Naturschutz und HochwasservorsorgeAnschluss eines Altarms an die Dahme bei Teurow

Teurow (27.06.2022) - Die Menschen an der Dahme bei Teurow sind nun besser vor Hochwasser geschützt, das stark gefährdete Bachneunauge und die seltene Bachforelle finden neuen Lebensraum und auch die Auenwälder profitieren: Die Stiftung NaturSchutz-Fonds Brandenburg hat einen Altarm der Dahme entschlammt und wieder an den Fluss angebunden. Jetzt kann sich hier die natürliche Dynamik des Gewässers aufs Neue entfalten.

Der Nebenlauf der Dahme war mit der Gewässerbegradigung vor über 200 Jahre verschlossen worden und wurde nur noch bei Hochwasser durchströmt. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Holger Rößling, und dem Leiter des Naturparks Dahme-Heideseen, Carsten Preuß, besichtigte nun die Umweltdezernentin des Landkreises Dahme-Spreewald, Heike Zettwitz, die Ergebnisse dieser Wasserbau-Maßnahme zur Renaturierung der Dahme bei Teurow. Die Baumaßnahmen hat die Stiftung NaturSchutzFonds im Zuge ihres von der Europäischen Union geförderten Projektes „LIFE Feuchtwälder“ realisiert. 

Vitalkur mit der Baggerschaufel

Kernstück der Wasserbauarbeiten war es, einen 160 Meter langen Altarm zu entschlammen und ihm mit der Baggerschaufel sein ursprüngliches Profil zurückzugeben. Dabei wurde auch der Einlauf wiederhergestellt, damit das Wasser wieder richtig in den Altarm fließen kann. Außerdem wurde ein Rohrdurchlass zurückgebaut. In den Ein- und Auslaufbereichen des Altarms wurde Kies eingebracht, um die Gewässersohle zu stabilisieren. Dieser Kies ist gleichzeitig ein Laichhabitat für Fische sowie für das in Brandenburg und Deutschland stark gefährdete Bachneunauge. Die Firma „BSD Baustoff- und Gewässersanierung“ aus Dessau, Experten für naturnahen Wasserbau, setzte die Bauarbeiten um.

„Die Arbeiten an dem Fluss, den unser Landkreis und der hiesige Naturpark im Namen tragen, haben Naturschutz und Hochwasservorsorge zusammengebracht. Nicht nur wertvolle und bedrohte Arten gewinnen neuen Lebensraum. Da das Wasser im Hochwasserfall durch den ausgeformten Altarm besser abfließen kann, ist die Ortschaft Teurow nun besser vor Hochwasser geschützt“, sagte Heike Zettwitz, Umweltdezernentin des Landkreises Dahme-Spreewald anlässlich der Projektvorstellung. 

Neben Fischarten wie dem Gründling und der Äsche, aber auch Muscheln profitiert besonders die in brandenburgischen Gewässern selten gewordene Bachforelle von der Naturschutzmaßnahme an der Dahme. Die Forellen finden in dem renaturierten Nebenlauf nun ein ideales Laichhabitat und Jungfischrevier vor. Auch der unmittelbar angrenzende Auenwald wird jetzt wieder regelmäßig überflutet. Diese Wasserzufuhr ist überlebenswichtig für den europaweit gefährdeten Lebensraum.
„Seit mehr als zehn Jahren setzen wir mit Hilfe von EU-Geldern große Naturschutzprojekte im Landkreis Dahme-Spreewald um. Dabei konnten wir von Anfang an auf die Unterstützung durch die Kreisverwaltung bauen. Wir sind sehr froh über diese vertrauensvolle Zusammenarbeit“, bedankt sich Stiftungsgeschäftsführer Dr. Holger Rößling.

Anspruchsvolle Projektumsetzung

Neben der Bergung seltener Muscheln und Fischarten sowie der denkmalschutzrechtlichen Untersuchung der Baustelle war die Kampfmittelsuche ein wichtiger Punkt im Vorfeld der Arbeiten. Der Dahmeabschnitt befindet sich im Raum der Kesselschlacht von Halbe, wo auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch immer viele Munitions- und Granatenreste im Boden liegen. Bei der Kampmittelsuche stieß die beauftragte Firma im Herbst 2021 auf die sterblichen Überreste eines deutschen Soldaten. Im Mai 2022 konnte er auf dem Kriegsgräberfriedhof in Halbe gemeinsam mit 85 anderen im Laufe des Jahres in ganz Brandenburg geborgenen Kriegstoten bei einer sogenannten Einbettungsfeier zur letzten Ruhe geleitet werden. 

Die Arbeit der Stiftung im Landkreis Dahme-Spreewald

85 Naturschutzprojekte hat der NaturSchutzFonds Brandenburg bislang im Landkreis Dahme-Spreewald gefördert und 16 eigene Projekte realisiert. Bei Gesamtkosten dieser Naturschutzmaßnahmen in Höhe von rund 15 Millionen Euro konnte die Stiftung rund 6,1 Millionen Euro zur Finanzierung beisteuern.

Zuletzt hatte der NaturSchutzFonds zum Beispiel den Wasser- und Bodenverband „Mittlere Spree“ gefördert, der Maßnahmen zum Wasserrückhalt in der Gemarkung Blasdorf Stadt Lieberose) umsetzen konnte sowie die Herstellung von regulierbaren Moorgrabenstauen im Einzugsgebiet des Schwielochsees bei Doberburg. Fördermittel erhielt auch das Amt Unterspreewald für Pflanzungen in der Gemeinde Steinreich sowie der NABU Biologischer Arbeitskreis Alwin Arndt e.V. für die Umgestaltung des ehemaligen Wasserwerkes Bergen zu einem Fledermausquartier. Weitere Fördermittel erhielt der Wasser- und Bodenverband „Nördlicher Spreewald“ für die Anbindung von Altarmen an das Lange Horstfließ.

Mit Hilfe von EU-Geldern kümmert sich die Landesstiftung im Landkreis aktuell um europäisches Naturerbe: Bis 2023 setzt sie in ihrem Projekt „LIFE Feuchtwälder“ vielfältige Maßnahmen für bedrohte Auen- und Moorwälder um. Wegerouten und Infotafeln machen zudem den Auwald zugänglich und seine Schönheit erlebbar. Europaweit gefährdeten Sand-Trockenrasen und Steppen-Trockenrasen widmet sich „LIFE Trockenrasen“. Um diese überraschend blütenreichen Offenlandschaften zu erhalten, hat die Stiftung in den vergangenen Jahren in vielen Natura-2000-Gebieten wieder eine regelmäßige Beweidung mit Schafen, Ziegen und Pferden eingeführt und seltene Arten wieder angesiedelt.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. 1.000 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Mehr als 75 Millionen Euro konnte die Stiftung in den 27 Jahren ihres Bestehens für den Naturschutz im Land bereitstellen. 

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Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

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