Naturschutzfonds Brandenburg
 

Naturschutz in Brandenburg
Newsletter der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg | Ausgabe 05/2024

Naturschutz ganz praktisch | Gelungene Zusammenarbeit | Positive Entwicklungen | Zu guter Letzt

Liebe Leserinnen und Leser,

freuen Sie sich über gute Nachrichten? Wir auch und deshalb haben unsere Kolleginnen und Kollegen Lichtblicke, gelungene Kooperationen, erfreuliche Zahlen, motivierende Erlebnisse für Sie gesammelt. Eine Liste, die sicher nicht vollständig ist, aber dennoch beweist: Wenn wir gemeinsam anpacken, können wir im Naturschutz viel bewegen. Eine Erfahrung, die wir auch mit den mehr als 700 Teilnehmenden des europaweiten Netzwerktreffens "SERE24" teilen konnten. Mit diesem Wissen gehen wir hoffnungsfroh ins Jahr 2025. Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr!

Ihr Team der Stiftung

Blühende Aussichten
Saatgut keimt nach Bodeninversion

Pinke Kartäuser-Nelken, rosafarbene Grasnelken, blaue Berg-Sandglöckchen... Foto: LIFE Trockenrasen

Anfang 2023 hat unser Projekt LIFE Trockenrasen im Natura-2000-Gebiet „Mühlenberg Nennhausen“ im Landkreis Havelland eine sogenannte Bodeninversion durchgeführt. Dabei wurde der nährstoffreiche Oberboden auf einer kleinen Fläche gegen die darunterliegende nährstoffärmere Schicht getauscht. Eine Frischzellenkur für konkurrenzschwache Pflanzenarten also. Der Vorteil: Der Oberboden muss nirgendwo abgelagert oder entsorgt werden, er verbleibt auf der Fläche. Da es die erste Bodeninversion auf unseren Projektflächen war, blieb es spannend: Schaffen es die Trockenrasenarten, sich an die neuen Bedingungen anzupassen? Die Antwort ist ein freudiges „Ja“. Das ausgebrachte Saatgut keimte wunderbar und die neuen Pflanzen standen 2024 in voller Blüte. Pinke Kartäuser-Nelken, rosafarbene Grasnelken, blaue Berg-Sandglöckchen und vieles mehr verwandelten den runderneuerten Trockenrasen im Sommer in einen buntblühenden Blumenteppich!

Starthilfe für Bachmuschel-Nachwuchs
Ein Rendez-vous im Tank

Trächtig oder nicht? Ein kurzer Blick in die Muschel gibt Aufschluss. Foto: S. Deeg

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Binnenfischerei aus Potsdam-Sacrow haben wir Tausende Fische mit Bachmuschellarven, sogenannten Glochidien, beimpft und in die Dosse (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) zurückgesetzt. Ziel ist es, den Muscheln bei ihrer Vermehrung zu helfen. Damit konnten wir diese wichtige Methode zur Vermehrung der deutschlandweit vom Aussterben bedrohten Bachmuschel erstmals erfolgreich in Brandenburg umsetzen!

Weitere Beispiele aus der Praxis

Auf unseren Stiftungsflächen können wir in enger Abstimmung vor Ort Naturschutzziele verwirklichen. 2024 kamen etwa 297 Hektar dazu (Stand 12/2024), zum Beispiel im Löcknitztal (Landkreis Oder-Spree). In der Ziehtener Heide, einer Stiftungsfläche im Landkreis Barnim, kommen wir gut voran: An einem der wiederhergestellten Kleingewässer konnten wir im Frühjahr mehr als 20 Moorfrösche im blauen Hochzeitsgewand sehen und hören!

Am Saarmunder Eichberg haben wir im Frühjahr die Astlose Graslilie gepflanzt. Erst seit Ende 2023 sind die Flächen dort als Stiftungsflächen für den Naturschutz gesichert, die erste Naturschutzmaßnahme konnten wir nur kurze Zeit später umsetzen. Die Astlose Graslilie hat europaweit in Deutschland einen Verbreitungsschwerpunkt, ist aber hierzulande inzwischen selten, sodass sie es ohne Hilfe kaum mehr schafft, stabile Bestände aufzubauen.

Eines unserer Förderprojekte zeigt direkt Wirkung: In Rädel, einem Ortsteil der Gemeinde Kloster Lehnin, hat ein Weißstorch in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, einen geeigneten Platz zum Brüten zu finden. Der neu errichtete Storchenhorst wurde direkt angenommen. Die ausführlichen Beispiele lesen Sie hier.

