichtlich im Jahr 2012 beauftragt werden.

Das im Folgenden dargestellte Leitbild / die Pflege- und Entwicklungsziele beziehen sich auf einen Verschnitt aus der Biotoptypenkarte aus dem Jahr 2001 und der Auswertung des Orthofotos aus 2010 und werden ggf. den Ergebnissen der aktuellen Kartierungen und Planungen angepasst. Bei der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes sowie der Natura 2000-Managementplanung werden die Rahmenbedingungen und Ziele des Nationalen Naturerbes berücksichtigt.

Leitbild und Naturschutzziele

Teich

  • Dauerhafte extensive und naturschutzkonforme Pflege der Teichanlage

  • Abschluss eines naturschutzfachlich orientierten Pachtvertrages zur Bewirtschaftung und Pflege der Teichanlage im Einvernehmen mit der Naturschutzbehörde (darin u. a. die Aufnahme der Duldung fischfressender Tiere, insbesondere Fischotter, Kormoran, Graureiher, See- und Fischadler, an den Teichen)

  • Bewirtschaftung der Teiche in abgestuften Intensitäten unter Berücksichtigung der standortspezifischen Verhältnisse

  • Vermeidung einer Nährstoffakkumulation der Teiche durch Ausschöpfung des natürlichen Ertragspotenzials; Verbot der Zufütterung

  • Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatstruktur (z.B. mosaikartiger Schilfschnitt)
     
  • kein Einsatz von Bioziden und Düngemitteln, keine Desinfektionskalkung

Wald/Feldgehölze/Baumreihen

  • Erhaltung der vorhandenen Waldflächen (Bruch- und Auenwälder, Eichenmischwälder und Hainsimsen-Buchenwälder) als Naturentwicklungsgebiete

  • Erhaltung und Mehrung eines dauerhaft hohen Totholzanteils auf der gesamten Fläche

  • Umwandlung (Entwicklung) der Kiefernbestände in naturnahe Waldgesellschaften mit Baumarten der potentiell natürlichen Vegetation. Bereits vorhandenes Laubholz ist durch Naturverjüngung und Pflanzung zu fördern. Nach Überführung der Bestände in naturnahe Waldgesellschaften sind diese als Naturentwicklungsgebiet sich selbst zu überlassen.

Offenflächen

  • extensive Mahd und Instandhaltung der Dämme, Festsetzung eines Mahdplanes, der bei der Festlegung der Mahdtermine den Schutz der vorhandenen Amphibienpopulationen und der Vegetation berücksichtigt

  • Erhaltung und Pflege der Schilfflächen durch mosaikartige Mahd

Arten- und Biotopschutz

  • Sicherung ausgedehnter Altholzbestände mit Lichtungen und einem ausreichenden Anteil an Totholz als Lebensräume für Schwarzspecht, Mittelspecht, Rauhfußkauz sowie Wespenbussard, Markierung und Erhaltung von Höhlenbäumen

  • Erhaltung und Vermehrung von Fledermausquartieren

  • Berücksichtigung von Horstschutzzonen des Schwarzstorchs

  • Erhalt und Entwicklung günstiger, artspezifischer Habitatbedingungen seltener Tier- und Pflanzenarten im Teichgebiet und Umgebung (insbesondere Seeadler, Fischadler, Limikolen, Schwarzstorch, Amphibien, Fischotter).