Heckenpflanzung in Gollmitz und KröchlendorffProjekt im Landkreis Uckermark
Die Stiftungsflächen in Gollmitz und Kröchlendorff sind bislang ein überwiegend extensiv genutztes Ackerland. Es fehlten bislang charakteristische Landschaftselemente, die Lebensräume bieten und bestehende Biotope vernetzen. Das ändern wir seit 2023.
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Auf einen Blick
Projekt: Heckenpflanzungen und weitere Strukturanreicherung auf Stiftungsflächen in Gollmitz und Kröchlendorff
Ziel: Erhöhung der Struktur- und damit Artenvielfalt in der ausgeräumten Agrarlandschaft
Gebiet: ca. 56 Hektar im Landkreis Uckermark, Gemeinde Nordwestuckermark
Schutzstatus: Naturpark Uckermärkische Seen, SPA Uckermärkisches Seengebiet, in Angrenzung an das FFH-Gebiet Boitzenburger Tiergarten und Strom
Zeitraum: 2023 - 2026
Finanzierung: etwa 310.000 Euro, finanziert aus Mitteln der Ersatzzahlung
2024 haben wir Hecken und Solitärgehölze gepflanzt, Sukkzessionsflächen ausgewiesen und Kleinstrukturen wie Totholz- und Lesesteinhaufen angelegt. Auch die Einsaat von Saumstreifen stand auf dem Programm. Neben diesen Landschaftselemente haben wir auch den Landschaftswasserhaushalt verbessert und behalten ihn weiter im Blick: Mit dem Rückbau eines Meliorationssystems konnten wir temporär nasse Ackersenken wiederherstellen. Sie dienen Amphibien als potenzielle Laichgewässer.
Zwischen der Stromniederung als FFH-Gebiet und dem nördlich liegenden Waldgebiet Dodenberg, der Berkholzer Wiese/Laakgraben und dem Waldgebiet zwischen Naugarten und Gollmitz entsteht so ein Biotopverbund. Wir schaffen und erhalten – dem naturschutzfachlichen Leitbild entsprechend – hochwertige Lebensräume für wildlebende Pflanzen- und Tierarten wie Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäuse.
Die Projektflächen
Die Stiftungsflächen in Gollmitz und Kröchlendorff wurden als Nationales Naturerbe übernommen und sind bereits seit 2013 Stiftungseigentum.
Projektfläche Gollmitz
Die Projektfläche Gollmitz wurde als Teil großräumiger, intensiv genutzter Ackerflächen übernommen, mittlerweile wird die Fläche überwiegend extensiv genutzt. An der westlichen Grenze wächst eine Feldhecke - weitere Landschaftselemente wie Feldgehölze, Solitärbäume, Feldraine, Lesestein- oder Totholzhaufen waren auf den Projektflächen allerdings nicht mehr zu finden.
Im Gelände und auf älteren Luftbildern sind feuchte Ackersenken zu erkennen, die allerdings nur noch in sehr niederschlagsreichen Jahren mit Wasser gefüllt waren. Auf der Projektfläche befand sich ein Drainagesystem, das die zwei Ackersenken entwässerte. Der Wasserrückhalt im Gebiet war deutlich beeinträchtigt. Mittlerweile ist die Drainage beseitigt ud die Ackersenken sind wieder temporär mit Wasser gefüllt.
Projektfläche Kröchlendorff
Die rund vier Hektar Naturerbeflächen in Kröchlendorff sind Bestandteil der großen, intensiv genutzten Ackerflächen um Kröchlendorff und Gollmitz und liegen nordwestlich des Schlossparks Kröchlendorff.
Auch hier fehlten weitgehend Landschaftselemente wie Hecken, Feldgehölze, Solitärbäume, Feldraine und Kleinbiotope. Nur an der nordöstlichen Flurstücksgrenze wuchsen schon vor unseren Pflanzungen kleinflächige, gewässerbegleitende Gehölzbestände.
Die Projektflächen waren an drei Landwirtschaftsbetriebe verpachtet, die extensive Nutzung soll weitergeführt werden. Die Pflanzungen wirken als Erosionsschutz, verbessern das Lokalklima und bieten Nützlingen Lebensraum. Die neuen Heckenstrukturen dienen außerdem als Puffer zur intensiv genutzten Fläche im Norden.
Die Maßnahmen
Wir haben in den Projektgebieten Hecken und Solitärgehölze gepflanzt, Sukzessionsflächen ausgewiesen und Kleinstrukturen wie Totholz- und Lesesteinhaufen angelegt. Auch die Saumstreifen sind mittlerweise eingesät.
