Bagger sichern wertvolles Nass für die Stepenitz-AueSchutz für den Auenwald, Moore und Grünlandflächen

Groß Pankow (26.10.2022) – Damit das Wasser länger in der Auenlandschaft der Stepenitz bleibt, hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg an drei Standorten in den Gemeinden Groß Pankow und Putlitz Entwässerungsgräben verschließen lassen. Mit diesen Baumaßnahmen im Rahmen ihres EU-geförderten Projekts „LIFE Feuchtwälder“ schützt die Stiftung den Auenwald sowie Moore und Grünlandflächen.

In der Gemeinde Groß Pankow nahe Retzin sowie bei Lübzow und Putlitz baute die HDB GmbH, eine Fachfirma aus Sachsen-Anhalt, im Auftrag der Stiftung mit dem Bagger 23 Plomben in mehrere Entwässerungsgräben ein. „Damit wurden Gräben auf einer Länge von rund 1,5 Kilometern verschlossen. Wir haben hierfür den bereits durch die Entwässerung degradierten Oberboden aus der unmittelbaren Umgebung verwendet“, erklärt Inga Willecke vom LIFE-Team der Stiftung.
Der Einbau einer Sohlschwelle aus Lehm und Kies komplettiert die Naturschutzmaßnahme. Sie sorgt dafür, dass rund neun Hektar artenreiche Auenflächen entlang der Stepenitz, darunter ungefähr vier Hektar besonders geschützter Auenwald, wieder genug Wasser bekommen.

Der Lebensraum vieler Arten verbessert sich
Von den Bauarbeiten profitieren bedrohte Amphibienarten wie Moor- und Laubfrosch und Großlibellen wie die Grüne Mosaikjungfer oder der Plattbauch, da ihnen zukünftig wieder mehr temporäre Wasserflächen als Lebensraum zur Verfügung stehen.
Weil das Wasser nun langsam über die Flächen abläuft, werden Nährstoffe und Sedimente in der Aue zurückgehalten, statt durch die Entwässerungsgräben direkt in die Stepenitz gespült zu werden. Dies ist wichtig für eine gute Wasserqualität des Flusses, auf die nicht nur die hier lebende, in Brandenburg vom Aussterben bedrohte Kleine Bachmuschel angewiesen ist, sondern auch Fischarten wie Groppe, Steinbeißer, Meerforelle und Bachneunauge.
„Die durchgeführten Maßnahmen sind in vielerlei Hinsicht als äußerst positiv zu bewerten. Zum einen dienen sie dem Artenschutz besonders schützenswerter Tiere und Pflanzen und zum anderen nimmt die Bedeutung von Wasserrückhaltemechanismen in der Fläche des Landes deutlich zu", sagt Marco Radloff, Bürgermeister der Gemeinde Groß Pankow.
Dass die Entwässerung gestoppt wird, kommt zudem den Überflutungsmooren in der Stepenitz-Aue zugute. Werden Moore trockengelegt, zersetzt sich ihr organisches Material – der Torf. Dabei wird klimaschädliches Kohlendioxid frei, das zuvor im Torf gebunden war. So sind der Erhalt und die Vernässung von Mooren als CO2-Speicher gerade in Zeiten des Klimawandels von enormer Bedeutung.
Inga Willecke: „Die Arbeiten, für die wir uns mit dem Landkreis, dem Wasser- und Bodenverband und dem Landesumweltamt gut abgestimmt haben, fanden komplett auf Flächen der Stiftung statt. Dabei haben wir die Plomben so gesetzt, dass angrenzende Privatflächen nicht beeinträchtigt werden. Im Gegenteil konnten wir noch einen maroden Rohrdurchlass ausbauen und durch eine befahrbare Furt ersetzen, über die der Eigentümer nun wieder sicher auf seine Flächen kommt.“

Schutz für europäisches Naturerbe
Auf weiten Strecken fließt die Stepenitz noch in Schleifen und Windungen durch die Prignitz. Hier sind neben 37 Fischarten die inzwischen seltene Bachmuschel, der Kammmolch, die Knoblauchkröte, der Schwarzstorch und zahlreiche Fledermausarten heimisch. Auf ihren Auenflächen hat die Stepenitz den Raum, bei starken Niederschlägen regelmäßig über die Ufer zu treten - eine Besonderheit in Brandenburg, wo viele Flüsse in der Vergangenheit begradigt, ausgebaut und eingedeicht wurden. So sind auch die Auenwälder entlang des Flusses, für die solche wechselnden Wasserstände lebensnotwendig sind, noch in einem vergleichsweise guten Zustand. Dabei gehören sie zu den europaweit am stärksten bedrohten Lebensräumen.
Mit Hilfe von EU-Geldern kümmert sich die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg im Landkreis Prignitz aktuell an vielen Stellen um dieses europäisches Naturerbe: Bis Ende 2023 setzt die Landesstiftung in ihrem Projekt „LIFE Feuchtwälder“ vielfältige Maßnahmen für die bedrohten Auenwälder und die Stepenitz um. Wegerouten und Infotafeln machen zudem den Auwald zugänglich und seine Schönheit erlebbar. In den kommenden Jahren wird die Stiftung in Abstimmung mit ihren regionalen Partnern weitere Maßnahmen an der Stepenitz realisieren.

162 Naturschutzprojekte für die Prignitz – 1.000 für Brandenburg
98 Naturschutzprojekte hat die Stiftung bislang im Landkreis Prignitz gefördert und 64 eigene Projekte realisiert. Bei Gesamtkosten dieser Maßnahmen in Höhe von rund 16,5 Millionen Euro konnte die Stiftung rund 6,2 Millionen Euro zur Finanzierung beisteuern.
Seit 1995 betreut der NaturSchutzFonds die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. 1.000 Naturschutzprojekte hat die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Land- und Forstwirtschaftsbetrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Mehr als 75 Millionen Euro konnte die Stiftung in den 27 Jahren ihres Bestehens für den Naturschutz im Land bereitstellen.

Ihr Kontakt

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Marc Thiele
Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331 / 971 64 820
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LIFE Feuchtwälder
Inga Willecke
Telefon: 0331/ 971 64 874
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www.feuchtwaelder.de

Gemeinde Groß Pankow (Prignitz)

Bürgermeister Marco Radloff
Telefon:    033983/ 789-0
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www.grosspankow.de