Wrietzensee: Klare Sicht durch umgestellte NutzungStiftung überprüft Wirksamkeit ihrer Naturschutzmaßnahmen

Gerswalde (03.03.2020) – Die Erfolgskontrolle zeigt: Der Zustand des Wrietzensees zwischen Gerswalde und dem Oberuckersee im Landkreis Uckermark hat sich maßgeblich verbessert. 2013 hatte die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg den See als Nationales Naturerbe übernommen und dessen Nutzung sowie die Bewirtschaftung der daran angrenzenden Ackerflächen umgestellt.

Der ehemals nährstoffarme und wasserpflanzenreiche Wrietzensee ist seit ca. Mitte des letzten Jahrhunderts immer stärker aus dem Gleichgewicht geraten. Durch die intensive Düngung der angrenzenden Äcker nahm der Nährstoffgehalt in dem 20 Hektar großen jedoch nur vier Meter tiefen Gewässer stark zu. Phytoplankton konnte sich rasant vermehren und verhinderte, dass ausreichend Sonnenlicht den Grund des Sees erreichte.

Zudem wurden in den 1980er Jahren massiv Speise-Karpfen sowie ostasiatische Silber- und Marmorkarpfen eingesetzt. Diese großen Fische verstärken als Planktonfresser die Trübung des Wassers. Als bodenwühlende Arten fördern sie in hohen Bestandsdichten die Rücklösung von Nährstoffen aus dem Gewässergrund und trüben das Wasser durch das Aufwirbeln von Schwebstoffen. Außerdem schädigen sie Wasserpflanzen durch Fraß. Damit verschwanden auch die Reste der artenreichen Armleuchteralgen-Rasen und Laichkrautbestände.

„Dass nach der Wende die Silber- und Marmorkarpfen sukzessive abgefischt wurden, half dem Wrietzensee zunächst wenig. Fast alle Wasserpflanzen waren verschwunden. Aus dem einst schönen Klarwassersee wurde - überspitzt gesagt - eine nährstoffreiche, trübe und pflanzenlose Brühe“, so Ines Wiehle von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg.

Erste Erfolge einer umgestellten Nutzung

Besonders im Einzugsgebiet des Sees hat sich nach der Wende einiges geändert. Neben den seit 2013 als Grünacker extensiv bewirtschafteten Stiftungsflächen im direkten Umfeld des Wrietzensees haben auch die anderen Nutzer auf fast allen Flächen in der Umgebung die Landwirtschaft inzwischen extensiviert. Sie verzichten auf Pflanzengifte und eine zu starke Düngung der Böden. Ein Gehölzsaum im Süden und Westen des Gewässers schützt den See vor Nährstoffeinträgen.

„Mit einem Wechsel des Fischereipächters vor zwei Jahren konnten wir verschiedene Auflagen abstimmen, die dem See zusätzlich helfen“, berichtet Ines Wiehle. So fängt der Fischer auch bodenwühlende Arten, vor allem große Bleie, sowie gegebenenfalls noch vorkommende ostasiatische Karpfen und Speise-Karpfen. „Die Bleie sind als Speisefisch aktuell gut zu vermarkten“, freut sich Wiehle. Darüber hinaus hat die Stiftung untersagt, den Wrietzensee mit Fischen zu besetzen und beim Angeln anzufüttern. Auch die Zahl der Angelkarten ist begrenzt.

Seltene Arten wieder nachgewiesen

Der ökologische Zustand des Gewässers hat sich durch die Nutzungsänderungen deutlich verbessert. Ines Wiehle berichtet: „Der See ist klarer geworden und sein Nährstoffgehalt hat sich verringert. Im Rahmen unserer Erfolgskontrolle haben wir festgestellt, dass Wasserpflanzen wieder in großen Bereichen und in bis zu drei Metern Tiefe vorkommen. Auch die Artenzahl der Wasserpflanzen ist gestiegen. Wir haben zum Beispiel neben dem im Wrietzensee sehr häufigen Quirl-Tausendblatt das Mittlere Nixkraut und das Glänzende Laichkraut erfasst. Beide gelten in Brandenburg als gefährdet.“

Unterwasserpflanzen sind besonders wichtig für den Klarwasserzustand von flachen Seen. Sie halten das Sediment fest und unterbinden dadurch die Rücklösung von Nähr- und Trübstoffen. Zudem geben sie Sauerstoff ab und bieten Fischen und Wirbellosen Laichplätze, Nahrung sowie Versteckmöglichkeiten vor Räubern. Auf eine gute Wasserqualität lassen Armleuchteralgen schließen: Sie bevorzugen klare nährstoffarme Seen und reagieren sehr empfindlich auf Wassereintrübungen.

Wenn der aktuelle Trend weiter anhält, könnte der Wrietzensee wieder zu einem nährstoffarmen See mit Armleuchteralgen werden. Um die Entwicklung zu begleiten, hat die Stiftung für das Jahr 2023 weitere Erfassungen im Rahmen ihrer Erfolgskontrolle geplant.

Seit 2013 untersucht die Landesstiftung mit systematischen Erfolgskontrollen die Wirksamkeit der von ihr umgesetzten Maßnahmen und optimiert diese im Bedarfsfall. Dafür werden aktuell 20 verschiedene Projektgebiete zwischen Uckermark und Elbe-Elster genauer unter die Lupe genommen.

Ansprechpartnerinnen:
Ines Wiehle
Fachbereich Stiftungsflächen
Tel.: (0331) 971 64 860
ines.wiehle@naturschutzfonds.de

Ninett Hirsch
Erfolgskontrolle
Tel.: (0331) 971 64 875
ninett.hirsch@naturschutzfonds.de

Für Rückfragen

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
Marc Thiele
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331 / 971 64 820
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