Der große VogelzugSchnattern, rufen und trompeten
Im September und Oktober landen hunderttausende Kraniche, nordische Gänse und andere Zugvögel in Brandenburg. Sie rasten hier auf ihrer Reise zwischen den nördlich und nordöstlich gelegenen Brutgebieten und den Winterquartieren im wärmeren Süden. Einige, zum Beispiel Singschwäne, überwintern auch hier bei uns. Dieses besondere Schauspiel für Augen und Ohren können Sie in Begleitung der Rangerinnen und Ranger der Naturwacht Brandenburg erleben.
Vogelgrippe bei Kranichen und anderen Wildvögeln in Brandenburg
Das Land Brandenburg erlebt einen außergewöhnlichen Ausbruch der Vogelgrippe bei Kranichen und anderen Wildvögeln. Das Landesamt für Umwelt (LfU) bittet, die Rastgebiete nicht zu besuchen, um die Infektionsketten möglichst zu unterbrechen. Denn Menschen, Fahrzeuge oder Geräte können das Virus übertragen. Aktuell sollten zum Beispiel das Linumer Teichgebiet, die Nuthe-Nieplitz-Niederung, der Nationalpark Unteres Odertal oder auch das Gebiet des Gülper Sees ausschließlich von Einsatz- und Fachpersonal in Schutzanzügen betreten werden.
Das aviäre Influenzavirus H5N1
Das aviäre Influenzavirus H5N1 gehört zu den hochansteckenden Erregern. Es verbreitet sich über direkten Kontakt zwischen infizierten Vögeln über deren Sekrete, Federn oder Kot. Menschen können über kontaminierte Körperteile, Schuhe oder Kleidung zu Überträgern werden. Schon kleinste Virusmengen können infektiös sein, weshalb ein Betreten des Seuchenzentrums selbst mit Schutzkleidung nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen erfolgen darf. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Virus in feuchtem Milieu (zum Beispiel in Feuchtgebieten oder Wasserstellen) über Tage bis Wochen infektiös bleibt, was eine zusätzliche Gefahr für die weitere Ausbreitung darstellt.
Fassen Sie tote oder sterbende Vögel auf keinen Fall an! Finden Sie tote Wildvögel, sollten Sie dies unverzüglich den zuständigen Veterinärbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte melden.
Vor allem in den wasserreichen Nationalen Naturlandschaften Brandenburgs wie den Naturparken Westhavelland und Niederlausitzer Landrücken, im Biosphärenreservat Flusslandschaft-Elbe oder dem Auen-Nationalpark Unteres Odertal sammeln sich die riesigen Vogelschwärme auf dem Weg in ihre Winterquartiere. Kraniche, Enten und Gänse durchziehen den Himmel in eleganten Formationen: Ihr lautstarkes Trompeten und Rufen gehört zum Herbst in Brandenburg.
Zu Tausenden sammeln sich auch Gänse auf den Karlsdorfer Fischteichen im Naturpark Märkische Schweiz, durch Ferngläser und Spektive können Naturinteressierte das Treiben beobachten. Das Geschnatter der vielen Gänse akustisch zu ordnen, ist gar nicht so einfach. Die Ranger*innen geben auf ihren Touren Tipps, wie sich Arten unterscheiden lassen: Wenn man die Hände hinter die Ohren hält, kann man die Rufe deutlicher hören. Den tiefsten Ton machen die Graugänse, der höchste stammt von der Bläßgans.
RangerTouren zum Vogelzug
Die Zählung von Wasser- und Rastvögeln
Seit vielen Jahren zählen die Rangerinnen und Ranger die Zugvogelbestände. Diese Zählungen von Wasser- und Rastvögeln werden mit einheitlicher Methodik und an festen Zählplätzen durchgeführt. Auch die Termine sind vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) bundesweit vorgegebenen und international abgestimmt.
Die Erfassung Tausender Gänse auf großen Gewässern wie dem Gülper See im Naturpark Westhavelland zum Beispiel erfordert viel Erfahrung. Die Ranger*innen nutzen für die Zählung zwar Ferngläser und Spektive, in der Morgendämmerung sind jedoch Saat-, Bless- und Graugänse nur mit geübtem Auge zu unterscheiden. Die Zählung selbst erfolgt in Clustern von etwa 20 gut sichtbaren Tieren. Anschließend wird abgeschätzt, aus wie vielen Clustern der Schwarm besteht. Erfahrene Ranger und Ornithologen können mit dieser Methode häufig sehr genau auch sehr große Ansammlungen von Gänsen oder Kranichen zählen.
Historisches
Erst durch die systematische Beringung und später durch die Erfindung von Peilsendern konnte übrigens nachgewiesen werden, welch weite Strecken viele Arten zurücklegen, um dem Winter zu entfliehen. So dachte man lange, dass die Schwalben, die sich vor dem Abflug am Ufer sammeln, im Schlamm eingegraben überwintern. Gelegentliche Totfunde im Eis schienen diese Auffassung zu belegen.
Zu einiger Berühmtheit brachte es auch der so genannte Pfeilstorch. 1822 landete ein Weißstorch samt namensgebendem Pfeil im Hals auf seinem Horst auf Schloss Bothmer bei Klütz in Nordwestmecklenburg. Der erste Beleg, dass der Weißstorch bis nach Afrika zieht! Mittlerweile sind mehr als 20 Pfeilstörche dokumentiert.
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Johannes MüllerÖffentlichkeitsarbeit Naturwacht
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