Kleine ElsterWiederherstellung eines möglichst naturnahen Fließgewässerverlaufs

Die Kleine Elster fließt über eine Gesamtlänge von etwa 60 Kilometern vom Quellgebiet im Bereich der Autobahnauffahrt der A13 Freienhufen (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) bis zur Mündung bei Wahrenbrück in die Schwarze Elster (Landkreis Elbe-Elster). Sie ist ein sand- und lehmgeprägter Tieflandfluss und anthropogen mäßig bis stark beeinflusst: Durch die Entwässerung der Niederungslandschaft der Kleinen Elster, der künstlichen Wasserstandsregulierung, der abschnittsweisen Eindeichung, Begradigungen und Abtrennung von Mäandern kam es zu einer weitreichenden Veränderung des Fließgewässers mit einer Verarmung der Struktur- und Strömungsdiversität und einer zunehmenden Tiefenerosion. Durch die fortschreitende Eintiefung des Fließes werden wiederum die angrenzenden Niederungsbereiche weiter entwässert.

Gewässerentwicklungskonzept

Es liegt ein umfassendes Gewässerentwicklungskonzept (GEK) für die Kleine Elster vor. Darin werden folgende Aussagen zum Abschnitt im Projektgebiet getroffen:

Die Kleine Elster ist im Mittel acht Meter breit. Die obere Profilbreite (Böschungsoberkante zu Böschungsoberkante) erhöht sich von Doberlug-Kirchhain bis Schadewitz von zwölf auf 14 Meter. Der Hauptlauf der Kleinen Elster ist im gesamten Abschnitt zu ca. 50 Prozent geradlinig. Es sind jedoch auch Bereiche mit schwacher Schwingung sowie untergeordnet gestrecktem und mäßig geschwungenem Lauf vorhanden. Die Ansätze von Uferbänken weisen auf Verlandungstendenzen am Gewässerufer hin. Die Sohle ist vorwiegend sandgeprägt mit Makrophytenbewuchs. Typische fließgewässerbegleitende Gehölze aus Erlen oder Weiden kommen eher wenig vor und die Ufer sind hauptsächlich durch Kraut- und Staudenfluren charakterisiert.

Der Nährstoffhaushalt der Kleinen Elster ist referenztypisch, während die überdimensionierten Abflussquerschnitte für zu schnelle Fließgeschwindigkeiten im Hochwasserfall verantwortlich sind, so dass sich typische Gewässerstrukturen nur unzureichend oder gar nicht ausbilden können und eine Besiedlung durch die entsprechende Artengemeinschaft ausbleibt.

Umfangreiche Renaturierung

Im Jahr 2013 wurden umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen an der kleinen Elster zwischen Maaßdorf und Doberlug-Kirchhain in Trägerschaft unserer Stiftung und der Flächenagentur Brandenburg umgesetzt. Insbesondere wurden acht Flussschleifen wieder an das Gewässer angeschlossen. Der im Rahmen dieses Projektes umgestaltete Abschnitt der Kleinen Elster erstreckt sich von oberhalb der Ortslage Schadewitz bis unterhalb der Eisenbahnbrücke in Doberlug- Kirchhain. Der Abschnitt hat eine Länge von ca. 7.700 Metern und das Fließgewässer überwindet hier einen Höhenunterschied von etwa vier Metern. Das durchschnittliche Sohlgefälle beträgt 0,5 Prozent und abschnittsweise sind steilere und flachere Bereiche vorhanden.

Es wurden insgesamt 25 Gewässerinitiale eingebracht, um durch punktuelle Einengung des Gewässerprofils die Strömungsdiversität zu erhöhen. Dabei wurden buhnenartige Schüttungen aus Kies/Sand oder Totholz in Form von Wurzelstubben eingebaut. Insgesamt wurden vier verschiedene Typen von Gewässerinitialen in den Fließverlauf eingefügt:

  • Kies-Sand-Schüttungen,
  • Stammholzbuhnen,
  • Wurzelstubbenbuhnen und
  • Rauhbaumbuhnen.

Die Initiale wurden uferseitig mit Holzpfählen markiert und nummeriert.

