Schwimmende ErfolgsgeschichteErfreuliche Bilanz für die Brutsaison der Flussseeschwalbe im Naturpark Westhavelland

Pritzerbe (01.09.2021) – Im Mai brachte die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg auf dem Pritzerber See im Naturpark Westhavelland zwei künstliche Brutflöße für Flussseeschwalben aus. Die Nisthilfen dienen den bundesweit in ihrem Bestand stark gefährdeten Vögeln als Ersatzbrutplätze. Die Naturwacht hat das Geschehen auf den Flößen dokumentiert und zieht für die Brutsaison eine erfreuliche Bilanz.

Nachdem in den vergangenen zwei Jahren zunächst ein Floß für die Flussseeschwalben auf dem Pritzerber See schwamm, ist die Nachfrage bei den eleganten Vögeln mittlerweile so gestiegen, dass die Landesnaturschutzstiftung in diesem Frühjahr eine zweite schwimmende Nisthilfe beschafft hat und im See verankern ließ. Wie gut sich die Population am See entwickelt hat, berichtet Ranger Thomas Klinner aus dem Naturpark Westhavelland: „Insgesamt haben 30 Paare der bedrohten Flussseeschwalbe auf den Inseln gebrütet. Besonders erfreulich war aus unserer Sicht der hohe Schlupferfolg. Wir haben im Juni im ersten Durchgang 50 Junge beringt, die alle augenscheinlich in guter Kondition waren.“

Bei der Beringung der Jungvögel konnten die Rangerinnen und Ranger weitere neun Nester zählen, in denen der Schlupf der kleinen Seeschwalben erst noch bevorstand. „Wir wollten noch eine zweite Beringungsaktion durchführen. Die haben wir aber zum Schutz der Vögel nicht umgesetzt, da die Mehrheit der Jungvögel schon so groß war, dass sie schlimmstenfalls von der Insel gesprungen wären“, so Thomas Klinner. Der Schutz der Vögel gehe immer vor, betonte der Ranger.

Seiner Einschätzung nach waren zwischenzeitlich rund 20 weitere Junge geschlüpft und noch ohne Ring auf den Inseln unterwegs, sodass der Vogelexperte in der diesjährigen Brutsaison von insgesamt 70 Jungvögeln auf dem Pritzerber See ausgeht. „Wie viele davon flügge geworden sind, können wir leider nicht ganz genau beantworten, weil wir nicht täglich vorbeischauen können und dies auch nicht wollen. Flussseeschwalben sind sehr sensibel und es gilt, Störungen auf ein Minimum zu reduzieren“, so Klinner weiter.

Die Zahlen für den Erhalt des Bestandes schätzt der Ranger als sehr positiv ein: „Ein flügge gewordenes Junges ist bei den Flussseeschwalben pro Brutpaar ausreichend zum Erhalt der Population. Im Westhavelland hatten wir eine sehr gute Brutsaison für die bedrohte Art, weshalb wir davon ausgehen, dass wir mit den Zahlen erfreulicherweise darüber liegen. Zumal am Gülper See 22 Brutpaare mit ähnlichem Schlupferfolg und am Dreetzer See laut NABU auch um die 20 Brutpaare gezählt wurden.“

Das Vorkommen der Flussseeschwalben als typischer Vogelart der Flussauen und der Küsten wird in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als stark gefährdet eingestuft. Es gibt nur noch wenige Naturbruten im Binnenland Deutschlands. Natürlicherweise nisten und vermehren sich die Vögel auf den Sand-, Kies- und Schotterbänken der großen Flüsse und Ströme. Diese angestammten Brutplätze sind jedoch durch die umfangreichen Flussregulierungen verloren gegangen. In Brandenburg nimmt die Anzahl der Flussseeschwalben vor allem auch durch ein hohes ehrenamtliches Engagement beim Artenschutz aktuell erfreulicherweise wieder zu.

Mit künstlichen Nisthilfen wie auf dem Pritzerber See kann man den seltenen Vögeln gut helfen. „Solche Flöße werden, wenn sie gut betreut sind, von den Seeschwalben gern als Ersatzbrutplätze angenommen. Eine große Rolle spielt hier vor allem auch der Schutz vor Raubsäugern wie Mink und Waschbär. Aber auch das Timing beim Ausbringen der Flöße spielt eine Rolle, sodass nicht andere Arten der Flussseeschwalbe zuvor kommen und die Brutflöße vorzeitig besetzen“, sagt Roswitha Deichsel, die seitens der Stiftung die Artenschutzmaßnahme betreut.

Flussseeschwalben gehören zu den Zugvögeln und kehren alljährlich erst im Frühjahr aus ihrem Überwinterungsgebiet im westlichen Afrika zurück. Die Beringung der Vögel hilft unter anderem dabei, Erkenntnisse über ihre Zugroute zu erlangen. Die vier mal vier Meter großen, mit Kies befüllten Brutflöße sind als Schutz vor Raubsäugern rund 150 Meter vom Ufer des Pritzerber Sees entfernt verankert und für die Küken mit Unterschlupfmöglichkeiten als Deckung vor Greifvögeln ausgestattet. Finanziert wurden die beiden Flöße, die insgesamt 15.000 Euro gekostet haben, aus Geldauflagen. „Diese finanziellen Zuweisungen der Gerichte helfen uns bei der Umsetzung solcher speziellen Artenschutzprojekte“, sagt Roswitha Deichsel.

Der Pritzerber See liegt in der Havelniederung, einem der bedeutendsten Durchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasser- und Watvögel im mitteleuropäischen Binnenland. Als Europäisches Vogelschutzgebiet nimmt die Niederung auch für Brutvorkommen bestandsbedrohter Wat- und Wasservögel einen herausragenden Platz ein. Der See befindet sich im Eigentum der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Als ehema-lige Bundesliegenschaft ist er als Teil des Nationalen Naturerbes im Jahr 2012 an die Stiftung übertragen worden. Wegen der Störungsanfälligkeit der Flussseeschwalben bittet die Stiftung alle, die auf dem See unterwegs sind, einen ausreichenden Abstand zu den Brutflößen zu halten, damit sich die Vögel ganz der Aufzucht ihrer Jungen widmen können.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Mehr als 950 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen realisiert oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.

Die Ranger der Naturwacht sind in den fünfzehn brandenburgischen Großschutzgebieten auf mehr als 30 Prozent der Landesfläche aktiv. Als Mittler zwischen Mensch und Natur haben sie alle die gemeinsame Aufgabe, Naturschätze zu bewahren und sich für eine intakte Umwelt einzusetzen.

Ihr Kontakt

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

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Naturwacht im Naturpark Westhavelland
Dr. Thomas Klinner
Telefon: 033872 / 70023
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