Sie kommen wiederElritzen kehren ins Barolder Mühlenfließ zurück

Lieberose (08.05.2023) – Fachleute vom Institut für Binnenfischerei aus Potsdam-Sacrow (IfB) haben mehr als 300 Elritzen im Barolder Mühlenfließ ausgesetzt, um der in Brandenburg vom Aussterben bedrohten Bachmuschel zu helfen. Elritzen spielen als Wirtsfische für den komplexen Fortpflanzungszyklus der Bachmuschel eine lebenswichtige Rolle. Sollte die Wiederansiedlung der Fische im Barolder Mühlenfließ erfolgreich sein, ist dies ein wichtiger Schritt, um dem Gewässer im Landkreis Dahme-Spreewald wieder zu seinem ursprünglichen Artenreichtum zu verhelfen. Das IfB ist Partner im EU-geförderten Projekt „LIFE Bachmuschel“ der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, in dessen Rahmen die Wiederansiedlung erfolgte.

Elritzen sind in Brandenburgs Fließgewässern heimisch. Frühere Gewässer-Ausbaumaßnahmen und die Wasserverschmutzung haben jedoch dazu geführt, dass die bis zu acht Zentimeter großen Schwarmfische selten geworden sind. Zudem stellen in der Vergangenheit gebaute Wehre bis heute vielerorts auch für die Elritze unüberwindbare Barrieren dar. Nicht nur aus dem Barolder Mühlenfließ südlich von Lieberose, sondern aus nahezu allen Fließgewässern im Spreesystem ist die Fischart verschwunden.

Sächsische Elritzen für Brandenburg

Da sich Wasserqualität und Durchgängigkeit im Mühlenfließ inzwischen deutlich verbessert haben, herrschen wieder gute Bedingungen für Elritzen: Die Fischart kann zurückkehren. Fachleute des Instituts für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow haben nun gemeinsam mit Kollegen aus der Abteilung Fischerei des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und Anglern des Anglerverbandes Elbflorenz Dresden mehr als 300 dieser kleinen Fische aus dem Löbauer Wasser östlich von Bautzen abgefischt und im Barolder Mühlenfließ wieder eingesetzt. „Das Löbauer Wasser ist ein Zufluss im oberen Spreegebiet und somit sowohl geografisch als auch aus genetischer Sicht am nächsten gelegen. Unsere Hoffnung ist, dass sich die geschützte Bachmuschel mit einer soliden Elritzenpopulation im Barolder Mühlenfließ künftig weiterverbreitet“, erläutert Michael Zauft von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, die für die Wiederansiedlung der Fische im Rahmen ihres EU-geförderten Projekts „LIFE Bachmuschel“ verantwortlich ist.

Ohne Elritze keine Bachmuschel

Mit ihrem komplexen Fortpflanzungszyklus ist die Bachmuschel zwingend an das Vorkommen von Wirtsfischen gebunden. In Brandenburg sind das vor allem Elritze, Groppe und Döbel: Die Larven der Muscheln heften sich als Parasiten an die Kiemen der Fische und können sich nur dort zu Muscheln entwickeln. Sind diese Fischarten selten, hat das auch Auswirkungen auf die heimischen Mollusken. Heute ist die Bachmuschel deutschlandweit – auch in Brandenburg – vom Aussterben bedroht.

Muschelvorkommen in neun Fließgewässersystemen vergrößern

Mit ihrem von der Europäischen Union geförderten Projekt „LIFE Bachmuschel“ möchte die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg die Populationen der Bachmuschel (Unio crassus) in neun Fließgewässersystemen im Land Brandenburg erhalten und vergrößern. Schwerpunktgewässer des Projekts sind die Stepenitz, die Dosse und der Rhin, die Dahme und der Spreewald. Hier sollen geeignete Lebensräume sowohl für die Muscheln als auch für ihre Wirtsfische geschaffen werden. Dazu werden vor allem Kies und Totholz für mehr Strukturen und Dynamik in die Gewässer eingebaut sowie bei der Begradigung der Gewässer stillgelegte Altläufe wieder angeschlossen. In vielen Einzugsgebieten sollen zudem nicht mehr benötigte Entwässerungsgräben verschlossen werden.
Die Pflanzung von Hecken und weiteren Ufergehölzen und die Anlage von Gewässerrandstreifen sollen zukünftig Sediment- und Nährstoffeinträge minimieren. Der Schatten der Gehölze verhindert außerdem, dass sich das Wasser zu stark erwärmt. Außerdem werden an einigen Stellen sogenannte Sandfänge in den Gewässern angelegt, um den Überschuss an Feinsedimenten wieder zu entnehmen zu können. Die jungen Bachmuscheln sind darauf angewiesen, dass die Gewässersohle gut durchströmt und dadurch mit Sauerstoff versorgt werden kann. Mächtige Sedimentablagerungen verhindern dies, wodurch der Bachmuschelnachwuchs und das Fortbestehen der Populationen gefährdet werden. Unterstützt wird der NaturSchutzFonds Brandenburg vom Institut für Binnenfischerei e.V. aus Potsdam-Sacrow und dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart als Projektpartner.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu be-wahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. Mehr als 1.100 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht.
„LIFE Bachmuschel“ ist das mittlerweile fünfte Großprojekt, für das die Stiftung Natur-SchutzFonds erfolgreich Fördermittel bei der Europäischen Union einwerben konnte und das einzige deutsche LIFE-Projekt, das im vergangenen Jahr den Zuschlag für die Förderung durch die EU erhalten hat. Mit 8,7 Millionen Euro fördert die EU das aktuelle Artenschutzvorhaben der Stiftung, die ihrerseits bis zu vier Millionen Euro beisteuert.
Die Projektmittel der Landesstiftung stammen aus den Ersatzzahlungen. Diese Zahlungen werden von den Verursachern von Eingriffen wie etwa bei der Versiegelung von Böden oder dem Bau einer Windenergieanlage geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können. Die Stiftung verwaltet die Gelder treuhänderisch und sorgt durch ihre Arbeit dafür, dass die Mittel wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden.

Ihr Kontakt

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Marc Thiele
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331 / 971 64 820
E-Mail schreiben

EU-Projekt „LIFE Bachmuschel“

Inga Willecke
Projektleiterin
Telefon: 0331 / 97 16 48 874
E-Mail schreiben

Institut für Binnenfischerei e.V.

Im Königswald 2
14469 Potsdam
Steffen Zahn
Telefon : 033201 / 406 18
E-Mail schreiben
www.ifb-potsdam.de

Fotos

Fabian Völker vom sächsischen Landesumweltamt sowie Steffen Zahn und Robert Frenzel vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow (v.l.n.r.) beim Abfischen der Elritzen.
Länderübergreifende Zusammenarbeit: Die Elritzen stammen aus dem Löbauer Wasser östlich von Bautzen in Sachsen und haben nun in Brandenburg ihre neue Heimat.
Steffen Zahn vom IfB entlässt die Elritzen vorsichtig in ihre neue Heimat im Barolder Mühlenfließ.
Die Elritze ist ein überlebenswichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Fotos (alle): Michael Zauft
Die Bachmuschel ist in Brandenburg vom Aussterben bedroht.

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