Lungenenzian entdeckt, Landwirtin überzeugt
Schutz und Nutzung Hand in Hand

Diese Fläche wurde markiert und nicht gemäht. Der Lungenenzian konnte fruchten. Foto: C. Buhr

Gesehen, gesprochen, geschützt - das ist die Kurzform dieser kleinen Geschichte. Die lange Version geht so: Der Lungenenzian ist eine Charakterart der Feuchtwiesen und auf der Roten Liste Brandenburg eingetragen mit "vom Aussterben bedroht". Die Freude war also groß, als ein Kollege nach langen Jahren vergeblichen Suchens endlich wieder sechs (!) blühende Exemplare fand. Allerdings: Die Fläche in einem Potsdamer FFH-Gebiet sollte direkt gemäht werden - der Lungenenzian hätte sich nicht vermehren können. Unsere Kolleg*innen des Natura-2000-Teams West suchten das Gespräch und überzeugten die Landwirtin: Die Fläche wurde markiert und nicht gemäht. Das ist die zweite gute Nachricht: Schutz und Nutzung gingen also Hand in Hand. (Das ist ja sowieso unsere Überzeugung.) Der Lungenenzian konnte also fruchten und vermehrt sich hoffentlich. Da in einer Fruchtkapsel mehrere Hundert Samen stecken, stehen die Chancen nicht schlecht – also bitte Daumen drücken, dass sich Samen durchsetzen.

Groppe zurück in der Dosse
Erfolgreiche Wiederansiedlung

Ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel: die Groppe. Foto: E. Hübner

Die Groppe, bei uns hier die Unterart Westgroppe, ist eine FFH Anhang II Art. Die Bestände in Brandenburg waren allerdings so stark zurückgegangen, dass nur noch im Stepenitz-System in der Prignitz eine einzige Population existierte. Die Groppe ist neben der Elritze und dem Döbel eine der wichtigsten Wirtsfischarten für die Bachmuschel. Daher war es ein Ziel von LIFE Bachmuschel, die Groppe in der Dosse wieder heimisch zu machen. Unser Projektpartner, das Institut für Binnenfischerei aus Potsdam-Sacrow, hat in den letzten beiden Jahren über 1.000 Groppen aus dem Stepenitz-System in die benachbarte Dosse umgesetzt: Sie wurden an mehreren Stellen mit geeigneten Sohlsubstraten in Wittstock, Goldbeck, Dossow und Fretzdorf (Landkreis Ostprigniz-Ruppin) angesiedelt. In diesem Jahr gelangen bereits einige Wiederfänge und wir gehen davon aus, dass die Art erfolgreich reproduziert.
 

Weitere Beispiele gelungener Zusammenarbeit

Auch das Aufräumen am Gollenberg bei Stölln (Landkreis Havelland), bevor die Beweidung starten konnte, möchten wir hier erwähnen oder die Entkusselung einer ca. 2.000 Quadratmeter großen Moorfläche am Drewitzer Kuhlauch (Landkreis Spree-Neiße). Die Beweidung auf einer Pilotfläche im FFH-Gebiet "Peickwitzer Teiche" (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) ließ sich ebenfalls nur in Zusammenarbeit mit Partnern verwirklichen.

Von gelungener Kooperation berichten uns Ranger-Kolleg*innen aus dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin: Die großartige Zusammenarbeit der Biosphärenreservatsverwaltung und der Ranger*innen brachte eine hohe Summe für den Vertragsnaturschutz auf den Weg.

Die Natura-2000-Teams wiederum freuen sich über die wichtige Zusammenarbeit mit den Agrarnaturschutz-Berater*innen und unser Arbeitsbereich Stiftungsflächen ist froh über die sehr extensive Nutzung einer kleinen Oase. 

Im FFH-Gebiet „Mahnigsee-Dahmetal“ (Landkreis Dahme-Spreewald) haben wir gemeinsam mit Kolleg*innen des Landesbetriebs Forst und der Naturparkverwaltung im Naturpark Dahme-Heideseen Licht für die Prachtnelke geschaffen und in den Glindower Alpen (Landkreis Potsdam-Mittelmark) konnten wir auf tatkräftige Unterstützung des Glindower Heimatvereins zählen. Die Beispiele stellen wir hier genauer vor.

Aus zwei wurden 472
Kreuz-Enzian-Pflanzen vorgezogen und gepflanzt

Der in Brandenburg vom Aussterben bedrohte Kreuz-Enzian blüht von Juni bis September. Foto: M. Kreiling

