Brutfloß auf dem Pritzerber See: Erfolg für den ArtenschutzPritzerber See zieht seltene Wasservögel an

Pritzerbe (23.06.2020) – Im Frühjahr 2019 hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg auf dem Prizerber See ein künstliches Brutfloß ausbringen lassen. In diesen Tagen haben die Naturschützer besonderen Grund zur Freude: Mindestens 17 Brutpaare der seltenen Flussseeschwalbe mit bereits 19 Jungtieren sowie weitere 17 Eier konnten die Ranger der Naturwacht im Naturpark Westhavelland auf dem Floß zählen.

„Wir sind sehr glücklich, dass sich das Brutfloß unter den Tieren quasi herumgesprochen hat. Nachdem wir im vergangenen Sommer ein Ei und zwei Jungvögel zählen konnten, ist in diesem Jahr die Nachfrage nach unserer Bruthilfe enorm gestiegen“, sagt Beatrice Koch von der Naturwacht im Naturpark Westhavelland. Die Ranger beobachten und dokumentieren das Brutgeschehen vor Ort in Abstimmung mit der Landesnaturschutzstiftung zum Zweck der Erfolgskontrolle für diese Artenschutzmaßnahme.

Der Bestand der Flussseeschwalben als typischer Vogelart der Flussauen und der Küsten ist in bundesweitem Maßstab stark gefährdet. Naturwachtleiter Manfred Lütkepohl erklärt: „Es gibt nur noch wenige Naturbruten im Binnenland Deutschlands. Natürlicherweise nisten und vermehren sich die Vögel auf den Sand-, Kies- und Schotterbänken der großen Flüsse und Ströme. Diese angestammten Brutplätze sind durch die umfangreichen Flussregulierungen verloren gegangen.“

Mit künstlichen Nisthilfen wie auf dem Pritzerber See kann man den seltenen Vögeln jedoch helfen. „Solche Flöße werden, wenn sie gut betreut sind, von den Seeschwalben gern als Ersatzbrutplätze angenommen. Eine große Rolle spielt hier zum Beispiel der Schutz vor Raubsäugern wie Mink und Waschbär. Aber auch das Timing, sodass nicht andere Arten der Flussseeschwalbe zuvor kommen“, sagt Lütkepohl.

So hatten die Ranger Ende April ein Netz über der künstlichen Insel entfernt. Das Netz hatte seit vergangenem November andere Vogelarten daran gehindert, das Floß zu besetzen und den Seeschwalben beim Brutgeschäft zuvorzukommen. Das vier mal vier Meter große, mit Kies befüllte Brutfloß ist als Schutz vor Raubsäugern mehr als 150 Meter vom Ufer des Pritzerber Sees entfernt festgemacht und für die Küken mit Unterschlupfmöglichkeiten als Deckung vor Greifvögeln ausgestattet.

Die Zahlen für den Erhalt des Bestandes schätzt Manfred Lütkepohl als sehr positiv ein: „Ein Junges ist bei den Flussseeschwalben pro Brutpaar ausreichend zur Reproduktion und zum Erhalt des Bestandes. Hier liegen wir erfreulicherweise darüber.“ Während in Brandenburg viele Wasservogelarten derzeit einen dramatischen Rückgang verzeichnen, nimmt die Anzahl der Flussseeschwalben vor allem auch durch ein hohes ehrenamtliches Engagement beim Artenschutz aktuell erfreulicherweise wieder zu.

Der Pritzerber See liegt in der Havelniederung, einem der bedeutendsten Durchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasser- und Watvögel im mitteleuropäischen Binnenland. Als Europäisches Vogelschutzgebiet nimmt die Niederung auch für Brutvorkommen bestandsbedrohter Wat- und Wasservögel einen herausragenden Platz ein.

Der Pritzerber See befindet sich im Eigentum der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Als ehemalige Bundesliegenschaft ist er als Teil des Nationalen Naturerbes im Jahr 2012 an die Stiftung übertragen worden.

Finanziert wurde das Floß, das 7.400 Euro gekostet hat, aus Geldauflagen.

Seit 2013 untersucht die Landesstiftung mit systematischen Erfolgskontrollen die Wirksamkeit der von ihr umgesetzten Maßnahmen und optimiert diese im Bedarfsfall. Dafür werden aktuell 20 verschiedene Projektgebiete zwischen Uckermark und Elbe-Elster genauer unter die Lupe genommen.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet.

Seit 1995 verwaltet die Stiftung treuhänderisch die Ersatzzahlung im Land Brandenburg und setzt sie für die Förderung von Maßnahmen Dritter oder für eigene Naturschutzprojekte ein. Dabei stellt sie sicher, dass die Ersatzzahlungen wieder in die Kreise und Kommunen zu-rückfließen und dort zweckgebunden für Maßnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz verwendet werden. Die Gelder werden dabei oft mit finanziellen Eigenanteilen der Projektträger sowie EU-, Bundes- oder Landesmitteln kombiniert und dadurch in ihrer Wirkung vervielfacht.

Mehr als 900 Projekte mit einem finanziellen Umfang von rund 149 Millionen Euro hat die Stiftung seit ihrer Errichtung gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Stiftungsmittel in Höhe von rund 66 Millionen Euro bildeten dafür ein wichtiges finanzielles Fundament.

Die Ranger der Naturwacht sind in den fünfzehn brandenburgischen Großschutzgebieten auf mehr als 30 Prozent der Landesfläche aktiv. Als Mittler zwischen Mensch und Natur haben sie alle die gemeinsame Aufgabe, Naturschätze zu bewahren und sich für eine intakte Umwelt einzusetzen.

Für Rückfragen

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Marc Thiele 
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331/ 971 64 820
E-Mail schreiben 

Leiter Naturwacht
Manfred Lütkepohl
Telefon: 0331/ 971 64 790
E-Mail schreiben

Erfolgskontrolle
Ninett Hirsch
Telefon: 0331/ 971 64 875 
E-Mail schreiben