Europäische Sumpfschildkröte: Rettung für die letzten Vorkommen in Deutschland

Linum – Mit rund 103.000 Euro aus Zweckerträgen der Lotterie GlücksSpirale fördert die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg ein 5-jähriges Artenschutzprojekt der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz Agena e.V.. Mit dem Projekt soll der Bestand der Europäischen Sumpfschildkröte, der einzigen in Mitteleuropa heimischen Schildkrötenart, weiter stabilisiert und in Brandenburg eine langfristig überlebens-fähige Population aufgebaut werden.

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. In Nordbran-denburg, wo sich bundesweit die letzten natürlichen Vorkommen konzentrieren, kümmert sich der Verein Agena e.V. mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern seit langem intensiv um die Tierart.

Die eigens für die Europäische Sumpfschildkröte eingerichtete Zuchtstation entlässt jährlich zwischen 40 und 80 Jungtiere zur Wiederansiedlung in historische Verbreitungsgebiete im Norden Brandenburgs. In den Landkreisen Oberhavel und Uckermark bieten sich den überwiegend im Wasser lebenden Schildkröten noch geeignete Lebensräume: Vegetationsreiche Stillgewässer liegen in unmittelbarer Nähe zu warmen und trockenen Plätzen, wo die Tiere ihre Eier eingraben können. „Wir brauchen einen langen Atem. Die Population der Tiere wächst und verjüngt sich zwar allmählich. Trotz aller Schutzbemühungen besteht jedoch weiterhin dringender Handlungsbedarf, dass die natürlichen Vorkommen auch ohne Nachzuchten und Ansiedlungen langfristig stabil bleiben“, sagt Manfred Wolf von Agena e.V..

Das aktuelle Vorhaben der Artenschützer beinhaltet eine Fülle von Maßnahmen, um die Lebensräume zu erhalten und zu erweitern. So wird zunächst die bestehende Aufzuchtstation durch den Bau eines Schildkrötenteichs und einer zusätzlichen Freiluftanlage erweitert und damit die Erhaltungszucht unterstützt. Nachgezüchtete Jungtiere sollen weiterhin in bestehende Freilandpopulationen ausgewildert werden.

Ein zweiter Schwerpunkt der Artenschutz-Aktivitäten beinhaltet die Verbesserung von Frei-landlebensräumen und die Sicherung der Eiablageplätze. „Es geht unter anderem schlichtweg darum, das Wasser in der Landschaft zu halten und damit die Kleingewässer als Lebensräume der Schildkröten zu sichern.“, erklärt Manfred Wolf.

Ferner müsse man sich um die Lebensräume an Land kümmern und sonnendurchwärmte Eiablageplätze schaffen. Hierfür würden zum Beispiel trockene Wiesenflächen kurzgemäht und auch mal die Vegetation komplett entfernt, dass die Schildkröten ihre Eier gut in sandige Böden eingraben können. Im Winter würden Gelegehöhlen, wo die Jungtiere die kalte Jah-reszeit überdauern, bei Bedarf mit Reisig abgedeckt, um vor zu großer Kälte zu schützen, berichtet Wolf, der abschließend noch auf den Schutz vor Beutegreifern wie vor allem Waschbären verweist: „Unsere Ehrenamtlichen suchen die Gelege der Schildkröten, um sie mit Drahtgittern abzudecken und so vor Fressfeinden zu schützen.“

Mehr als 300.000 Euro kostet das 5-jährige Projekt der der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz. „Ohne das anhaltende Engagement von Agena und ihren langjährigen Schutz-bemühungen wäre die Europäische Sumpfschildkröte hierzulande ohne Zweifel längst verschwunden. Mit unserer Förderung möchten wir dazu beitragen, dass dieses seltene Artenju-wel auch weiterhin ein Markenzeichen für Brandenburgs Naturvielfalt ist“, sagt Stiftungsge-schäftsführer Bernhard Schmidt-Ruhe.

Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz e.V. wurde 1996 gegründet. Sie versteht sich als Interessengemeinschaft und Dachorganisation verschiedener Träger von Natur- und Artenschutzprojekten.

 

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet.

Seit 1995 verwaltet die Stiftung treuhänderisch die Ersatzzahlung im Land Brandenburg und setzt sie für die Förderung von Maßnahmen Dritter oder für eigene Naturschutzprojekte ein. Dabei stellt sie sicher, dass die Ersatzzahlungen wieder in die Kreise und Kommunen zurückfließen und dort zweckgebunden für Maßnahmen zum Natur- und Landschaftsschutz verwendet werden. Die Gelder werden dabei oft mit finanziellen Eigenanteilen der Projektträger sowie EU-, Bundes- oder Landesmitteln kombiniert und dadurch in ihrer Wirkung vervielfacht.

Mehr als 900 Projekte mit einem finanziellen Umfang von rund 149 Millionen Euro hat die Stiftung seit ihrer Errichtung gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Stiftungsmittel in Höhe von rund 66 Millionen Euro bildeten dafür ein wichtiges finanzielles Fundament.

Die Ranger der Naturwacht sind in den fünfzehn brandenburgischen Großschutzgebieten auf mehr als 30 Prozent der Landesfläche aktiv. Als Mittler zwischen Mensch und Natur haben sie alle die gemeinsame Aufgabe, Naturschätze zu bewahren und sich für eine intakte Umwelt einzusetzen.

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