Hutelandschaft "Ziethener Heide"Projekt im Landkreis Barnim

Die "Ziethener Heide" ist eine parkähnliche hügelige Hutelandschaft: Weiderasen und Hecken, Gebüschinseln und Solitärbäume wechseln sich ab, auch einige Kleingewässer gibt es. Lesesteinhaufen und liegendes oder stehendes Totholz ergänzen das Mosaik an Lebensräumen. Über eine angepasste Nutzung und behutsame Eingriffe zugunsten der Kleingewässer werten wir diese besondere Stiftungsfläche weiter auf. 

Auf einen Blick

Projekt: „Ziethener Heide – Naturschutzfachliche Aufwertung einer Hutelandschaft im FFH-Gebiet Groß-Ziethen“
Ziel: Aufwertung der Stiftungsflächen im Sinne einer strukturreichen Hutungslandschaft zur Förderung der Habitatbedingungen für Amphibien, Insekten, Vögel und Fledermäuse
Gebiet: ca. 32 Hektar im Landkreis Barnim, Gemeinde Neugrimnitz
Schutzstatus: FFH-Gebiet „Groß-Ziethen", Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Zeitraum: ab 2023

Die Projektfläche

Die etwa 32 Hektar große Stiftungsfläche liegt im Landkreis Barnim im FFH-Gebiet "Groß-Ziethen". Dieses FFH-Gebiet im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist von zentraler Bedeutung für den Erhalt von Rotbauchunke (Bombina bombina) und Kammmolch (Triturus cristatus) beides Arten, die nach Anhang II der FFH-Richtlinie geschützt sind. 

Wie auf den Luftaufnahmen von 1953, 2010 und 2020 zu erkennen, ist die Fläche von der Flurbereinigung weitgehend verschont geblieben.

Hier zeigt sich, wie strukturreiche Weidelandschaften aussehen können. Die "Ziethener Heide" entspricht dem Leitbild einer "halboffenen Weidelandschaft" und ist damit zum Beispiel ein besonders wertvoller Standort für zahlreiche Vogelarten des Offenlands. Durch eine angepasste Beweidung erhalten wir diese alte Hutungslandschaft, entwickeln und fördern eine vielfältige, standortgerechte Flora auf frischen und trockenen Standorten.

Bedeutung für Amphibien

Bedeutung für Brutvögel

Der Neuntöter ist ein typische Art der Weidelandschaften: Er profitiert von den dornigen Sträuchern, an denen er seinen Vorrat an Großinsekten wie den Dungkäfer aufspießen kann. Foto: Matthias Kober
Die Sperbergrasmücke ist eine gefährdete Art und kommt in der Regel im Verbund mit dem Neuntöter vor. Sie bevorzugt ebenfalls dichte Gebüschstrukturen als Bruthabitat. Foto: Gabi Franz
Die Klappergrasmücke ist eine häufigere Art, die Flächen mit Gebüschen und kleinen Bäumen bevorzugt. Sie kommt auch in Feldhecken, Garten- oder Parkanlagen vor. Foto: Mario Herzog

Die Ziethener Heide ist ein potenzielles Bruthabitat für typische Vogelarten der extensiven, naturnahen Weidelandschaften. Vor allem die durch Beweidung sehr dichten Gebüschinseln aus dornigen Sträuchern wie Brombeere, Schlehe oder Weißdorn bieten ideale Brutmöglichkeiten für Neuntöter (Lanius collurio), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Klappergrasmücke (Sylvia curruca ) und andere. Neuntöter und Sperbergrasmücke haben hier sogar einen Vorkommensschwerpunkt.

Auch dem Wendehals (Jynx torquilla), der die Übergänge von Wald, Solitärbäumen und Offenland mit kurzen Weiderasen für seine Nahrungssuche nach Ameisen braucht, kommen Struktur und Pflege der Fläche sehr entgegen. Ebenso dem Wiedehopf (Upupa epops), der in Baumhöhlen nistet und sich von Großinsekten wie den Dungkäfer ernährt.

