Zurück in den AltlaufNeues Leben für die Stepenitz
Putlitz (01.10.2024) – In den kommenden Wochen wird die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg nördlich von Telschow (Landkreis Prignitz) die Stepenitz wieder in ihren ursprünglichen Flusslauf zurückverlegen. Die Wasserbaumaßnahme soll den ökologischen Zustand des Gewässers verbessern und Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten schaffen.
In den 1960er Jahren wurde die Flussschleife von der Stepenitz abgeschnitten, um den Gewässerlauf zu begradigen. Seitdem wird sie nicht mehr durchströmt und verlandete zusehends. Wertvoller Auenwald und Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Eisvogel, Bachmuschel und Elritze gingen verloren. In den kommenden Wochen schließt die auf naturnahen Wasserbau spezialisierte Firma „BSD Baustoff- und Gewässersanierung“ aus Dessau den 430 Meter langen Fluss-Altarm nördlich von Telschow im Amt Putlitz-Berge wieder an die Stepenitz an.
„Zuerst wird der Altlauf des Flusses entschlammt und bekommt sein ursprüngliches Profil zurück. Im Anschluss wird der begradigte Lauf der Stepenitz durch eine Sohlgleite, also eine Erhöhung der Gewässersohle, abgesperrt und so das Wasser in den Altarm gelenkt. Nach dem Ende der Bauarbeiten strömt die Stepenitz dann nur noch durch ihren wiederverbundenen Altarm. Bei sehr hohen Wasserständen kann der Fluss jedoch über die Sohlgleite hinweg zusätzlich durch den begradigten Abschnitt fließen. Dies dämpft die Flutwelle deutlich und dient als Hochwasserschutz“, erklärt Projektleiter Michael Zauft von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg.
Zudem baut die Dessauer Spezialfirma drei Totholzbuhnen in den Flussabschnitt ein. Das Wasser umkurvt diese Hindernisse, strömt an den Engstellen schneller, um dann wieder langsam dahin zu fließen. So entwickelt sich eine natürliche Flussdynamik und die Stepenitz kann sich ihre Gewässersohle selbst formen.
Seltene und bedrohte Arten profitieren
Die Rückverlegung des Gewässers in seinen Altlauf verbessert die Situation für den angrenzenden Auenwald, der zukünftig wieder regelmäßig überflutet wird. Viele seltene Pflanzenarten wie das Bittere Schaumkraut, das Echte Springkraut und auch die typischen Auwaldbaumarten Esche und Erle sind speziell an diese Überflutungen angepasst.
Die vom Aussterben bedrohte Bachmuschel sowie zahlreiche Libellen wie die Blauflügelige Prachtlibelle und Fische profitieren ebenfalls von der Rückverlegung des Flusses. Im Altlauf werden mit der Entschlammung die typischen kiesigen Sohlsubstrate freigelegt. Junge Bachmuscheln benötigen eine gut durchströmte Gewässersohle, die mit Sauerstoff versorgt wird. Diese Bedingungen sind nun gegeben. Seltene Fischarten wie Elritze, Groppe und Bachforelle können in den Kiesen ihre Eier ablegen, und die Jungfische finden später in den wurzelreichen Uferzonen Schutz vor Räubern und der Strömung.
Die Stiftung setzt die Baumaßnahmen im Rahmen ihres von der Europäischen Union geförderten Projektes „LIFE Bachmuschel“ um. Die Bachmuschel war einst eine der häufigsten Großmuscheln in Europa. Aufgrund von Gewässerausbau, Nährstoff- und Sedimenteintrag ist sie heute vom Aussterben bedroht, denn sie reagiert besonders empfindlich auf Verschlechterungen der Wasserqualität und der Flussbettstruktur sowie auf eine geringe Artenvielfalt im Gewässer. Dabei erfüllen die Tiere eine wichtige ökologische Funktion: Bis zu 85 Liter filtert eine erwachsene Muschel täglich und reinigt so Flüsse und Bäche. Geeignete Lebensräume zu schaffen, ist daher sowohl für Muscheln als auch Menschen von großer Bedeutung.
Für Rückfragen
Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
-Stiftung öffentlichen Rechts-
Heinrich-Mann-Allee 18/19
14473 Potsdam
Marc Thiele
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0331/ 971 64 820
E-Mail schreiben
EU-Projekt „LIFE Bachmuschel“
Projektleitung Michael Zauft
Telefon : 0331 / 971 64 868
E-Mail schreiben
Fotos
Die Fotos und Grafiken sind ausschließlich für redaktionelle Zwecke frei und mit Angabe des Copyrights kostenlos verwendbar. Zum Speichern in Originalgröße bitte anklicken.