Naturerbeflächen im FFH-Gebiet "Poratzer Moränenlandschaft"Ausgeformt in der Weichsel-Eiszeit

Das Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Gebiet "Poratzer Moränenlandschaft" hat eine Größe von ca. 3.900 Hektar und liegt inmitten des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin.

Gebietsbeschreibung

Das Gebiet grenzt westlich an die Bundesautobahn (BAB) 11 zwischen Berlin und Prenzlau an und wurde nach dem Ort Poratz sowie seiner Ausformung in der Weichsel-Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren benannt. Die Moränenlandschaft bei Poratz wurde vor allem durch die Gletscher des Pommerschens Stadiums und dessen Vorstoß- und Rückzugsphasen gestaltet, welche eine wellig-kuppige Oberfläche mit vielen vermoorten Senken, Kesseln und Seen aus Toteisblöcken und Schmelzwasserrinnen hinterlassen haben.

Abgesehen von der erheblichen Zerschneidung durch die BAB 11 gehört die Poratzer Moränenlandschaft, im Komplex mit den angrenzenden FFH-Gebieten "Grumsiner Forst/Redernswalde" (DE 2949-302) im Süden, der "Endmoränenlandschaft bei Ringenwalde" (DE 2948-302) im Nordwesten und "Steinhöfel-Schmiedeberg-Friedrichsfelde" (DE 2849-304) im Nordosten zu den größten zusammenhängenden naturnahen Waldgebieten Europas. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Rotbuchenwälder (Fagus sylvatica), teilweise gemischt mit Hainbuche (Carpinus betulus), Eiche (Quercus robur, Q. petrea) und Winterlinde (Tilia cordata). Auf den feuchten Standorten vermitteln Eschen (Fraxinus excelsior), Flatterulmen (Ulmus laevis) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus) zu den Eichen-Hainbuchen-Wäldern und Erlen (Alnus glutinosa) zu den Erlen-Eschen- sowie Erlen-Bruchwäldern in den vermoorten Senken. Auf den nassen und gleichzeitig nährstoffarmen Böden gesellen sich außerdem Moorbirken (Betula pubescens) dazu.

Diese ausgedehnten naturnahen Wälder mit ihren zahlreichen Seen, Kleingewässern und nährstoffarmen Mooren haben eine große Bedeutung für viele gefährdete Arten wie beispielsweise Biber (Castor fiber), Fischotter (Lutra lutra) oder waldgebundene Fledermausarten wie Großes Mausohr (Myotis myotis), Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Große Bartfledermaus (Myotis brandtii). Aufgrund der weitgehenden Unzerschnittenheit und Ungestörtheit bietet die Poratzer Moränenlandschaft auch für Säugetiere mit großen Streifgebieten wie Wolf (Canis lupus) und Elch (Alces alces) einen potenziellen Lebensraum oder stellt zumindest ein wichtiges Trittsteinbiotop dar. Wegen der vielen im Wald eingebetteten Kleingewässer und Moore, welche noch weitgehend unbelastet von Nährstoffeinträgen sind, ist das Gebiet mit über 50 Arten insbesondere eines der Libellenreichsten FFH-Gebiete Europas. Darunter sind viele gefährdete Arten wie Östliche, Zierliche und Große Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons, L. caudalis, L. pectoralis), Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca), Zwerglibelle (Nehalennia speciosa), Hochmoor- und Grüne Mosaikjungfer (Aeshna subarctica, A. viridis). Einige Libellenarten sind speziell an nährstoffarme Moore als Lebensraum gebunden, wie beispielsweise die Hochmoor-Mosaikjungfer, welche als Larve in den flutenden Torfmoosen (Sphagnum spec.) der Schwingkanten lebt und auch die Eier in den Verlandungszonen von Moorseen ablegt.