Die Ziele der Maßnahmen waren:

  • Erhöhung der Strömungsdiversität durch punktuelle Einengung des Gewässerprofils. Bei Mittelwasserabflüssen erhöht sich die Geschwindigkeit von 0,1 m/s auf maximal 0,4 m/s.
  • Durch die verwendeten Totholzelemente sowie die Substratzugaben und die daraus entstehenden Veränderungen in der Gewässermorphologie entstehen neue Habitate bzw. werden die Lebensbedingungen für Fische und das Makrozoobenthos deutlich verbessert.
  • Die kiesigen Substrate wirken beispielsweise positiv für Kieslaicher aus, Wurzelstubben und Raubaumbuhnen bieten den Jungfischen mehr Schutz.

Methoden der Erfolgskontrolle

Um die Wirksamkeit der Gewässerinitiale zu überprüfen und die weitere Entwicklung der Kleinen Elster zu dokumentieren, wurden an neun Probestrecken in den Jahren 2015, 2016 und 2022 Libellen als wichtige Indikatorart untersucht. Die Erfassung der Libellen erfolgte in allen Jahren an jeweils vier Begehungsterminen bei günstigen Witterungsbedingungen während der Hauptflugperiode im Zeitraum Ende Mai/Mitte Juni bis Ende August/Anfang September.

Innerhalb der Probeflächen wurden jeweils alle beobachteten Imagines notiert. Als Hilfsmittel dienten ein Kescher und ein Fernglas. Die Bestimmung der Tiere erfolgte im Freiland. Dabei wurden Beobachtungen, die auf Reproduktion bzw. auf eine mögliche Bodenständigkeit hinwiesen (frisch geschlüpfte Tiere, Paarungen, Eiablagen, Patrouillenflug, Revierverhalten) sowie vermutliche Gastbeobachtungen und spezifische Habitatpräferenzen notiert.

Parallel zur Erfassung der Imagines wurde innerhalb der einzelnen Abschnitte an allen vier Terminen qualitativ bis semiquantitativ nach Exuvien gesucht.

Nachsteuerungsbedarf

Ein Nachsteuerungsbedarf zeigte sich im Bereich der Gewässerinitiale:  Insbesondere auf Höhe der Buhnen wuchsen einige Gewässerbereiche im Verlauf des besonders trockenen Jahres 2022 stellenweise stärker zu, sodass sich die Fließgeschwindigkeit verringerte. Direkt unterhalb einiger Buhnen bildeten sich an der strömungsabgewandten Seite zum Teil kleinere Stillwasserbereiche mit Wasserlinsen-Decken. Deshalb wird hier eine partielle Offenhaltung der Fließgewässerufer vorgeschlagen, zum Beispiel durch extensive Mahd oder Beweidung.

Aus Sicht der Libellenfauna wie auch vieler weiterer lichtliebender Wasserlebewesen wäre hier ein abschnittweises Auflichten der zunehmend dichter und größer werdenden Erlengehölze notwendig. Dabei sollten in den kommenden Jahren zumindest abschnittsweise auch kleinere offene, besser besonnte Bereiche an der Klosterschleife belassen bzw. geschaffen werden. Daneben verdrängen/ überwachsen die überwiegend sehr dicht stehenden Erlen auch die zeitgleich gepflanzten Weiden, die eine äußerst wichtige Bedeutung als Nektar- und Pollenspender für früh fliegende Wildbienen (u.a. Gattung der Sandbienen) besitzen. Deshalb sollten zugleich einige der Weiden gezielt freigestellt werden.

Stand: Januar 2023

Libellenfauna

Weitere Informationen gibt es im aktuellen Bericht zur Untersuchung der Libellenfauna von 2022. 

Untersuchungsgebiet

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Ihr Kontakt

Ninett Hirsch
Erfolgskontrolle
Telefon: 0331 / 971 64 875
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Downloads

Die genauen Ergebnisse, Karten und Literatur zu den ausgewählten Flächen finden Sie im aktuellen Bericht zur Erfolgskontrolle (Stand 2020). 

Die vorangegangenen Berichte können Sie ebenfalls nachlesen: Erfolgskontrolle 2018 und Erfolgskontrolle 2019