Wiederansiedlung seltener PflanzenNaturSchutzFonds bringt Graue Skabiose zurück an den „Großmachnower Weinberg“

Rangsdorf (01.12.2022) – Naturschützer wollen den „Großmachnower Weinberg“ zwischen Rangsdorf und Mittenwalde wieder erblühen lassen: Um die Artenvielfalt zu erhöhen und dauerhaft zu erhalten, hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg gemeinsam mit dem Botanischen Garten Potsdam 300 Jungpflanzen der Grauen Skabiose ausgebracht. Die Beweidung durch Schafe ist der Schlüssel zu deren dauerhaftem Erhalt.

Zwischen Rangsdorf und Mittenwalde liegt das Natura-2000-Gebiet „Großmachnower Weinberg“. Dessen sehr alte Eichenwälder bilden mit ihren vielen kleinen offenen Lichtungen einen besonders wertvollen Lebensraum für typische Trockenrasenarten wie die Graue Skabiose. Bei einer Pflanzaktion haben Mitarbeiter*innen des Botanischen Gartens Potsdam und der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg 300 Exemplare der in Brandenburg stark gefährdeten Art in akribischer Handarbeit wieder angesiedelt.

Blütenpracht und Nektarfracht
Anders, als es ihr Name vermuten lässt, blüht die Graue Skabiose oder auch Duft-Skabiose gut sichtbar in hellem Lila. Die Pflanze hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten Deutschlands, vor allem in Brandenburg. Das Bundesland hat damit eine besondere Verantwortung für diese EU-weit geschützte Art.

„Durch ihre lange Blütezeit bis in den November hinein ist die zierliche Pflanze wichtiger Nahrungslieferant. Vor allem im Herbst spendet sie Tagfaltern, Bienen, Käfern sowie Fliegen noch Nektar und Pollen. Die Graue Skabiose benötigt kalkreichen trockenen Boden, Wärme und viel Licht. Konkurrenz durch andere, größere Pflanzen verträgt sie weniger gut“, erklärt Kathrin Plaschke von der Landesnaturschutzstiftung.

Beweidung macht Wiederansiedlung möglich
Diese Bedingungen herrschten früher am Großmachnower Weinberg. Durch veränderte Nutzungsformen und Nährstoffeinträge sind die ehemals offenen Lichtungen jedoch nach und nach zugewachsen: Konkurrenzstarke Arten wie Efeu, hochwüchsige Gräser oder nicht-heimische Arten wie die Spätblühende Traubenkirsche haben schwächere Pflanzen wie die Skabiose überwuchert und verdrängt. Daher mussten zunächst 20 Skudden von Schäfer Mike Bitternagel aus Potsdam ganze Arbeit leisten und die Pflanzungen auf einer rund einen Hektar großen Fläche vorbereiten. In zwei Weidegängen im Sommer und im Herbst dieses Jahres haben die Schafe die Flächen gepflegt. Sie haben den Efeu und anderen Aufwuchs gefressen und mit ihren Spalthufen offene und lichte Bereiche geschaffen – ideale Keimbetten für die Graue Skabiose. Eine regelmäßige Beweidung finanziert aus Geldern der Landesförderrichtlinie Vertragsnaturschutz wird sich auch weiterhin positiv auf den Großmachnower Weinberg auswirken. Denn nicht nur für die Skabiosen ist die Schafbeweidung hilfreich. Auf den offenen Bodenstellen können auch Eicheln keimen, sodass sich der Wald auf natürliche Weise verjüngt.

Kooperation für die Artenvielfalt
Um die Pflanzungen am Großmachnower Weinberg zu bewerkstelligen, waren mehrere Partner am Werk: Die Stiftung hat die Naturschutzmaßnahme vorbereitet und koordiniert. Der Landschaftspflegeverein Mittelbrandenburg e. V. als Flächeneigentümer hat neben Arbeitseinsätzen zur Pflege die Beweidung durch Schäfer Mike Bitternagel organisiert. Der Botanische Garten der Universität Potsdam hat die Samen der Grauen Skabiose in seinen Hallen vorgezogen und bis zur Auspflanzung gehegt. In einem begleitenden Monitoring soll nun verfolgt werden, wie sich die Jungpflanzen und die Fläche entwickeln.

Natura 2000 in Brandenburg
Der Großmachnower Weinberg ist Teil des weltweit größten Netzwerkes aus Schutzgebieten namens „Natura 2000“. Als grenzüberschreitendes Netz dient Natura 2000 dem Erhalt natürlicher Lebensräume sowie wildlebender Tiere und Pflanzen in der Europäischen Union. In Brandenburg ist knapp ein Drittel der Landesfläche Teil dieses Netzes: Die stark gefährdete Rotbauchunke, die Kleingewässer zum Überleben braucht, ist hier zum Beispiel ebenso geschützt wie die vom Aussterben bedrohte Mopsfledermaus, die in naturnahen Wäldern jagt und dort ihre Sommerquartiere findet. Entscheidend für den nachhaltigen Erfolg in diesen Schutzgebieten ist die enge Zusammenarbeit mit den Menschen, die dort leben und wirtschaften. Die Stiftung unterstützt deren Engagement für den Erhalt der biologischen Vielfalt, sie arbeitet mit zahlreichen Partner*innen zusammen und ist mit Projektteams selbst aktiv, um die Pflanzen, Tiere und Lebensräume in den Gebieten zu bewahren.
 
Weitere Informationen finden Sie unter: www.natura2000-brandenburg.de

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. Mehr als 1.000 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Landwirtschafts- und Forstbetrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.

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