Crussow, Landkreis UckermarkWiederherstellung eines Lebensraumes für ackerspezifische Arten

Die etwa 15 Hektar große Ackerfläche bei Crussow befindet sich östlich von Angermünde im Landkreis Uckermark und wurde unserer Stiftung 2013 als Teil des Nationalen Naturerbes übertragen. Es handelt sich um einen relativ ertragsarmen Standort auf basenreichen Lehm- und Sandböden, der in den 1990er Jahren stillgelegt wurde. Da es jedoch noch Restbestände gefährdeter Segetalarten wie Feld-Rittersporn (Consolida regalis), Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis), Ackerröte (Sherardia arvensis) oder Feld-Klettenkerbel (Torilis arvensis) gab, wurde die Fläche 2007 in dem Projekt "100 Äcker für die Vielfalt" aufgenommen. Dieses Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert, Träger waren die Universität Göttingen, das Forschungsinstitut für ökologischen Landbau und der Deutsche Verband für Landschaftspflege.

Die Fläche war mehrere Jahre als Grünland bewirtschaftet worden. Als uns die Fläche 2013 übertragen wurde, waren die Ackerwildkräuter weitgehend verschwunden. Da man davon ausgehen konnte, dass das Samenpotenzial der Ackerwildkräuter noch im Boden vorhanden ist, wurde eine Ackerbewirtschaftung wieder aufgenommen. Dafür wurde gemeinsam mit dem Pächter und einem Botaniker ein speziell angepasstes Bewirtschaftungskonzept entwickelt: Es enthält Vorgaben zum Pflügen, eine streifenweise Einsaat von Getreide in halber Saatstärke, eine eingeschränkte Düngung und den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.

Im Oktober 2014 wurde die Fläche umgebrochen, gescheibt, flach gepflügt und angewalzt. Es erfolgte eine streifenweise Einsaat mit Winterroggen bei reduzierter Saatgutstärke und Aussaat von Kornrade (Agrostemma githago). Die Bewirtschaftung wird jährlich in enger Abstimmung mit Pächterinnen und Pächtern sowie mit Botanikerinnen und Botanikern angepasst.

Methode

Um die Erfolge des Bewirtschaftungskonzeptes zu dokumentieren und eventuell erforderliche Anpassungen abzuleiten, wurden im Jahr 2015 zwei Vegetationstransekte durch eine Botanikerin eingerichtet. Entlang dieser Transekte wurden insgesamt 25 Vegetationsaufnahmen durchgeführt und im Jahr 2016 wiederholt. Zusätzlich wurde jeweils eine Gesamtartenliste von der Fläche erstellt. Die Transektaufnahmen wurden im Jahr 2018 wiederholt.

Zusammenfassung

Durch die Wiederaufnahme der ackerbaulichen Nutzung des Ackers Crussow und dem speziell angepassten Bewirtschaftungskonzept konnten die Ackerwildkräuter wieder befördert werden. Es wurden insgesamt 173 Pflanzenarten nachgewiesen, wovon 20 Arten gefährdet sind. Insbesondere stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Ackerwildkräuter wie Acker-Schwarzkümmel, Kornrade oder Feld-Klettenkerbel kommen wieder mit zahlreichen Individuen vor.

Im Jahr 2018 wurden weit weniger Arten nachgewiesen als in den Jahren 2015 und 2016 (direkt nach dem ersten Umbruch). Vermutlich überlagern hier die Effekte des Klimawandels mit langanhaltender Dürre die Erfolge der Bearbeitung des Ackers. Es wird weiterhin empfohlen, die Fläche Ende September/Anfang Oktober zu scheiben und im Folgejahr eine Kultur mit reduzierter Saatstärke anzubauen. Wichtig ist, dass die Bodenbearbeitung und Aussaat mit möglichst geringem zeitlichem Abstand zwischen Mitte September und Mitte Oktober durchgeführt werden.

Von den vielfältigen Pflanzenarten, der lückigen Einsaat und dem Verzicht auf Pestizide profitieren außerdem die Insekten- und Vogelfauna. Insgesamt ergibt der Acker Crussow aufgrund seiner farbenfrohen Ackerwildkraut-Flora und seinem hügeligen Relief ein attraktives Landschaftsbild, an dem sich viele Erholungssuchende erfreuen. Er steht damit in einem starken Kontrast zur sonst ausgeräumten, verarmten Ackerlandschaft und erfüllt eine gewisse Vorbildfunktion.

Downloads

Die genauen Ergebnisse, Karten und Literatur zu den ausgewählten Flächen finden Sie im aktuellen Bericht zur Erfolgskontrolle (Stand 2020). 

Die vorangegangenen Berichte können Sie ebenfalls nachlesen: Erfolgskontrolle 2018 und Erfolgskontrolle 2019 

Ihr Kontakt

Ninett Hirsch
Erfolgskontrolle
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