Die vielen wasserführenden Senken im Offenland sind wichtige Reproduktionshabitate, nicht zuletzt für gefährdete Amphibienarten wie Rotbauchunke (Bombina bombina), Knoblauch- und Wechselkröte (Pelobates fuscus, Bufo viridis), See- und Grasfrosch (Pelophylax ridibundus, Rana temporaria). Die reich strukturierte Kulturlandschaft mit Wiesen, Weiden, Ackerflächen, Baumgruppen, Waldresten, Gebüschen und Hecken, beispielhaft repräsentiert durch die Offenlandkomplexe nördlich von Poratz oder Luisenau, sind dabei nicht nur Jagdgebiete für seltene Großvögel wie Schreiadler (Aquila pomarina), Schwarzstorch (Ciconia nigra), Wespenbussard (Pernis apivorus) oder Baumfalke (Falco subbuteo). Die Kombination naturnaher Wälder mit moasikartig verzahnten offenen bis halboffenen Landschaftselementen bedingt insgesamt einen hohen naturschutzfachlichen Wert und sorgt für den hohen Anteil des Gebietes an gefährdeten Arten mit komplexen Habitatansprüchen.

Insgesamt umfassen die Naturerbeflächen im FFH-Gebiet 61,3877 ha. Ein Teil der Naturerbeflächen befindet sich nord(östlich) von Luisenau (17,509 ha in der Gemarkung Ringenwalde; siehe Karte 2) und besteht zum größten Teil aus einer Frischwiese mit typischen Arten der mageren Flachland-Mähwiesen wie Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wilde Möhre (Daucus carota), Hornklee (Lotus corniculatus), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) und Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys). Der nordöstliche Teil der Frischwiese geht in ein flaches Gewässer mit Wasserlinsen (Lemna minor, L. trisulca), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und Wasserschlauch (Utricularia australis) über. Am Gewässerrand sind Steife und Ufer-Segge (Carex elata, C. riparia) dominant, wobei das Ried im Übergang zur Frischwiese teilweise in einen Pufferstreifen aus Landreitgras (Calamagrostis epigejos) übergeht. Da das Gewässer weitgehend flach und offen ist, kommen hier unter anderem Laubfrosch (Hyla arborea), Moorfrosch (Rana arvalis) und Kammmolch (Triturus cristatus) vor. Westlich von den Flachwasserbereichen schließt sich im Übergang zum Wald ein eutrophes Moor mit dominanten Seggenbeständen an. Direkt nördlich von Luisenau befindet sich des Weiteren ein von Erlen beschattetes Kleingewässer mit Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) und Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga). Nordwestlich des Ortes bestehen die Flächen eher aus Frischweiden mit typischen Arten des Intensiv-Grünlandes mit dominantem Weidelgras (Lolium perenne) und Weißklee (Trifolium repens).

Östlich von Luisenau liegen weitere Naturerbeflächen, welche vor allem von älteren Kiefernforsten, weitgehend mit Rotbuche im Zwischenstand, dominiert werden (41,3638 ha in der Gemarkung Glambeck; Karte 3). In diesem Bereich befindet sich auch der sogenannte Hechtdiebel – ein kleiner Moorsee mit sauren Verlandungsbereichen (siehe Abbildung). Der Hechtdiebel ist bereits seit 1937 als Naturschutzgebiet geschützt und gehört mit dem angrenzenden Wald und dem nahegelegenen Plötzendiebel (als Naturschutzgebiet geschützt seit 1924) zur etwa 90 ha großen Kernzone des Biosphärenreservates. Dieses dystrophe Gewässer weist nur wenig See- und vereinzelt auch Teichrose (Nymphaea alba, Nuphar lutea) als einzige Makrophytenausstattung auf, besteht jedoch am Rand aus Schwingkanten mit Torfmoosrasen und vielen charakteristischen sowie gefährdeten Pflanzenarten wie Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Schlammsegge (Carex limosa), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris) und Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba). Südwestlich geht die Schwingkante in einen Moorbirkenwald mit Torfmoosen, Sumpf-Porst (Ledum palustre), Grauer Segge (Carex canescens), Scheidigem Wollgras (Eriophorum vaginatum) und Pfeifengras (Molinia caerulea) über. Südöstlich grenzt ein Erlenbruchwald an und ansonsten ist der Hechtdiebel von Kiefernmoorwald, teilweise in enger Verzahnung mit Erlen, Moorbirken, Torfmoosrasen und wassergefüllten Schlenken umgeben. Östlich grenzt ein schmaler Buchenwaldstreifen an den Moorkomplex an, welcher in Kiefernforste übergeht. In einer ehemaligen Stromleitungstrasse kommen des Weiteren junge Kiefernforste und offene Landreitgras- sowie Rotstraußgrasfluren (Calamagrostis epigejos, Agrostis capillaris) mit vereinzelt aufwachsenden Kiefern, Fichten (Picea abies) und Birken (Betula pendula) vor. In der östlichen Spitze der Naturerbeflächen gibt es außerdem einen jungen Douglasienforst (Pseu-dotsuga menziesii) und südlich in einer vermoorten Rinne einen Streifen mit jungem Moorbirkenwald mit Pfeifengras (Molinia caerulea) und Torfmoosen.

