473.000 Euro für den Amphibienschutz im HavellandNABU Osthavelland kann Feldsölle revitalisieren

Potsdam (21.06.2024) – Auf seiner Frühjahrssitzung hat der Stiftungsrat des NaturSchutzFonds Brandenburg Investitionen in den Natur- und Artenschutz im Landkreis Havelland von rund 473.000 Euro beschlossen. Der NABU Regionalverband Osthavelland erhält diese Fördermittel, um sechs Kleingewässer zwischen Nauen und Ketzin zu revitalisieren. Hier entsteht wieder Lebensraum für stark gefährdete Amphibien.

Die zwei Röthehofer Pfühle, die drei Hüllenpfühle sowie der Etziner Pfuhl haben in der Region eine herausragende Bedeutung für besonders gefährdete Amphibien wie zum Beispiel Rotbauchunke, Kammmolch oder Knoblauchkröte. Diese kleinen Gewässer zwischen Nauen und Ketzin sind sogenannte Feldsölle, aus abtauenden Eisblöcken entstandene Relikte der letzten Eiszeit.

In den vergangenen Jahren sind die Sölle aufgrund fehlender Niederschläge ausgetrocknet. An zwei Gewässern haben zudem Nährstoffeinträge von benachbarten Äckern das Zuwuchern und die Verlandung beschleunigt. Wo früher offene Wasserflächen waren, wachsen nun Schilf, Grauweiden und Brennnesseln. Amphibien finden zwischen dem Schilf und abgestorbenen Pflanzenteilen kaum noch freie Wasserflächen, die sie jedoch für die Laichablage und die Entwicklung der Kaulquappen dringend benötigen.

Fred Meister vom NABU-Regionalverband Osthavelland erklärt: „Der Verlust solcher Kleingewässer ist die größte Bedrohung für die heimische Amphibienwelt. Es ist kaum vorstellbar, dass wir hier vor zehn Jahren noch etwa 350 Rotbauchunken kartiert haben. Dank der Fördergelder vom Naturschutzfonds können wir die typischen Kleingewässer nun entschlammen lassen und als Lebensraum für Lurche wieder herstellen. Unser Dank gilt auch den Flächeneigentümern, einer Landwirtin hier aus Etzin und der Stadt Ketzin. Ohne deren Zustimmung wäre das Revitalisierungsprojekt nicht zustande gekommen.“

Der NABU ist zuversichtlich, dass die Maßnahmen erfolgreich sind und hat bereits Erfahrung mit der Renaturierung von Kleingewässern. 2020 ließ der Regionalverband den Fuchspfuhl bei Tremmen entschlammen. „Der Fuchspfuhl hat trotz der letzten Trockenjahre ausreichend Wasser und bietet den Amphibien wieder gute Bedingungen für die Fortpflanzung. Wir konnten hier wieder zum Beispiel Knoblauchkröten und Teichmolche finden“, so Meister.

Amphibien sind besonders gefährdet
Im August 2021 veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit dem Rote-Liste-Zentrum die bundesweite Rote Liste der Amphibien und Reptilien. Das ernüchternde Ergebnis: Jede zweite der 20 untersuchten Amphibienarten ist in ihrem Bestand gefährdet, bei den Reptilien sind es sogar neun von 13 Arten. Damit ist der Anteil bestandsgefährdeter Arten bei Amphibien und Reptilien höher als in jeder anderen Artengruppe in Deutschland.

Sölle sind besonders wichtige Lebensräume für die Fortpflanzung von Amphibien. Da die Kleingewässer in Trockenphasen regelmäßig kein Wasser führen, können sich hier keine Fische oder andere Fressfeinde für den Amphibiennachwuchs ansiedeln. Das macht sie zur idealen Kinderstube für Frösche, Unken, Kröten und Molche. Den Lurchen genügt es, wenn das Gewässer vom Moment der Paarung und der Eiablage bis zum Ende ihrer Metamorphose – also der Entwicklung der Kaulquappen zum Lurch – Wasser führt.  

Stiftungsrat stellt Millionen Euro für zehn Naturschutzprojekte bereit
Auf seiner Frühjahrssitzung im Mai in Fürstenwalde (Spree) hatte der Stiftungsrat des NaturSchutzFonds insgesamt rund 4,7 Millionen Euro für zehn große Natur- und Arten-schutzprojekte in den Landkreisen Havelland, Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Uckermark. Drei Kommunen, zwei Naturschutzvereinigungen, eine Privatperson, ein Landwirtschaftsbetrieb, ein Jagdverband und die Stiftung selbst können nun Hecken und Gehölze in der Agrarlandschaft pflanzen oder Gewässer revitalisieren. Außerdem kann der Landschaftspflegeverband Uckermark-Schorfheide ein EU-LIFE-Projekt beginnen, um den in Brandenburg ausgestorbenen Seggenrohrsänger wieder anzusiedeln.

Die auf der Frühjahrssitzung freigegebenen Finanzierungmittel der Landesstiftung stammen aus den Ersatzzahlungen. Diese Zahlungen werden von den Verursachern von Eingriffen wie etwa der Versiegelung von Böden oder dem Bau von Windenergieanlagen geleistet, wenn die entstehenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft nicht vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen direkt wieder kompensiert werden können. Die Stiftung verwaltet die Gelder für das Land Branden-burg und sorgt durch ihre Arbeit dafür, dass die Mittel wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden.

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
Um die Vielfalt und die natürliche Schönheit der märkischen Landschaften zwischen Elbe und Oder, Lausitz und Uckermark auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat das Land Brandenburg die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg errichtet. Seit 1995 betreut die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg.

Im vergangenen Jahr 2023 hatte die Landesstiftung rund 14,8 Millionen Euro für den Natur- und Artenschutz im Land bereitgestellt – so viel wie noch nie zuvor in einem Jahr. Seit ihrem Bestehens 1995 hat die Stiftung insgesamt mehr als 95 Millionen Euro für mehr als 1.200 Naturschutzprojekte eingesetzt. Hinzu kamen rund 108 Millionen Euro, die sie gemeinsam mit ihren Partnern als Drittmittel für das Land sichern konnte. Insgesamt wurden so über 203 Millionen Euro in den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Brandenburg investiert.

Für Rückfragen

Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

-Stiftung öffentlichen Rechts-
Heinrich-Mann-Allee 18/19
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Marc Thiele
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331/ 971 64 820
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NABU Regionalverband Osthavelland e.V.

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14641 Wustermark OT Elstal

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