Die Brutvogelarten profitieren ebenso wie die Amphibien von der gestiegenen Insektenmasse und dem damit höhreren Nahrungsangebot. Weidetiere bringen Insekten wie Dungkäfer, Dungfliegen, Bremsen, Fliegen und Mücken auf die Fläche. 

Bedeutung für Fledermäuse

Die Biotopkartierung: Kleingewässer, Laubgebüsche, Hecken, Flächenbiotope...

Durch ihren Strukturreichtum ist die Fläche auch eine Ideallandschaft für Amphibien: Sie bietet nicht nur unterschiedliche Laichgewässer, sondern auch Sommer- und Winterhabitate sowie Trittsteinbiotope. Die Nutzung der Ziethener Heide haben wir deshalb mit behutsamen Eingriffen zugunsten der Kleingewässer ergänzt, damit sie insbesondere Rotbauchunke, Kammmolch und Laubfrosch als Laichgewässer zur Verfügung stehen.

Die Kleingewässer der Ziehtener Heide sind sehr unterschiedlich – von sehr offenen und besonnten Gewässern, wie sie Rotbauchunke und Kammmolch bevorzugen, bis hin zu Gewässern mit Verlandungsstrukturen und Erlenbruchwald, wo eher der Moorfrosch zu finden ist. Auch der Laubfrosch braucht eine strukturreiche Umgebung mit extensivem Grünland, Hochstaudenfluren und Gehölzen in der Nähe der Laichhabitate, die er als Landlebensräume nutzen kann. Von den behutsamen Maßnahmen an den Kleingewässern profitieren aber alle Amphibien: Sie brauchen als Laichgewässer offene, besonnte Flachwasserzonen.

Die Maßnahmen

In den nächsten Jahren stehen eine Reihe von Maßnahmen an: kleinere wie das Entfernen von alten, nicht mehr benötigten Weidezäunen bis hin zu komplexen Aufgaben wie der Wiederherstellung von Kleingewässern und der Umsetzung einer naturnahen Standweide.

Alte Weidezäune entfernen

Ein überwallter Zaun mit Glattdraht

Alte Weidezäune aus Maschen- und Stacheldraht hatten keine Hütefunktion mehr, stellten jedoch ein Verletzungsrisiko für Wild- und Weidetiere dar. Sie wurden auf einer geschätzten Länge von 1500 Metern entfernt. Teilweise waren sie bereits in die Bäume eingewachsen.

Kleingewässer wiederherstellen

Hier werden Grauweiden entfernt und die Lesesteine, die vor Zeiten in die Kleingewässer geschoben worden waren, geborgen.
Es entstanden wieder besonnte Wasserflächen als Laichhabitate. Gewässernahe Totholz- und Lesesteinhaufen bieten nun einen Landlebensraum für Amphibien.
Auch hier stand im Spätsommer 2024 noch Wasser. Das Foto entstand im September. Eine extensive Beweidung hält das Kleingewässer frei.
Eines der im Herbst 2024 vertieften Kleingewässer, das nun etwas länger Wasser führen kann.

Einige der Kleingewässer führten nur noch temporär Wasser oder waren sogar vollständig trockengefallen. Die Hauptursache ist vermutlich in den geringen Niederschlägen der letzten Jahre zu suchen, allerdings gab es auch eine Drainage im Gebiet. Zwar lagen keine Meliorationsunterlagen für dieses Gebiet vor, bei einer Begehung hatten wir aber ein Überlauf aus Beton bei gefunden. Ausgehend von diesem Überlauf haben wir mit einer Probeschachtung nach unterirdischen Drainagerohren gesucht und wurden fündig: Einen Teil der Rohre wurde direkt entfernt, einen Teil zerstört. Diese Rohre liegen in gut anderthalb Meter Tiefe, sie komplett auszugraben hätte einen zu großen Eingriff in den Waldboden bedeutet.

