1.000 Projekte für biologische Vielfalt in BrandenburgUmweltminister Vogel stellt bei Bilanz des NaturSchutzFonds und der Naturwacht großes Naturschutzinteresse im Land fest

Potsdam (06.05.2022) – Durch die Unterstützung der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg konnten im vergangenen Jahr 7,3 Millionen Euro in Naturschutzprojekte im Land investiert werden. In 13 Landkreisen hat der NaturSchutzFonds 2021 49 Projekte gefördert sowie 27 eigene Stiftungsprojekte realisiert. Mit ihrem 1.000. Projekt erreicht die Landesstiftung einen wichtigen Meilenstein.

In ihrer aktuellen Arbeitsbilanz nimmt die Renaturierung von drei Kleingewässern im Landkreis Teltow-Fläming einen ganz besonderen Platz ein. Das Amt Dahme (Mark) konnte für die Gemeinde Niederer Fläming diese Maßnahme für den Amphibienschutz und zum Wasserrückhalt in der Landschaft mit 516.000 Euro Fördermitteln des NaturSchutzFonds Brandenburg realisieren. Für die Stiftung selbst war es das 1000. Projekt, das zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Land Brandenburg umgesetzt wurde.

Axel Vogel, Brandenburgs Umweltminister und Vorsitzender des Stiftungsrats:
„Das 1.000. Projekt ist ein wichtiger Meilenstein und zugleich erst ein Zwischenschritt auf dem Weg, den Rückgang der biologischen Vielfalt bei uns in Brandenburg zu stoppen. Wir freuen uns daher über ein spürbar wachsendes Interesse an vielen Stellen im Land, mehr für den Naturschutz zu tun. Die Stiftung steht hier als zuverlässige Partnerin bereit.“
In den 27 Jahren ihres Bestehens konnte die Stiftung mehr als 75 Millionen Euro für den Naturschutz im Land bereitstellen. Gemeinsam mit ihren zahlreichen Partnern half sie zudem, rund 91 Millionen Euro an Drittmitteln für das Land zu sichern. In Summe ergibt das mehr als 166 Millionen Euro für den Schutz der biologischen Vielfalt in Brandenburg.

Förderprojekte 2021
In 13 Landkreisen hat die Stiftung im vergangenen Jahr 49 große und kleine Naturschutz-maßnahmen finanziell unterstützt. Die meisten Projekte wurden im Landkreis Prignitz (14) sowie in den Landkreisen Uckermark (neun) und Elbe-Elster (fünf) gefördert. Aktivster Projektträger war der Wasser- und Bodenverband Prignitz. Sechs Förderanträge des Verbandes wurden im vergangenen Jahr bewilligt, zum Beispiel zur Revitalisierung von Kleingewässern bei Dallmin und Warnsdorf oder für die Verbesserung des Wasserrückhalts in der Landschaft bei Wittenberge und Lenzen.

Der Landkreis Elbe-Elster hat Fördermittel für ein umfangreiches Pflanzprojekt bei Herzberg und Lebusa erhalten. Der NABU-Regionalverband Osthavelland kann mit Stiftungsmitteln das stillgelegte Schöpfwerk in Zachow für Höhlenbrüter wie Mauersegler und Rotschwänze, aber auch für Rauchschwalben und Fledermäuse artenschutzfachlich aufwerten.
Die Anlage einer Streuobstwiese hat Mayers Obstgarten GbR in Wildenbruch (Potsdam-Mittelmark) verwirklicht, während der Dorf- und Kulturverein „Leben in Berge e.V." am Knorrenberg in Berge (Prignitz) Bäume und Sträucher pflanzen konnte.

„Die Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden, Landkreisen, Wasser- und Bodenverbänden sowie den vielen ehrenamtlichen Naturschützern in Verbänden und Vereinen ist uns sehr wichtig. Sie haben in den letzten Jahren die meisten Förderprojekte der Stiftung umgesetzt“, sagt Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Holger Rößling und bedankt sich für das Engagement und Vertrauen der Projektträger.

Stiftungseigene Projekte
2021 hat die Stiftung NaturSchutzFonds 27 eigene Naturschutzmaßnahmen verwirklicht. Dazu zählt unter anderem die Renaturierung von Kleingewässern in der Börnicker Feldflur bei Bernau (Landkreis Barnim), einem Verbreitungsschwerpunkt für die europaweit besonders geschützte Rotbauchunke und den Kammmolch. Vier Feldsölle wurden als Laichhabitate wiederhergestellt, sodass sie in der Hauptfortpflanzungszeit der Amphibien zwischen März und Juli wieder Wasser führen.

Zudem halfen EU-Fördermittel, europäisches Naturerbe zu sichern: Das Stiftungsprojekt LIFE Feuchtwälder widmet sich in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel und Dahme-Spreewald EU-weit besonders geschützten Auen- und Moorwäldern. 2021 siedelte das Projektteam typische Moose und Gefäßpflanzen wieder an, die sich vielfach kaum noch auf natürlichem Wege verbreiten. Die Ursachen liegen in fehlenden Überschwemmungen in der Aue oder in der zu großen Entfernung zwischen einzelnen Populationen. Nun hat LIFE Feuchtwälder gemeinsam mit der Firma Nagola Re aus Jänschwalde fünf Gefäßpflanzenarten wie das Bittere Schaumkraut oder die Pracht-Nelke sowie vier Torfmoosarten erfolgreich auf Projektflächen wiederangesiedelt.

