Fergitz, Landkreis UckermarkWiederherstellung des Feuchtgebietscharakters

Das Feuchtgrünland nördlich von Fergitz bzw. westlich des Oberuckersees wurde der Stiftung mit etwa 70 Hektar im Rahmen des Nationalen Naturerbes übertragen. Das Gebiet befindet sich im Landkreis Uckermark und liegt vollständig im FFH-Gebiet "Eulenberge". Es handelt sich dabei um ein wertvolles Quell- und Durchströmungsmoor mit Binnensalzstellen und vielen gefährdeten Arten wie beispielsweise Sumpf-Engelwurz (Angelica palustris), Echter Sellerie (Apium graveolens), Trollblume (Trollius europaeus) oder Violette Sommerwurz (Orobanche pupureus).

Das Niederungsgebiet wird durch zahlreiche Gräben entwässert. Um eine weitere Moordegradierung zu verhindern, die Quellspeisungen wieder zu sichern und den Grundwasserstand insgesamt anzuheben, wurden Maßnahmen zur Revitalisierung des Moorkörpers ergriffen. Die Nutzung durch Mahd und Beweidung musste weiterhin möglich bleiben, um eine Sukzession der Flächen zu verhindern.

Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes Binnensalzstellen wurden im Herbst 2009 das marode Hauptstaubauwerk erneuert, damit die Wasserstände wieder reguliert werden können. Um eine weitere Aussüßung der Binnensalzstellen durch den Einfluss des Oberuckersees zu verhindern, wurden in sieben Nebengräben Überlaufschwellen eingebaut, um die Wasserstände anzuheben, das Wasser länger im Frühjahr zu halten und vom Regime des Sees abzukoppeln.

Im Winter 2013/2014 wurden durch den Bereich Stiftungsprojekte weitere Gräben mit einer Gesamtlänge von fast drei Kilometer verschlossen. Außerdem wurden Teilflächen flach abgetorft, um die 24 vermulmten Schichten abzutragen und ein neues Moorwachstum zu gewährleisten. In Abgrenzung zu den landwirtschaftlichen Flächen wurde eine fast 600 Meter lange Hecke angelegt, um Nährstoffeinträge in das Feuchtgrünland und den Moorflächen zu reduzieren. Des Weiteren gibt es eine stetige, dynamische Anpassung der Landnutzung durch Mahd und Beweidung in enger Abstimmung mit den Naturwächter*innen vor Ort und dem Landwirt, um die standorttypische Flora und Fauna zu befördern.

Methoden

Um die Erfolge der Maßnahmen zu dokumentieren und gleichzeitig eine Grundlage für die Anpassung der Landnutzung zu schaffen, werden die besonders im Fokus stehenden Pflanzenarten gezielt erfasst: Trollblume, Sumpf- Engelwurz, Violette Schwarzwurzel und Echter Sellerie. Für die längerfristige Beobachtung der Entwicklung der Flächen wurden 2015 drei Vegetationstransekte mit insgesamt 39 Vegetationsaufnahmeflächen (ein Halbkreis mit zwei Meter Radius) eingerichtet. Parallel dazu wurden Heuschrecken auf insgesamt sieben Transekten in räumlicher Nähe zu den Vegetationstransekten aufgenommen.

Um Aussagen über die Entwicklung der gesamten Projektfläche machen zu können, wurde die Biotopkartierung aus dem Jahr 2011 durch die Naturwacht 2017 wiederholt. Mit Hilfe dieser Kartierung kann unter anderem der Flächenanteil standorttypischer oder geschützter Biotope, Lebensraumtypen oder die Häufigkeit von Charakterarten ausgewertet werden.

Um die Entwicklung der Grundwasserstände zu beobachten und zu dokumentieren wurden 2012 (vor Maßnahmenbeginn) fünf Pegel mit Datenlogger installiert.

Folgende Untersuchungsmethoden werden im Projektgebiet Fergitz angewendet:

  • Erfassung spezieller Pflanzenarten (jährlich ab 2017)
  • Einrichtung von Vegetationstransekten mit insgesamt 39 Punkten (2015, Wiederholung geplant 2021, Ergebnisse in den Berichten 1 und 2)
  • Biotopkartierung (2017, Wiederholung geplant 2023, Ergebnisse in den Berichten 1 und 2) 
  • Erfassung von Heuschrecken (2015, Wiederholung geplant 2021, Ergebnisse in den Berichten 1 und 2) 
  • 5 Pegel (Einrichtung Sommer 2013)

Zusammenfassung

Die Grundwasserstände an den Pegel 1 und 2 zeigen, dass es keine negativen Auswirkungen auf den Siedlungsbereich in Fergitz gab. Die Pegel 2 und 3 zeigen Grundwasserstände im Mittel von 10- 20 cm unter Flur an, welche auf relativ nasse Verhältnisse in diesen Bereichen hinweisen. Der Feuchtgebietscharakter wurde durch die Maßnahmen wiederhergestellt und gleichzeitig eine weitere Nutzung der Flächen gewährleistet.

Mit Hilfe der Wiederholung der Biotopkartierung konnte gezeigt werden, dass der Anteil der Moorflächen insgesamt zugenommen hat. Es sind außerdem viele neue, geschützte Biotope wie beispielsweise Kleingewässer hinzugekommen. Der gute Erhaltungszustand der Binnensalzstelle konnte bestätigt werden und es konnte eine zweite, kleinere Binnensalzstelle neu aufgenommen werden.

