Segen und Fluch: LichtEin kurzes Gespräch über Lichtverschmutzung und Dunkelheit

Der Naturpark Westhavelland kann sich seit 2014 auch mit dem Titel "Sternenpark" schmücken, die Region um Rathenow zählt zu den dunkelsten Orten in Deutschland. Der Schutz der natürlichen Dunkelheit durch den maßvollen Einsatz von Beleuchtung in den besiedelten Gebieten ist ein Ziel des Sternenparks. Dabei hat der Mensch seit Jahrhunderten versucht, die Nacht zu erhellen, um sich zu sicher zu fühlen und den Tageslauf vom Sonnenlicht unabhängig zu organisieren. Sollten wir diesen Fortschritt für die Beobachtungsfreude von ein paar Astronomen wieder aufgeben? Wir haben Andreas Lauter gefragt, Ranger im Naturpark Barnim und Hobbyastronom.

Warum sollten wir das Dunkel schützen?

Es waren zwar die Astronomen, die bereits in den 1960er Jahren den „Verlust der Nacht“ durch die immer stärkere Beleuchtung beklagt haben. Inzwischen wird aber immer deutlicher, dass das die Lichtverschmutzung auch Auswirkungen auf die Umwelt hat, sogar auf uns selbst. Der überwiegende Teil unserer Schmetterlinge zum Beispiel ist nachtaktiv, eine künstlich erhellte Nacht stört ihr natürliches Verhalten. Bäume werfen ihre Blätter später ab, wenn die künstliche Beleuchtung ihnen "Sommer" vorgaukelt. Das kann zu Frostschäden führen. Menschen schlafen schlechter, denn unser Schlafhormon Melatonin wird nur bei Dunkelheit in ausreichender Menge produziert. Das sind nur ein paar Beispiele, wie das Licht unseren Alltag bestimmt.

Das heißt also, wir sollten nachts die Lichter wieder ausschalten?

Wir sollten genau hinschauen. Es geht darum, unnötiges Licht zu vermeiden. Notwendige Beleuchtung muss zielgerichteter und maßvoll eingesetzt werden. Die LED-Technik hat uns viele Möglichkeiten gegeben. Außerdem kann man Licht nach Bedarf dimmen oder über Bewegungsmelder steuern. Die LED-Technik ist energiesparend und inzwischen so billig zu produzieren, dass auch Ecken ausgeleuchtet werden, die vorher noch dunkle Rückzugsorte waren. Wir wollen die Nacht wieder als solche erlebbar machen und für den "Wert" der Dunkelheit sensibilisieren.

Wie kann man die Menschen denn für den Reiz der Dunkelheit gewinnen?

Die Lange Naturwacht-Nacht ist immer eine gute Möglichkeit, den nächtlichen Lebensraum zu erleben. Meist sind Fledermäuse oder Glühwürmchen die Stars der Touren, die unerwartet bunten Nachtfalter oder lautlos fliegenden Eulen. Wenn das Wetter mitspielt, fasziniert die Gäste unserer Touren aber auch immer der mehr oder weniger helle Sternenhimmel. Irgendetwas scheint uns mit diesen fernen Sternen zu verbinden. Wer dieses Gefühl erleben möchte sollte einfach mal nachts auf einer Wiese oder im Liegestuhl das Himmelszelt auf sich wirken lassen. Es gibt interessante Erklärungen für unterwegs wie <link typo3 www.visitdarkskies.com>Visit Dark Skies, die dieses Erlebnis fördern. Auch die Himmelsflyer der Naturwacht bieten eine erste Orientierung am Himmel.

Vielen Dank!

Link-Tipps

  • Sternenpark Westhavelland
    Nachts den Himmel entdecken, am Tage die Natur genießen.
  • Karte Die besten Orte
    Weitere Sternenparke oder Orte mit besonders dunklem Nachthimmel, weitere Links
  • Verlust der Nacht
    Umfangreiche Informationen zu allen Auswirkungen der Lichtverschmutzung
  • Karte Lichtverschmutzungs
    Diese Lichtverschmutzungs-Karte von Europa zeigt eindrucksvoll die Entwicklung der Lichtverschmutzung in Deutschland/Europa.

Downloads

Lassen Sie den Nachthimmel auf sich wirken. Worauf Sie achten können, erläutert Ihnen Andreas Lauter in diesen Flyern: