Naturerbeflächen im FFH-Gebiet "Hintenteiche bei Biesenbrow"Einzigartige Teichlandschaft

Das Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Gebiet "Hintenteiche bei Biesenbrow" ist etwa 104 Hektar groß und liegt im Nordosten des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin nahe dem Dorf Biesenbrow.

Gebietsbeschreibung

Die Teiche liegen in einer glazialen Abflussinne, welche durch Vereisungs- und Abschmelzungsprozesse in der Weichseleiszeit geformt wurde. Durch das Anlegen von Fischteichen, welche heute noch durch einen Fischereibetrieb genutzt werden, hat sich eine einzigartige Teichlandschaft mit mosaikartig verzahnten Wasser- und Verlandungszonen aus offenen Wasserflächen, Flachwasserzonen mit temporär entstehenden Schlammflächen, Röhrichten, rasigen und bultigen Seggenrieden und eingestreuten Grauweidengebüschen entwickelt.

An den westlichen, relativ steilen Hängen schließen sich grundwasserzügige Erlen-Eschenwälder im Übergang zu den intensiv genutzten Ackerflächen auf der lehmigen Grundmoräne an. Insbesondere die Kombination aus Gewässern, Röhrichten, Rieden und Feuchtwäldern bietet einen einzigartigen Lebensraum für viele gefährdete Arten der FFH-Richtlinie wie Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana), Biber (Castor fiber), Fischotter (Lutra lutra) und allein neun Fledermausarten wie beispielsweise die stark gefährdete Zweifarbfledermaus (Vespertillio murinus), Fransenfledermaus (Myotis nattereri) und Großer Abendsegler (Nyctalus noctula). Aufgrund des einzigen Nachweises der Zweifarbenfledermaus im Biosphärenreservat hat das Gebiet eine herausragende, überregionale Bedeutung für den Artenschutz.

Des Weiteren kommen im Gebiet über 30 wertgebende Brutvogelarten wie Rohrdommel (Botaurus stellaris), Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), Krickente (Anas crecca), Löffelente (Anas clypeata), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Großer Brachvogel (Numenius arquata) oder Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) vor.

Auch die hohe Anzahl gefährdeter Rast- und Zugvogelarten wie Pfeifente (Anas penelope), Kampfläufer (Philomachus pugnax), Alpen- und Sichelstrandläufer (Calidris alpina, C. ferruginea), Bruch- und Waldwasserläufer (Tringa glareola, T. ochropus) oder Uferschnepfe (Limosa limosa) zeugen vom naturschutzfachlichen Wert der Hintenteiche. Im mittleren Teich, dem eigentlichen Hintenteich kommt des Weiteren eine botanische Besonderheit – die extrem seltene Verworrene Armleuchteralge (Tolypella intricata) vor.

Die Flächen des Nationalen Naturerbes befinden sich am westlichen Hang und bestehen zum größten Teil aus einem Giersch-Eschenwald. Der Wald wird entsprechend von Eschen (Fraxinus excelsior) dominiert, aber beigemischt sind außerdem Erlen (Alnus glutinosa), Weiden (Salix x rubens, S. fragilis), Ulmen (Ulmus laevis) und partiell wird der Hang auch von Rotbuchen (Fagus sylvatica) charakterisiert.

Mit seinen zahlreichen Mikrohabitaten und Sonderstrukturen wie Quellen, Wurzeltellern, Totholz, Höhlen- und Horstbäumen hat dieser Feuchtwald nicht nur eine hohe Bedeutung als Reproduktionshabitat für Fledermäuse, Eisvogel (Alcedo atthis), Fisch- oder Seeadler (Pandion haliaetus, Haliaeetus albicilla).

Es kommen außerdem viele gefährdete und charakteristische Pflanzenarten vor, welche auch auf den Austritt von Schichtenwasser am Hang verweisen wie beispielsweise Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Echtes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga), Einbeere (Paris quadrifolia) oder Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis).

Im Übergang zum östlich an die Naturerbefächen angrenzenden intensiv genutzten Acker dienen sowohl eine von Schilf dominierte Grünlandbrache als auch eine nitrophile Staudenflur mit dominanter Brennnessel (Urtica dioica) als Puffer und Schutz vor Nährstoffeinträgen. Sich bereits ausbreitende Eschen, Erlen und Weiden deuten darauf hin, dass beide Biotope im Verlauf einer natürlichen Sukzession langfristig Teil des Feuchtwaldes werden.

Im Nordosten der Naturerbeflächen, an einem ebenfalls recht steilen Hang gibt es des Weiteren einen ruderalisierten Halbtrockenrasen mit aufkommenden Gehölzen, insbesondere aus Schlehe (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus monogyna) und Holunder (Sambucus nigra).

Der Hang wird sporadisch von einem ortsansässigen Schäfer gepflegt, dennoch verweisen bereits größere Gebüschgruppen und die starke Vergrasung mit Glatthafer (Arrhenatherum elatius) auf eine zunehmende Auflassung der Fläche. Dabei ist der Hang im Zusammenhang mit der Feuchtbrache am Hangfuß ein wertvolles Habitat für das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), welches erhalten werden sollte.

Schutzstatus und Schutzgüter

Die Naturerbeflächen befinden sich überwiegend im NSG und FFH-Gebiet "Hintenteiche bei Biesenbrow" sowie im SPA "Schorfheide-Chorin".

Das Schutzziel des NSG und FFH-Gebietes ist die Erhaltung und weitere möglichst störungsarme Entwicklung von Lebensräumen bedrohter Tier- und Pflanzenarten.

Geschütztes Biotop und zudem Lebensraumtyp 91E0 (Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)) auf den Naturerbeflächen ist der Giersch-Eschenwald mit seiner herausragenden naturschutzfachlichen Bedeutung als Habitat für gefährdete Fledermaus-, Vogel- und Pflanzenarten.

Bestehende Planungen

Ein Managementplan für das FFH-Gebiet "Hintenteiche bei Biesenbrow" wird derzeit erarbeitet.

Leitbild und Naturschutzziele

  • Erhalt des an stehendem und liegendem Totholz reichen Giersch-Eschenwaldes und insbesondere auch der wertvollen Sonderstrukturen wie Quellen, Wurzelteller, Höhlen- und Horstbäume als Naturentwicklungsgebiet
          
  • Zulassen der natürlichen Sukzession mit Erlen und Eschen auf der feuchten Grünlandbrache und der nitrophilen Staudenflur im südöstlichen Teil der Naturerbeflächen zur Ausdehnung des Giersch-Eschenwaldes
      
  • Erhalt der Röhrichtvegetation im Süden der Naturerbefläche
       
  • Entwicklung eines kontinentalen Halbtrockenrasens, insbesondere als wichtiges Braunkehlchen-Habitat durch jährliche Beweidung (möglichst ab 15.7.), einzelne Entfernung von Gehölzen am Hang auf der bisherigen Grünlandbrache
      
  • Einbeziehung der frischen Grünlandbrache westlich des Halbtrockenrasens in die Beweidung zur Entwicklung einer artenreichen Feuchtwiese und zur Entwicklung eines größeren zusammenhängenden Braunkehlchen-Habitats

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