Auch den Landschaftswasserhaushalt behalten wir im Blick: Durch den Rückbau eines Meliorationssystems konnten wir temporär nasse Ackersenken als potenzielle Laichgewässer wiederherstellen.
Mit dem Projekt haben wir auch die Chance genutzt, im Pufferstreifen zum angrenzenden FFH-Gebiet Winterlebensräume für Amphibien zu schaffen. Denn in den Kleingewässern bei Berkholz westlich der Stiftungsflächen wurden Rotbauchunke und Kammolch nachgewiesen, weitere Nachweise gelangen östlich von Klein Sperrenwalde.
Heckenpflanzung
Auf knapp anderthalb Kilometern wachsen nun in Abschnitten mehrreihige, gestufte Hecken: etwa 1.200 Meter im Teilgebiet Gollmitz, gut 200 Meter im Teilgebiet Kröchlendorff.
Für diese Hecken kamen 13 verschiedene Laubbaumarten in den Boden: Ahorn, Eiche, Hainbuche, Wildapfel, Wildbirne und Winterlinde zum Beispiel. 15 heckentypische Straucharten wie Hartriegel, Weißdorn, Wildrosen, Schlehe und Strauchhasel ergänzen die Pflanzung. Um über das Jahr ein optimales Nahrungsangebot bereitzustellen, haben wir vor allem fruchttragende Sträucher und Frühblüher pflanzen lassen.
Die insgesamt rund 1.400 Meter langen Heckenpflanzungen in beiden Projektgebieten sind in einzelne Abschnitte mit einer Länge von jeweils rund 100 Metern gegliedert, um eine Barrierewirkung in der Landschaft zu vermeiden.
Die neuen Hecken sind durch Wildschutzzäune wirksam vor Verbiss und Fegeschäden geschützt. Die Solitärbäume erhalten einen Einzelbaumschutz. Drei Jahre lang, also bis 2026, werden die Pflanzungen gepflegt: konkurrierender Aufwuchs wird gemäht, die Gehölze in Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen ausreichend gewässert und der Wildschutzzaun instand gehalten. Der Zaun wird abgebaut, sobald die Hecke keinen Schutz mehr benötigt.
Sukzessionsflächen
Andere Abschnitte wurden nicht bepflanzt und bleiben damit der freien Sukzession überlassen. Das bringt Struktur in die langen Pflanzflächen und gestaltet sie abwechslungsreicher. Für größere Sukzessionsflächen haben wir Standorte in direkter Nähe zu den Naturräumen Laakgraben und Stromniederung ausgewählt, beide mit hochwertigem, naturnah ausgeprägtem Gehölzbestand. Auch zwischen den einzelnen Heckenabschnitten gibt es immer wieder kleinere Bereiche zur freien Sukzession. Insgesamt sind es in beiden Projektgebieten rund 3.300 Quadratmeter.
In freien Bereichen zwischen den einzelnen Heckenabschnitten in Gollmitz wurden die Sukzessionsflächen mit Solitärbäumen und kleinen Baumgruppen bepflanzt. Das bringt Struktur in die Landschaft. Hier kamen neben den typischen Baumarten wie z.B. Eiche, Hainbuche und Linde auch regionale alte Obstsorten in den Boden.
Lesestein- und Totholzhaufen
In beiden Projektgebieten bieten Lesestein- und Totholzhaufen Versteckmöglichkeit, Jagdrevier und Kinderstube für eine Vielzahl von Tieren und sind wertvolle Trittsteinbiotope: Diese Kleinstrukturen ermöglichen die Vernetzung von Arten zwischen isoliert liegenden Biotopen.
Im Projektgebiet Gollmitz sind es insgesamt 12 Lesesteinhaufen: sechs davon oberirdisch, sechs mit einem frostfreien Untergrund. Letzere können Amphibien auch als Winterquartier dienen. Die Wurzelstöcke und das unterschiedlich starkes Schnittmaterial von heimischen Gehölzen aus der Hecken- bzw. Waldrandpflege wurde zu mehreren Totholzhaufen gestapelt.
Die Projektflächen Kröchlendorff sind durch die Anlage von sieben Lesestein- und einigen Totholzhaufen aufgewertet.
Wiederherstellung feuchter Ackersenken
Damit periodisch feuchte Ackersenken den Amphibien wieder als potenzielle Laichgewässer zur Verfügung stehen, muss das Wasser länger in der Fläche gehalten werden. Ein etwa 600 Meter langer Sammler von dem fischgrätenartig zahlreiche Sauger abgingen, entwässerte bisher die zwei Ackersenken.