Der Kreuz-Enzian ist in Brandenburg vom Aussterben bedroht und in Deutschland stark gefährdet. Kolleg*innen des Natura-2000-Teams Nordost konnten im FFH-Gebiet „Stettiner Berge“ (Landkreis Uckermark) an vier Standorten 472 Kreuz-Enzian-Pflanzen setzen! Aus 2 wurden 472 – die Geschichte beginnt nämlich schon 2022: Bei einer Naturschutzmaßnahme im FFH-Gebiet wurden zwei Exemplare des Kreuz-Enzians entdeckt und die Kolleg*innen beauftragten die "Wildsamen-Insel" in Temmen, Saatgut zu sammeln. 2023 wurden dort die Pflanzen in Anzuchtpaletten vorgezogen, die 2024 in Reihen mit einem Abstand von 50 x 50 Zentimetern in die Erde kamen. So können die Kolleg*innen die Pflanzen schneller wiederfinden und zählen, wenn sie in den kommenden drei Jahren den Erfolg der Pflanzung kontrollieren. Auch hier Danke an alle Beteiligten im Natura-2000-Team, der Wildsamen-Insel und im Landesamt für Umwelt, LfU, das die Sammlung und Anzucht finanzieren konnte.

Rotbauchunke in der Teichlandschaft Buchwäldchen Muckwar
Reproduktionsnachweis nach zehn Jahren

Zu entdecken war diese junge Rotbauchunke nur mit einem geübten Blick. Foto: S. Freiwald

Das Foto der jungen Rotbauchunke gelang unserer Kollegin in der "Teichlandschaft Buchwäldchen-Muckwar", einem FFH-Gebiet im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Insgesamt elf Teiche mit einer Fläche von etwa 42 Hektar sind hier als Stiftungsflächen dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Unter anderem den Alten Teich hatten wir im Winter 2023/24 teilweise entschlammt und vertieft sowie den Damm verstärkt. Denn vor zehn Jahren wurden am Alten Teich noch mehrere Dutzend Rotbauchunken nachgewiesen, dann war er allerdings dicht mit Schilfröhricht zugewachsen und bot den Amphibien keinen Lebensraum mehr. Die gute Nachricht: Die Naturschutzmaßnahmen hatten Erfolg. Im Mai 2024 gelang ein Reproduktionsnachweis für die landesweit sehr bedrohte Rotbauchunke!

Weitere schöne Entwicklungen

Eine weitere gute Nachricht kommt aus dem Naturpark Uckermärkische Seen: Im Frühjahr 2024 konnten die Kolleg*innen auf einer ihrer Zählflächen, der Wiese Brennickenswerder am großen Lychensee (Landkreis Uckermark), fast eine Verdopplung des Bestandes des Breitblättrigen Knabenkrautes feststellen.

Die Sumpfsitter überraschte die Kolleg*innen der Naturwacht im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin: Auf einer Fläche, auf der bislang eigentlich gar kein regelmäßiges Orchideenmonitoring stattfand, konnten sie erstaunliche 4.710 Pflanzen zählen! Auch das Schlingnattermonitoring im Biosphärenreservat Spreewald hat endlich den ersten positiven Nachweis: Im FFH-Gebiet Heideseen bei Köthen (Landkreis Dahme-Spreewald) wurde dasselbe Tier zweimal im Abstand von einem Monat gesichtet.

Wie Naturschutz langfristig wirkt, beschreibt eine Kollegin, die unsere Stiftungsflächen betreut. Eine Abtorfungsfläche im Zentrum des Beesenbergs, eines FFH- und Naturschutzgebiets im Landkreis Uckermark und eines der wertvollsten kalkreichen Quellmoore in Deutschland, hat sich seit den Naturschutzmaßnahmen 2013 prächtig entwickelt. Das zeigt eine Biotoptypen-Kartierung in diesem Jahr: Es wächst ein botanisches Highlight neben dem anderen. 

Noch drei weitere gute Nachrichten: In Lübbenau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) gibt es eine neue Junior-Ranger-Gruppe! Es ist die zweite Junior-Ranger-Gruppe im Biosphärenreservat, denn in Burg treffen sich weitere 15 Junior Ranger*innen. Was uns besonders freut: Es gibt auch eine Volunteer-Ranger-Gruppe. Die Jugendlichen übernehmen teilweise eigenverantwortlich Projekte aus dem Aufgabenbereich der Rangerinnen und Ranger. Eine tolle Unterstützung ebenso wie die rund 330 freiwilligen Helfer*innen, die bei der Naturwacht Brandenburg mit anpacken! Werfen Sie hier einen genaueren Blick auf diese positiven Entwicklungen.

Zu guter Letzt – Der TV-Tipp "Wir können auch anders"
Eine Doku-Serie als Lichtblick und zur Motivation

Unsere Ranger-Kollegin aus dem Naturpark Uckermärkische Seen hat noch einen ganz speziellen Tipp: Wer wie sie dankbar ist über Erzählungen von gelebtem Umweltschutz und gelebter Nachhaltigkeit, die zeigen, dass wir Menschen auch anders handeln können, dem empfiehlt sie die sechsteilige Reihe "Wir können auch anders" in der ARD Mediathek. Wir schließen uns dieser Empfehlung sehr gern an!