Die Kleingewässer befanden sich in unterschiedlichen Sukzessionsstadien und wurden von Grauweidengebüschen beschattet. Um hier wieder offene, besonnte Wasserflächen herzustellen und Laichhabitate zurückzugewinnen, wurden diese Gebüsche entfernt und die Wurzelstubben als Totholzhaufen am Rand der Kleingewässer aufgeschichtet. Um die Eingriffe möglichst gering zu halten, haben wir auf eine frostsichere Anlage der Totholzhaufen verzichtet und keine Mulden ausgehoben. Auch im Spätsommer 2024 waren die drei Gewässer noch gut mit Wasser gefüllt und vor allem an einem konnten viele Teichfrösche nachgewiesen werden.

Im Herbst 2024 wurden zwei weitere Kleingewässer teilweise ausgebaggert und damit vertieft, so dass sie etwas länger Wasser führen. Denn manchmal sind es nur zwei oder drei Wochen, die den Kaulquappen zur Entwicklung fehlen. Den Aushub konnten wir zum Teil auf den Ackerflächen unseres Pächters ausbringen: So gelangen keine neuen Nährstoffe auf das die Kleingewässer umgebende Grünland. Den Rest haben wir vor eine Erlengruppe geschoben, deren Wurzelwerk durch den gesunkenen Wasserstand und dem damit einhergehenden Abbau von organischem Material frei lag. 

Angepasste Beweidung etablieren

Exkurs - Was bringt eine extensive Beweidung?

Beweidung fördert Artenvielfalt Grafik: Jenne Baule-Prinz

Bei einer extensiven, angepassten Beweidung gehen Schutz und Nutzung Hand in Hand. Anders als bei Mähwiesen werden nicht alle Pflanzen großflächig und zur gleichen Zeit abgeschnitten, sondern partiell von den Weidetieren gefressen. So bleiben immer Rückzugräume und Deckung. Außerdem werden Bodenbrüter und deren Gelege, Amphibien und Insekten nicht durch Mäharbeiten verletzt. Durch eine extensive Flächennutzung sinkt auch der Stoffeintrag in die Landschaft.

Durch ihre Weideaktivität fördern die Weidetiere den floristischen Artenreichtum, insbesondere durch die Regulierung der Konkurrenzverhältnisse: Sie schaffen Licht und Raum für niedrigwachsende und konkurrenzschwache Blütenpflanzen. Durch Wälzen und Tritt der Tiere entstehen offene Bodenstellen. Hier finden am Boden lebende Wildbienen und Käfer neue Lebensräume. Auch der Dung der vierbeinigen Landschaftspfleger wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus. Viele Insekten ernähren sich vom Kot der Weidetiere oder legen dort ihre Larven ab: Dungkäfer, Kurzflügler oder Fliegen zum Beispiel. Diese Insekten wiederum bilden eine wesentliche Nahrungsgrundlage für insektenfressende Vögel, Amphibien, Reptilien aber auch Säugetiere wie Fledermäuse. Pro Weidetier und Jahr, so haben Studien ergeben, können sich bis zu 120 Kilo Insekten entwickeln!

Grundvoraussetzung ist dabei ein großzügiges Verhältnis von Tier zur Fläche, damit ein vielfältiges und dynamisches Landschaftsmosaik entstehen kann: blütenreiche Staudenfluren, Weiderasen, punktuelle Brachen und eingestreute Gehölzinseln.

Die Entwicklung der "Ziethener Heide" evaluieren wir im Rahmen unserer Erfolgskontrolle: So messen wir die Wasserstände eines Kleingewässers über einen Lattenpegel. Die Amphibien werden erfasst. Das Brutvogel-Monitoring ist im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, HNEE, gewährleistet.

Ihr Kontakt

Ninett HirschStiftungsprojekte

Tel.: 0331 / 97 164 875
E-Mail schreiben

Max JungStiftungsflächen

Telefon: 0331 / 971 64 890
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