Mittlerweile ist das Drainagesystem wie geplant zurückgebaut. Hier waren zuerst Suchschachtungen notwendig: Der Meliorationsplan, die Schächte und der im Gelände sichtbare Auslauf gaben zwar Hinweise, waren jedoch kein zuverlässiger Lageplan. Die Drainagen bestanden vor allem aus 10 Zentimeter dicken Plastik- und Tonröhren, die in anderhalb bis drei Metern Tiefe lagen. Bei ihrer Entnahme sprudelte tatsächlich Wasser aus den Rohren - nach mehr als fünf Jahrzehnten war die Entwässerung noch immer wirksam. Bereits kurz nach diesen Baumaßnahmen füllten sich die Senken mit Wasser.
Die Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts ist ein weiterer Effekt: Durch die Deaktivierung der Drainage wird die künstliche Ableitung von Niederschlags- und Schichtenwasser unterbunden. Die Grundwasserneubildungsrate wird lokal erhöht und der Trockenheit im Zuge des Klimawandels dadurch zumindest im sehr kleinen lokalen Maßstab entgegengewirkt.
Krautsäume
Beidseitig vorgelagerte, blütenreiche Krautsäume mit unterschiedlicher Breite ergänzen die Heckenpflanzungen und Sukzessionsflächen: In den beiden Projektgebieten sind es insgesamt rund 13.750 Quadratmeter Saumflächen. Hier werden sich vor allem mehrjährige, überwinternde Hochstaudenstrukturen für Insekten, Vögel und Kleinsäuger etablieren.
An den Hecken ist die Ansaat auf etwa 10.000 Quadratmeter Fläche geplant. Dort verwenden wir regional produziertes, zertifiziertes Bio-Saatgut.
Die Säume im Bereich der Sukzessionsflächen – rund 4.000 Quadratmeter – werden nicht angesät. Stattdessen soll sich die Vegetation hier ohne Eingriffe entwickeln. Durch die unterschiedliche Lage und Exposition jeweils an der Nord- und Südseite bzw. Ost- und Westseite der Hecke können sich unterschiedliche Pflanzengesellschaften ansiedeln.
Holzpfähle aus Robinie oder Eiche grenzen die Säume zu den angrenzenden Landwirtschaftsflächen ab. Auch sie können einen zusätzlichen Kleinlebensraum für zahlreiche Wirbellose wie z.B. Wildbienen, Spinnen oder Hautflügler bieten, wenn sie aus einheimischen und unbehandelten Hölzern mit Rinde bestehen. Die Gemeinde Nordwestuckermark hat bereits signalisiert, Hölzer aus gemeindlichen Verkehrssicherungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Etwa alle 100 Meter wird ein Abgrenzungspfahl durch eine Greifvogelsitzstange ersetzt.
Auch diese Flächen sind drei Jahre land in der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege: Die Saumflächen werden abschnittsweise gemäht und das Mahdgut beräumt.
Es ist geplant, die beiden Projektgebiete im Rahmen der Erfolgskontrolle jährlich zu untersuchen und damit die Wirksamkeit der Naturschutzmaßnahmen zu überprüfen. So soll beispielsweise die Vegetationsentwicklung auf den Sukzessionsflächen beobachtet werden. Wir wollen die Frage beantworten, ob die Sukzession für ähnliche Standorte in der Agrarlandschaft eine günstige Möglichkeit zur Etablierung naturnaher, optimal standortangepasster Gehölzbestände in einem überschaubaren Zeitraum darstellen kann.
Exkurs - Lebensraum Hecke
Hecken sind typische Elemente unserer Kulturlandschaft und bieten wertvolle Nahrungs-, Nist-, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten in der Agrarlandschaft. Fledermäusen dienen Hecken auch als Orientierungshilfe in der Landschaft. Aufgrund ihrer vielfältigen Zusammensetzung sind sie Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten und haben damit eine große Bedeutung für den Erhalt von Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetieren.
Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge profitieren als Insekten von Hecken ebenso wie Laubheuschrecken, Grashüpfer, Käfer, Zikaden und Spinnen. Beispiele für Amphibien sind Erkröte, Gras- und Laubfrosch, für die Gruppe der Säugetiere Igel, Spitzmaus, Haselmaus, Fledermäuse, Kanichen und Reh. Typische Vogelarten der Hecken sind zum Beispiel Dorngrasmücke, Gartengrasmücke, Zilpzalp, Fitis, Goldammer, Neuntöter, Gelbspötter, Heckenbraunelle oder die Nachtigall.
Übrigens: Nach Brandenburger Biotopkartierung versteht man unter "Hecken" streifenförmige Feldgehölze mit einer Breite bis zu 20 Meter.
Ihr Kontakt
Florian GrüblerLeitung Stiftungsprojekte
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Janine RufferLeitung Großprojekte und LIFE Trockenrasen
Tel.: (0331) 97 164-740
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