In den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz kümmert sich das Projekt LIFE Trockenrasen um europaweit gefährdete Sand-Trockenrasen und Steppen-Trockenrasen. Um diese überraschend blütenreichen Offenlandschaften zu erhalten, hat LIFE Trockenrasen in den vergangenen Jahren in vielen Projektgebieten eine regelmäßige Beweidung mit Schafen, Ziegen und Pferden wieder eingeführt. Durch ihre Bisstechnik entfernen beispielsweise Schafe die Stängel von Gräsern bis zum Grund. So gelangt mehr Licht auf den Boden und sensible Trockenrasenarten wie der Niederliegende Ehrenpreis und die Kartäuser-Nelke können besser wachsen.

Ersatzzahlungen als finanzielles Fundament für Naturschutz
Ein wichtiges finanzielles Fundament für die Stiftungsarbeit sind die Ersatzzahlungen. Diese Zahlungen werden von den Verursachern von Eingriffen wie etwa dem Bau einer Windenergieanlage geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können. „Die Stiftung verwaltet die Ersatzzahlung treuhänderisch und sorgt dafür, dass die Gelder wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden“, erklärt Geschäftsführer Dr. Holger Rößling.
Neben den Ersatzzahlungen konnte der NaturSchutzFonds 2021 auch wieder Gelder aus Zweckerträgen der Lotterie GlücksSpirale und Zinsen des Stiftungskapitals für Naturschutzprojekte einsetzen.

Naturwacht Brandenburg
Auch die Naturwacht Brandenburg, die seit 1997 zur Landesstiftung gehört und in den 15 Nationalen Naturlandschaften Brandenburgs aktiv ist, stellt ihre Jahresbilanz vor.
Dramatische Einbrüche verzeichnen die Rangerinnen und Ranger im Bestand von Unken, Fröschen, Kröten und Molchen, wie Naturwacht-Leiterin Britta Schmidt die Monitoringergebnisse erläutert. „Wir haben 33 unserer Schutzzäune ausgewertet und dort 2021 insge-samt 13.517 Amphibien erfasst. Zwischen 2014 und 2018 zählten wir an denselben Standorten jährlich noch etwa 39.000 Tiere. Die Amphibienbestände sind also zwischen 2019 und 2021 um etwa zwei Drittel eingebrochen“, so Britta Schmidt. Am stärksten betroffen ist die Gruppe der Braunfrösche, zu denen Moor- und Grasfrösche gehören: Ihre Zahl sank zwischen 2019 und 2021 sogar um 94 Prozent. Die Hauptursache liegt vermutlich in der starken Trockenheit der vergangenen Jahre. Kleinere Tümpel – die zu den wichtigsten Laichgewässer für Amphibien zählen – führten zur Laichzeit entweder gar kein Wasser oder trockneten zu schnell aus, sodass sich die Kaulquappen nicht entwickeln konnten und verendeten.

Deutlich besser entwickelten sich in 2021 die Bestände der Wiesen-Orchideen. Feuchtkühle Frühlingstage und die regelmäßige Pflege vieler Wiesen halfen dabei. Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Naturparken Barnim, Uckermärkische Seen, Stechlin-Ruppiner Land und Schlaubetal sowie im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Gute Erfolge erzielte die Naturwacht beim Artenschutz für Fluss- und Trauerseeschwalben durch den Einsatz künstlicher Brutflöße. Auch der Wiedehopf nimmt im Bestand in Bran-denburg zu. Für den Vogel des Jahres 2022 bringen Rangerinnen und Ranger in vielen Gebieten Nistkästen aus, die gut angenommen werden.

Die Reisebeschränkungen führten auch 2021 zu einem hohen Aufkommen an Besucher*innen insbesondere in den berlinnahen Naturlandschaften. Die Naturwacht reagierte darauf mit verstärkter Aufklärung in Form von persönlicher Ansprache sowie Medienarbeit. Zwar zeigten sich viele Gäste durchaus offen für Hinweise, die Gesamtzahl der registrierten Verstöße bewegte sich mit 2.277 Überschreitungen jedoch immer noch deutlich über den Werten vor Beginn der Pandemie (1.151 in 2019). Den Löwenanteil bei den Verstößen machten erwartungsgemäß Freizeitaktivitäten wie illegales Campen (294), Feuer (246) und Missachtung des Wegegebotes (505) aus.
Erfreulich ist der deutliche Zuwachs an Ehrenamtlichen Helfer*innen bei der Naturwacht. Rund 400 Menschen unterstützen die Rangerinnen und Ranger aktuell bei ihrer Arbeit, 2019 waren es noch 285.

Ebenso froh ist Britta Schmidt, dass die Naturwacht nun ihre RangerTouren und ihre Umweltbildungsangebote wieder in gewohntem Umfang anbieten kann.
Einen Überblick über die Aktivitäten der Stiftung und ihrer Naturwacht im Jahr 2021 wird der Jahresbericht geben, der nach Erscheinen auf der Webseite www.naturschutzfonds.de abgerufen werden kann.
Jahresbericht 2021 Naturwacht Brandenburg: https://www.naturschutzfonds.de/fileadmin/nsf/Dokumente/Jahresbericht/Jahresbericht_Naturwacht_2021.pdf

Für Rückfragen

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Öffentlichkeitsarbeit
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