Das Projektgebiet zeichnet sich insgesamt durch eine hohe Anzahl gefährdeter Arten aus. Viele der gefährdeten Arten wie Strand-Dreizack (Triglochin palustre), Salzbunge (Samolus valerandi) oder Erdbeerklee (Trifolium fragiferum) sind an salzbeeinflusste Quellaustritte angepasst und aufgrund ihrer geringen Konkurrenzstärke auf solche Sonderstandorte angewiesen. Die Bestände dieser Arten haben sich gut entwickelt und von den Maßnahmen profitiert.

Insbesondere auch die Bestände der Sumpf-Engelwurz, des Wilden Selleries und der Sommerwurz haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Wesentlich für die positive Bestandsentwicklung dieser Arten sind die konkreten Pflege- und Nutzungsabstimmungen, die mit dem Flächenbewirtschafter getroffen wurden. Hierzu gehört unter anderem eine flexible Abstimmung der Mahdtermine mit den betreuenden Naturwacht-Mitarbeiter*innen. Für den Erhalt und die Entwicklung des Sellerie sind gewisse Bodenverwundungen für das Keimen der Samen notwendig. Er konnte im Jahr 2019 vor allem in den Wendespuren des Schleppers gefunden werden und im Jahr 2020 wurden die Flächen mit Rindern beweidet. Gleichzeitig sollte eine Nutzung nicht während der Samenreife erfolgen, um eine Fortpflanzung zu gewährleisten. Hier ist auch in Zukunft ein eng abgestimmtes Pflegeregime und eine Erfolgskontrolle für notwendig, um ggf. bei der Pflege nachzusteuern.

Eine Ausnahme der guten Entwicklung der Flächen stellt dabei jedoch die Trollblume dar. Ihre Anzahl ist in den letzten Jahren auf wenige Individuen geschrumpft und konnte im Jahr 2020 gar nicht mehr nachgewiesen werden. Die Fläche mit der Trollblume wurde aus der Beweidung ausgenommen, da der Verlust der letzten Exemplare durch Viehtritt nicht ausgeschlossen werden konnte. Hier muss in Zukunft per Hand und ganz individuell, nach der Samenreife gemäht und die Fläche beräumt werden. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass noch Samen und Rhizome im Boden vorhanden sind und sich die Trollblume nach der Einführung eines abgestimmten Pflegeregimes wieder regenerieren kann.

Beobachtungsziele

  • Stabilisierung des Wasserhaushaltes
  • artenreiche, graslandspezifische Biozönosen
  • Erhalt der Binnensalzstellen
  • Lebensraum für gefährdete Offenlandarten

Parameter und Erfolg/Misserfolg

Landschaftsbild

  • durch den Wechsel von Mähwiesen, Weiden, Röhrichten bis hin zu Kleingewässern, vernässten Senken und Mooren ergibt sich ein strukturreiches Landschaftsbild

Wasserhaushalt

  • die Grundwasserstände sind im Bereich der Quellkuppe im Jahresmittel bei etwa 20cm unter Flur

Biotopausbildung

  • durch die Wiederholung der Biotopkartierung im Jahr 2017 konnte eine Zunahme der Moorbiotope, geschützter Biotope und Lebensraumtypen nachgewiesen werden
  • die Binnensalzstelle konnte in ihrem guten Erhaltungszustand bestätigt werden und eine zweite konnte neu als Punktbiotop aufgenommen werden (30 Beobachtungsziele Parameter Erfolg/Misserfolg)

Vegetation

  • insgesamt konnten 247 Pflanzenarten aufgenommen werden, davon sind 32 Arten in Brandenburg gefährdet (ohne Vorwarnliste) und acht Arten sind besonders geschützt, zwei streng geschützt (Sumpf-Engelwurz, Wilder Sellerie)
  • die Bestände der Halophyten wie Strand-Dreizack, Salzbunge oder Erdbeerklee haben sich aufgrund der Maßnahmen gut entwickelt
  • die Bestände der Sumpf-Engelwurz, des Wilden Selleries und der Sommerwurz haben sich aufgrund der abgestimmten Pflege gut entwickelt
  • die vom Aussterben bedrohte Trollblume kam in den letzten Jahren nur noch in wenigen Individuen vor und konnte im Jahr 2020 nicht mehr nachgewiesen werden, sie soll künftig durch eine Anpassung der Nutzung gefördert werden (Auskopplung und Handmahd)

Heuschrecken

  • es wurden insgesamt elf Arten nachgewiesen, davon eine gefährdete Art
  • es waren vor allem Arten des meso- bis hygrophilen Grünlandes

Stand: Dezember 2020

Downloads

Die genauen Ergebnisse, Karten und Literatur zu den ausgewählten Flächen finden Sie im aktuellen Bericht zur Erfolgskontrolle (Stand 2020). 

Die vorangegangenen Berichte können Sie ebenfalls nachlesen: Erfolgskontrolle 2018 und Erfolgskontrolle 2019 

Ihr Kontakt

Ninett Hirsch
Erfolgskontrolle
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