Die Naturerbeflächen in der Gemarkung Poratz (insgesamt 2,5149 Hektar) sind teils ehemalige, teils bestehende Wege und durchschneiden linienhaft unterschiedliche Biotope. Sie sollen nach Möglichkeit getauscht werden, um größere, zusammenhängende Flächen zu erhalten, auf denen eine naturschutzfachliche Entwicklung stattfinden kann.

Schutzstatus und Schutzgüter

Die Naturerbeflächen befinden sich im Naturschutz- und FFH-Gebiet "Poratzer Moränenlandschaft" (DE 2948-304), im Biosphärenreservat "Schorfheide-Chorin" und im SPA "Schorfheide-Chorin" (DE 2948-401). Der Schutzzweck im NSG und FFH-Gebiet ist der Erhalt und die weitere möglichst störungsarme Entwicklung eines gewässer- und moorreichen Waldgebietes der Jungmoränenlandschaft mit einem hohen Anteil naturnaher Wälder und gefährdeter Arten.

Bestehende Planungen

Für das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegen ein Landschaftsrahmenplan sowie ein Pflege- und Entwicklungsplan vor. Ein Managementplan für das FFH-Gebiet "Poratzer Moränenlandschaft" wird derzeit erarbeitet.

Die Offenlandbereiche um Luisenau sind Bestandteil des EU-LIFE-Projektes "Schreiadler Schorfheide-Chorin". Die ehemaligen Ackerflächen wurden und werden in Dauergrünland umgewandelt und sollen durch angepasste Nutzungsvorgaben zum idealen Nahrungshabitat für Schreiadler entwickelt werden.

Leitbild und Naturschutzziele

  • Erhalt der naturnahen Moor- und Erlenbruchwälder, der Rotbuchen- und Eichenmischwälder sowie Feldgehölze als Naturentwicklungsgebiete (keine forstliche Nutzung)

  • Erhalt der Seen, Kleingewässer, Seggenriede und Schilfröhrichte

  • Erhalt der artenreichen Frischwiesen durch Fortführung der extensiven Nutzung durch Mahd und/oder Beweidung unter Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse des Schreiadlers
     
  • Entwicklung der Frischweide (nordwestlich von Luisenau) zu artenreichem Grünland durch extensive Nutzung

  • In Waldbeständen mit nichtheimischen Gehölzen, insbesondere in naturfernen reinen Nadelholzforsten, Waldumbau (z.B. durch trupp- bis horstweise Entnahme der nicht standort-heimischen Gehölze und Förderung der Naturverjüngung standortheimischer Baumarten) zu einem naturnahen Laub-Mischwald; die Naturerbeflächen werden nach Umwandlung in naturnahe Waldgesellschaften mit Baumarten der potenziell natürlichen Vegetation als Naturentwicklungsgebiet sich selbst überlassen.

  • Umwandlung der intensiven Nutzung auf Ackerflächen und Intensivgrünland in eine standortangepasste, extensive naturschutzorientierte Nutzung und Pflege bzw. Tausch kleinflächiger Bereiche

Download

Hier finden Sie die Informationen rund um diese Stiftungsfläche zum Herunterladen (pdf-Datei).