Zu Besuch bei skandinavischen Bachmuscheln

LIFE Bachmuschel

Mitte Mai  machte sich auf den Weg nach Norden, um sich mit den dortigen Muschelschutz-Projekten UC LIFE (Dänemark) und LIFE CONNECTS (Schweden) auszutauschen. Auch drei Kollegen des Instituts für Binnenfischerei e. V. schlossen sich unserer Reisegemeinschaft an.

Durch nie endende Rapsfelder ging es als erstes nach Naestved auf Seeland. Nachdem wir unser Basislager aufgeschlagen hatten, trafen wir die dänischen und schwedischen Projektteams in Odense. Dort besuchten wir die FGU FYN, eine außerschulische Institution, die jungen Leuten abwechslungsreiche Beschäftigung für eine Neuorientierung im Leben gibt. Diese Orientierung brauchten wir jedoch nicht, denn wir waren mit einem ganz klaren Ziel da: Zwischen Werkstätten, Scheunen und Küchen befanden sich nämlich Fischaufzuchtanlagen, in denen Elritzen aufgezogen wurden. Da wir diese Maßnahmen auch in unserem Projekt umsetzen wollen, lauschten wir gespannt was die Mitarbeiter*innen zu berichten hatten. Auf einem Rundgang durften wir uns das Setup der Anlagen anschauen und erfuhren viel über die Aufzucht und Haltung der Fische. Eine besondere Herausforderung war wohl, die wild gefangenen Elritzen überhaupt zum Ablaichen zu bringen. Die Lösung hierzu involvierte spezielle Ablaichkammern Marke Eigenbau, eine Dekoration mit Erlenzweigen und Flusskieseln und kontrollierte Lichtverhältnisse. Haben die Elritzen eine gute Größe erreicht, wurden sie mit Glochidien (Muschellarven) beimpft und in Muschelhabitaten freigelassen. Diese Beimpfung fand in einem kleinen Labor neben den Aufzuchtanlagen statt und hier sahen wir auch unsere ersten skandinavischen Bachmuscheln. In klaren Wassertanks lagen trächtige Muscheln, die kurz davor waren, Glochidien ins Wasser abzugeben. Ist dies geschehen, werden Glochidien-Wasser und Elritzen zusammengeführt, damit sich die Muschellarven an den Kiemen der Fische festsetzen können. 10.000 dieser Elritzen durften wir nach dem Mittagsessen im Fluss Suså aussetzen.

Am nächsten Tag ging es über die Öresund-Brücke nach Schweden, wo wir in Malmö bei einem Muschelworkshop unsere Erfahrungen austauschten und uns auf den neuesten Stand der Forschung bringen ließen. Schnell zeigte sich, dass die Herausforderungen, egal wo, sich sehr ähneln. Bei einem Besuch im Labor von Muschel-Doktorand Sebastian rückten wir den Muscheln schließlich dicht auf die Schalen: unter Anleitung von erfahrenen Muschel-Handlern wurden wir in die Kunst des Muschelöffnens eingewiesen. Das ging mit speziell dafür angefertigten Zangen und ganz, ganz wenig Kraft. Ist die Muschel mal einen Spalt offen, kann man mit etwas Übung schnell sehen, ob es sich um eine trächtige Muschel handelt – eine Methodik, die wir auch bei der Beimpfung der Fische in Brandenburg nutzen wollen.

Ein besonderes Schmankerl war ein Ausflug zu einer alteingesessenen Population von Flussperlmuscheln (IUCN-Einstufung weltweit: gefährdet, FFH-Richtlinie Anhang II- und Anhang V-Art). Gute zehn Zentimeter Länge überschritten die Exemplare. Mit ihren rund 200 Jahren waren sie auch echte Methusalems.

Alles in allem hatten wir eine tolle Zeit in Dänemark und Schweden, und konnten eine Menge an Informationen aufsaugen. Wir wurden von den dänischen als auch den schwedischen Kolleg*innen herzlich empfangen (und mit Zimtschnecken vollgestopft) und durften von all ihren Erfahrungen profitieren und hoffen auf weiteren erfolgreichen Informationsaustausch mit ähnlichen Projekten.


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