Natur verbindetAustauschprogramm mit Israel

Die Naturwacht Brandenburg versteht sich als Teil der internationalen Ranger-Gemeinschaft - den Austausch mit Rangern aus Israel zu unterstützen und mit Leben zu füllen, passt in dieses Selbstverständnis. 

Twinning Program - Winning Program

Die Idee, ein Austauschprogramm zwischen deutschen und israelischen Rangern aufzubauen, entstand bereits 2016 auf dem Welt-Ranger-Kongress der IRF in Colorado. Nur ein Jahr später besuchte eine erste Gruppe aus Israel den Nationalpark Bayerischer Wald und auf dem Europäischen Ranger-Kongress des ERF in Litomerice (Tschechische Republik) wurde neben dem Nationalpark Schwarzwald auch die Naturwacht Brandenburg Teil des Twinning-Agreement-Project: Israel & German Ranger AssociationsIm Mai 2018 fand der erste Besuch einer israelischen Delegation in der Hauptstadtregion statt, auch Kolleginnen und Kollegen aus Brandenburg waren bereits mehrfach in Israel zu Gast - zuletzt Anfang 2023.

Unter dem Motto „Twinning Program – Winning Program“, stehen der internationale Wissensaustausch und die gegenseitige Unterstützung und Fortbildung im Fokus des Programms. „Dieser gegenseitige Austausch ist enorm wertvoll und hilfreich, auch wenn die Naturräume unterschiedlich sind“, sagt Britta Schmidt, Leiterin der Naturwacht Brandenburg.

Internationale Ranger für ein Ziel

Im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern und Naturräumen stellen die Ranger immer wieder fest, wie ähnlich ihre Themen und Aufgaben sind. Dass die Arbeit der brandenburgischen und israelischen Naturwacht-Teams stärker verwoben ist, als man zunächst denkt, wird beim Thema Zugvögel schnell deutlich. Wertvolle Einblicke erhalten die Ranger aber auch zu Themen wie Artenschutz in der Landwirtschaft, Waldumbau und Projekten zur Wiederansiedlung.

Zugvögel

Millionen Zugvögel passieren Israel auf ihrer Reise zwischen den afrikanischen Winterquartieren und Europa, darunter auch viele Brutvögel aus Brandenburg. Dazu zählt neben dem Weißstorch auch der vom Aussterben bedrohte Schreiadler. Die Küste des Roten Meeres ist einer der wichtigsten Rastplätze zwischen den Wüsten Negev und Sahara. Hier Störungen der Tiere zu vermeiden, ist enorm wichtig. Dafür sorgen die israelischen Ranger.

Dabei arbeiten sie auch mit Birdlife Israel zusammen, die sich sehr stark für die Schaffung neuer Rast- und Nahrungshabitate für Zugvögel und deren Schutz einsetzen. Dies ist notwendig, da durch die Besiedlung und Landnutzung, insbesondere zur Salzgewinnung, inzwischen zahlreiche Rastplätze nicht mehr vorhanden sind. Daher werden Kooperationen mit Salzfirmen geschlossen und Salzteiche angelegt, um neue Rastplätze zu schaffen. 

Artenschutz in der Landwirtschaft

Israel erreicht trotz Hitze und Wassermangel bei Nahrungsmitteln einen hohen Selbstversorgungsgrad. Sogar in der Wüste werden Gemüse und Obst angebaut. Dies gelingt durch innovative Bewässerungsmethoden. Gleichzeitig ist aber auch der Einsatz von Pestiziden hoch, zum Beispiel von Rodenzitiden gegen Nager. Der israelische Ornithologe Dr. Yossi Leshem hat hier ein Projekt zum Schutz von Eulen initiiert. Unterstützt von Rangern bringt er Landwirten einen alternativen Pflanzenschutz näher: Sie zeigen, wie viele Mäuse Raubvögel vertilgen und demonstrieren anhand von besenderten Schleiereulen, wie sie sich zur Nahrungssuche auf den landwirtschaftlichen Flächen bewegen. Werden Eulen als natürliche Feinde von Mäusen eingesetzt, kann der Ernteerfolg sogar gesteigert werden, und das bei geringeren Kosten.

Waldumbau

Ähnlich wie in Brandenburg wurden in Israel zahlreiche Kiefernforste angelegt. Die Gründe für die Aufforstung dort: Unter osmanischem Recht berechnete man die Grundsteuer anhand der Anzahl der Bäume, was zu einer starken Abholzung und damit Versteppung führte. Die umfangreiche Aufforstung, die Anfang des 20. Jahrhunderts begann, sollte unter anderem den Boden schützen.

Das Waldbrandrisiko ist jedoch an beiden Orten erheblich. So ist man auch in Israel darum bemüht, eine natürliche Vegetation zu etablieren und die Kiefernforste zu Mischwäldern mit hohen Eichenanteilen umzubauen. Die gefällten Kiefern werden der örtlichen Bevölkerung als Brennmaterial zur Verfügung gestellt. Wälder, die sich im semi-ariden Klima Israels behaupten können, liefern zudem wichtige Daten und Erkenntnisse für die internationale Forschung.

Wiederansiedlungsprojekte

Auch im Bereich der Wiederansiedlung von Arten findet ein wertvoller Austausch statt. Ein Beispiel ist hier der in Israel vom Aussterben bedrohte Gänsegeier. Seine Eier werden künstlich ausgebrütet und die Jungvögel schließlich von der Israel Nature and Parcs Authority (INPA) markiert und besendert. So können neue Erkenntnisse über die Tiere gewonnen und zudem ein extrem engmaschiges Monitoring zu deren Schutz durchgeführt werden.

Darüber hinaus schalten Ranger verschiedene Gefahrenquellen für die Tiere aus: Mit speziell ausgebildeten Hunden spüren sie beispielsweise Giftköder auf, die von Bauern und Schäfern zur Bekämpfung von Raubtieren ausgelegt werden. 

Neben diesen Arbeitsfeldern stehen im regelmäßigen Austausch Themen wie Monitoring und Besucherlenkung im Fokus. Auch die Kooperation mit Freiwilligen ist in Israel ein wichtiger Bestandteil der Ranger-Arbeit: Hier wurde ein umfangreiches Freiwilligenprogramm ins Leben gerufen, da man aufgrund der riesigen Gebiete auf Unterstützung angewiesen ist. Die Umweltbildung gehört nicht zu den direkten Aufgaben der israelischen Kollegen. Dennoch nehmen sie aus Brandenburg immer wieder wertvolle Eindrücke und Impulse aus diesem Bereich mit.